PR Action 06 Regenten Der Energie
wertvollsten medizinischen Relikte einer Forschung, die sogar bis in jene Bereiche vorgedrungen ist, welche sich mit dem weitgehend ungeklärten Leben innerhalb der Schwarzen Materie befassen.«
Er warf ihr einen abfälligen Blick zu. »Von einer Wissenschaftlerin wie Ihnen hatte ich eigentlich mehr Leidenschaft erwartet«, tadelte er sie.
»Ich bin nur vorsichtig und versuche, mir einen kühlen Verstand zu bewahren«, entgegnete sie sachlich. »Ein wenig Distanz hat noch nie geschadet. Sie schützt vor allzu großer Enttäuschung. Es ist immer gut, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Abheben ist gefährlich.«
»Doktor Zhou, Sie werden mir wohl nie sympathisch!« Er spie die Worte förmlich aus und ging zugleich weiter. »Uns beide trennen ganze Welten! Das habe ich schon immer gewusst.«
Jiang lächelte still in sich hinein und folgte ihm kommentarlos. Wo er recht hatte, hatte er eben recht.
Ein mächtiger Felsbrocken ragte vor ihnen auf und versperrte ihnen die Sicht. Nachdem sie ihn passiert hatten, sahen sie die vielen flachen Gebäude, die sich um den Berggipfel gruppierten. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Im Inneren dieser Anlage verbarg sich die Brutkammer.
Noarto blieb erneut stehen. Er löste seinen Energiestrahler von der Hüfte und entsicherte ihn. Dann ging er weiter. ohne sich nach ihr umzusehen, bis hin zu einer Tür, die mit dem Symbol eines Doppelmondes versehen war.
»Nun machen Sie schon auf«, sagte sie ruhig. »Dass man uns nicht angegriffen hat, ist ein gutes Zeichen. Es lässt darauf schließen, dass es uns gelungen ist, unbemerkt bis hierher zu kommen.«
Der Ara drückte seine Finger gegen einen mit einem Kreis gekennzeichneten Sensor, und die Tür glitt leise zischend zur Seite. Sie gab den Blick frei auf einen düsteren Gang, dessen Seiten mit zahllosen Abbildungen galaktischer Wesen versehen waren und der sich nach etwa fünfzig Metern in weitere Gänge aufspaltete.
Ohne zu zögern, betraten sie ihn und verloren keine Zeit damit, die Bilder an den Wänden zu betrachten. Sie waren nicht so weit gekommen, hatten nicht all die Risiken und Entbehrungen auf sich genommen, um sich wenige Meter vor dem Ziel noch ablenken zu lassen.
Erst als sie die Gabelung des Ganges erreichten, blieben sie stehen.
Durch Glaswände, die vom Boden bis zur Decke reichten, konnten sie in mehrere Hallen sehen. In diesen erhoben sich zahlreiche senkrecht stehende Behälter, die mit einer gallertartigen, von Luftblasen durchsetzten Masse gefüllt waren. Darin schwebten unterschiedliche Objekte sanft auf und ab. Sie schienen embryonaler Art zu sein.
Außerdem fielen ihnen flache Behälter auf, die mit zahllosen Schläuchen untereinander und mit geheimnisvollen Geräten verbunden waren. Im Hintergrund waren gigantische Rechenanlagen und weitere Einrichtungen zu erkennen - teils so bizarr geformt, dass sie sich jeder Beschreibung entzogen.
Hunderte von Täuschern und Wächtern bewegten sich zwischen den Maschinen und Behältern, wobei keineswegs immer zu erkennen war, was sie dort trieben. Wächter waren kegelförmige Roboter, die an ihrer Spitze drei Tentakel hatten und die ansonsten für den Kampf gebaut worden waren. Hier schienen sie jedoch eine besondere Mission zu erfüllen.
»Verstehen Sie, was wir da sehen?«, fragte Jiang leise.
Der Ara stand neben ihr, grau im Gesicht und mit dem Ausdruck tiefster Niedergeschlagenheit. Er sah aus wie ein Mann, dem in Sekunden buchstäblich sein ganzes Leben zu nichts zerstoben war. Der Magen schien sich ihm zu verkrampfen, sodass er sich unwillkürlich nach vorn beugte, um ihn zu entlasten. Mit einer Hand stützte er sich an der Wand ab.
»Klon-Verfahren«, fuhr der Captain fort. Ihr war nicht entgangen, dass die Hände des Aras zitterten. »Gentechnische Ex
perimente. Ich denke, das ist es. Dadurch erklärt sich auch der Ausdruck Brutkammer für diese Anlagen.
Hier wird in der Tat etwas ausgebrütet.«
»Aus dem Steinzeitalter der Medizin!«, ächzte der Ara. »In diesen Gebäuden werden die biologischen Komponenten der Androiden produziert. Aber mit welchen Methoden! Das hat nichts, aber auch wirklich gar nichts mit moderner Medizin zu tun.«
»Dazu wird Gen-Material benötigt«, stellte Jiang ungerührt fest.
Sie war bei Weitem nicht so schockiert wie der Ara. Noarto hatte sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse erhofft und sah sich nun mit medizinischen Verfahren konfrontiert, wie sie vor Tausenden von Jahren genutzt worden waren. Mit der Medizin
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