PR 2719 – Enterkommando GOS'TUSSAN
öffnet oder die Verteidigungsanlagen desaktiviert. Und selbst wenn dort die gleichen Kodewörter benutzt werden wie in der Nebenzentrale, habe ich einfach die falsche Stimme und nicht die nötigen technischen Hilfsmittel dabei, um Bostichs Stimmmuster zu synthetisieren.
Er nahm Umwege, folgte langen Gängen, durchquerte Räume, nutzte Wartungsschächte, schnitt sich durch bereits beschädigte Wände. Mehr als einmal entging er der Aufmerksamkeit des Gegners eher knapp oder durch Zufall. Andererseits schienen sie kein Interesse zu haben, einen einzelnen Mann zu verfolgen, selbst wenn sie ihn entdeckten.
Ein weiterer Raum, ein Schacht, mehrere Stockwerke mühsamen Kletterns, um die Energiereserven zu schonen. Genug Zeit, in der die Gedanken immer wieder zu dem entscheidenden Moment im Transmitterraum zurückkehren konnten. Immer wieder spielte er ihn durch.
Ich habe gezögert. Einen winzigen Moment nur, aber auf so etwas kommt es oft an. Ich hätte vielleicht Bostichs Leben retten können. Warum habe ich gezögert? Wirklich aus Angst um mich selbst? Habe ich mich so sehr verändert?
Die letzten Gänge vor seinem Ziel waren bis auf einige tätige Reparatur- und Reinigungsroboter leer. Falls lebendige Techniker am Werk gewesen waren, hatten sie sich bereits dem nächsten Bereich zugewendet. Was an Soldaten hier stationiert gewesen sein mochte, war wohl bereits zu Brennpunkten der Schlacht beordert worden.
Der Zugang zur Landefeldschleuse stand offen. Jemand schien das Landefeld zu hastig verlassen zu haben, um ihn hinter sich zu schließen.
Meine Mannschaft? Mussten sie fliehen?
Er schickte eine Statusabfrage an die ARGO. Die Antwort kam umgehend: alles normal, niemand hatte sie zu entern versucht. Das wäre auch wenig Erfolg versprechend gewesen. Das vollautomatische Schiff ließ sich nicht von der Bedrohung mit Waffen beeindrucken, auch nicht, wenn diese gegen lebende Besatzungsmitglieder gerichtet wurden.
Eher würde die ARGO eigenmächtig die Selbstzerstörung aktivieren und die Mannschaft opfern, als zuzulassen, dass etwas von der in ihr reichlich verbauten USO-Spezialtechnologie in feindliche Hände fiel. Einzelne Leben bedeuteten wenig im Vergleich zu den möglichen Folgen solch eines Verlustes.
Vielleicht haben sie sich aber auf die Suche nach mir gemacht? Ybi wäre es zuzutrauen, dass sie den anderen die Hölle heißgemacht hat, bis jemand losgegangen ist ...
Tekener zog die Waffe und näherte sich langsam der Schleuse. Auch wenn nichts auf Gefahr hindeutete, musste er vorsichtig sein. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass onryonische Truppen über das Landefeld in die GOS'TUSSAN eingedrungen waren – die ARGO hätte auf jeglichen erkennbaren feindlichen Akt gegen das Flaggschiff reagiert –, aber andererseits war es ein Bereich mit strategischer Relevanz. Auch wenn niemand die ARGO direkt angegriffen hatte, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Kontrollstellen des Landefelds besetzt werden würden oder schon besetzt waren.
Er versicherte sich, dass die Schleuse leer war, bevor er sie betrat. Für einen Moment musste er den Blick vom Zugang nehmen, um die Schaltung zu bedienen, mit der das Schott geschlossen und der Schleusenvorgang begonnen werden sollte.
Der Moment reichte. Statt dass die Schleusentür zuglitt, schnellte ohne Vorwarnung die Belastungsanzeige seines HÜ-Schirms hoch. Während er sich fallen ließ und die eigene Waffe hochriss, um auf die aus dem Nichts aufgetauchten Angreifer im Schleusenzugang zu schießen, flackerte der Schirm und brach zusammen. Hitze erreichte durch den Anzug hindurch sein Bein und wurde zu scharfem Schmerz, der ihn aufschreien ließ.
»Feuer einstellen!«, rief eine tiefe Stimme. »Du auch, Terraner, wenn dir an deinem Leben liegt. Und versuch keine weiteren Tricks. Wenn du mich dazu zwingst, werde ich dich töten.«
Tekener ließ die Hand mit dem Strahler sinken, bis die Waffe auf dem Boden auflag, und schob sie ein Stück weg. Er lehnte den Kopf zurück gegen die Wand, an der er lehnte, und musterte den Sprecher, der gemeinsam mit drei weiteren Onryonen im Schleuseneingang stand und die Waffe auf ihn gerichtet hielt. Eine frische Narbe zierte die Wange des Mannes unterhalb einiger weißer Pigmentflecken, die auf interessante Weise das glänzende Lackschwarz seiner Haut unterbrachen.
Noch ein Gezeichneter. Der Gedanke entlockte ihm trotz des in seinem Bein tobenden Schmerzes ein schiefes Lächeln.
»Was wollt ihr noch von mir?«, fragte
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