PR Action 27 Mutantenschule Crest
Speedle trug die letzten Gepäckstücke zum Gleiter. Der Rest war bereits verstaut. Es wurde Zeit, von der Erde zu verschwinden und dorthin zu reisen, wo man den Wert von Mutanten noch zu schätzen wusste. Die Venus war derzeit ein einladenderes Fleckchen als Terra.
»Warum wohnen wir ausgerechnet hier, ganz nahe bei den schlimmsten Verwüstungen?« Dana Bligh hatte ihm die Frage wieder und wieder gestellt. Sie hatte das malerische Viertel in Atlan Village geliebt, nun verabscheute sie es. Die zierliche Blondine mit den grünen Augen und der Stupsnase ertrug die Anfeindungen der Menschen noch weniger als Speedle.
»Es ist bald vorbei«, tröstete er sie beim Einsteigen. »Unser Flug zur Venus geht in einer Stunde.«
»Ich hätte mir nie vorstellen können, einmal glücklich zu sein, die Erde zu verlassen. Leider ist es jetzt so, und das wegen all dieser Idioten.«
Ein Schrei machte Speedle aufmerksam. Er vernahm seinen Namen. Ein Gleiter mit offenem Verdeck näherte sich ihnen. Der kräftig gebaute Mann mit den langen, im Nacken zu einem Zopf gebundenen Haaren kannte die Insassen. Es waren zwei junge Burschen, die ein paar Straßen weiter wohnten und sich schon ein paarmal als Hetzer erwiesen hatten. Speedle machte Anstalten, wieder auszusteigen.
»Leg dich nicht mit ihnen an«, hielt Bligh ihn zurück. »Das macht alles noch schlimmer.«
Er hielt sich zurück und startete den Gleiter, setzte ihn gemächlich in Bewegung und verschluckte seinen Zorn. Auf der Venus würde man Dana und ihn mit offenen Armen empfangen.
Er folgte dem Verlauf der Straße nach Norden. Schon hier gab es Hinweisschilder, welche die Nähe des Space Port anzeigten.
»Sie folgen uns.«
»Was?«
»Diese Typen verfolgen uns.«
»Die wollen sich nur wichtigmachen und zeigen, wie stark sie sind. Hunde, die bellen, beißen nicht.«
Speedle beschleunigte und drückte den Gleiter in die Höhe. Er ignorierte das Fahrzeug hinter ihnen, drehte nicht einmal den Kopf, weil er den Anblick der Zerstörungen vergessen wollte.
Plötzlich ging ein harter Ruck durch den Gleiter. Speedle starrte die Kontrollen an und suchte nach einem Fehler. Ein weiterer Ruck riss das Fahrzeug aus seiner Bahn.
»Sie rammen uns!«, schrie Dana Bligh mit glockenheller Stimme. »Flieg schneller!«
»Ich habe keinen Zugriff mehr auf die Steuerung!«, erkannte Speedle. Er unternahm verzweifelte Bemühungen, einen Absturz zu verhindern.
Aus dem Antriebsbereich drang klagendes Heulen. Ein Aggregat war beschädigt worden. Der Bug des Gleiters kippte vornüber, er trudelte. Die ganze Welt begann sich um ihn zu drehen. Er schlingerte auf eine Fabrikhalle zu, und Dana stieß einen angsterfüllten Schrei aus.
*
Hätte Kakuta es nicht besser gewusst, hätte er Porogomal Zsiralch für ein Gespenst gehalten, für ein Phantom ähnlich Gremlins, die man in den Kindertagen der bemannten Raumfahrt für unerklärliche Pannen an Bord von Raumschiffen verantwortlich gemacht hatte.
Seit Stunden war Tako auf der Suche nach einer Spur des Merla-Merqa, der in keiner Datenbank verzeichnet war. Den Unterlagen der Einwanderungsbehörde zufolge hatte er Terra niemals betreten. Er besaß keine Anschrift und zahlte keine Steuern.
Selbstverständlich kannte ihn auch niemand.
Kakuta suchte eine Reihe von Halbweltgrößen auf, die ebenfalls als sogenannte Informationshändler tätig waren. Sie hatten nie von ihm gehört.
Josh Mastersons Verbindungen erwiesen sich ebenfalls als fruchtlos. Weder die GalAb noch die Terrania Security besaßen einen Hinweis auf Zsiralchs Aufenthaltsort. Die von Narim Trock gewonnenen Erkenntnisse waren, da es das Speakeasy nicht mehr gab, Makulatur.
Kakuta wünschte sich einen unkonventionellen Ermittler wie Trock, dessen Verbindungen und Kontakte bis dorthin reichten, wohin sonst niemand kam.
Inzwischen war später Nachmittag, und der Teleporter überlegte, ob er nach Imperium-Alpha zurückkehren sollte. Er war keinen Schritt weitergekommen. Vielleicht würde ein öffentlicher Aufruf den Merla-Merqa dazu bewegen, seine Deckung zu verlassen.
Allerdings bestand die Gefahr, dass auch Saquola davon Kenntnis erhielt und seinen früheren Partner als Sicherheitsrisiko liquidieren ließ.
Kakutas Kom-Armband schlug an, und er nahm den Anruf entgegen. Farid Antwar meldete sich mit schlechten Nachrichten.
»Zwei Mutanten, Dana Bligh und Herbert Speedle, waren mit einem Gleiter auf dem Weg zum Atlan Space Port, um von dort aus mit einem zivilen Raumer zur Venus
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