PR Action 28 Das Venusgehirn
dachte Jegorow mit einem Anflug von Bedauern.
Die Nähe von Vertretern der venusia-nischen Fauna war ihm zehnmal lieber als die von Menschen. Tiere folgten ihrer natürlichen Programmierung, keinem Kalkül, das darauf ausgerichtet war, einen Menschen zu etwas zu bringen.
Jegorow merkte auf, als sein Kom-Armband anschlug. Er beschleunigte, stabilisierte seinen Flug und winkelte den Arm am. Nicht schon wieder.; dachte er. Vergeblich, denn auf dem Display erschien die befürchtete Standardmeldung.
»Zwischenfall in der Arkonidenfes-tung! Eindringlingsalarm!«
Dreimal war das in den vergangenen Monaten geschehen, und alle Meldungen hatten sich als Blindgänger erwiesen. Niemand war in die Venusfestung eingedrungen. Sie enthielt nichts von Wert. Längst waren die Einrichtungen in der Positronik, dem alten Festungsgehim der arkonidischen Erbauer, abgeschaltet.
Jegorow war der Einzige, der mittels seiner Legitimation verschiedene Zugänge öffnen und ein paar wenige Posi-tronikanschlüsse nutzen konnte. Er und
- ein Heiterkeitsanfall befiel ihn, während er einen Schwenk vollzog, an Höhe gewann und der Hochebene entgegenjagte - Großadministrator Perry Rhodan.
Zuletzt hatte eine Kriechechse den Weg durch die Belüftungsanlage ins Innere gefunden, nicht Rhodan. Jegorow hatte den Durchschlupf verschlossen, und seitdem herrschte Ruhe. Bis eben.
Natürlich war es erneut blinder Alarm, der seinen Ausflug unterbrach, doch die Verwaltung hatte den Aussteiger nicht wegen seiner Ideale engagiert. Sein Lebensunterhalt wollte verdient sein. Manchmal wünschte er einen auf-
regenden Zwischenfall herbei, der seine Unabkömmlichkeit bewies. So viel Glück hatte er allerdings bislang nicht gehabt.
Jegorow raste dem Berg entgegen und spuckte Regenwasser aus, das ihm in den Mund gedrungen war. Ein Fehlalarm machte sich in den Protokollen immer noch besser als gar kein Arbeitsnachweis.
*
Perry Rhodan ging an Tako Kakutas Seite über den Grund einer klimatisierten Hochdruckkuppel. »Es freut mich, dass die Demonstrationen in Terrania abebben. Ich bin froh, dass es Ihnen so schnell gelungen ist, die Probleme mit Para-Dox zu lösen, Tako. Ich wusste, dass Sie der geeignete Mann für diese Aufgabe sind.«
»Ohne die Unterstützung von Master-son und Antwar hätte ich keinen so raschen Erfolg errungen.«
»Beide sind fähige Leute, ja, ich weiß. Sie haben mir noch nicht verraten, wie Sie Ihren Erfolg zustande gebracht haben.«
Kakuta legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel empor. »Es ist faszinierend, die Venus aus dem Weltall zu sehen«, schwärmte er. »Beim Anflug war sie wieder einmal weitgehend verhüllt.«
Das lag am Nebel, der häufig und dauerhaft über den ausgedehnten Dschungeln hing. Daran hatte sich nach der Terraformung des zweiten Planeten nicht viel geändert. Nach wie vor galt die Venus als geheimnisvoller Planet, unter dessen Oberfläche irgendwo die jahrtausendealten Reste arkonidischer Ansiedlungen liegen mussten. Die Festung mit der Positronik, dem sogenannten Venusgehirn, war alles, was die Ter-raner davon jemals gefunden hatten.
Rhodan war nicht entgangen, dass der
Mutant seiner Frage auswich. War etwas schiefgelaufen, was der Teleporter verschwieg? »Sie haben vor dem persönlichen Zusammentreffen mit Marshall nicht um ein Vieraugengespräch mit mir gebeten, um über die Venus zu reden.«
»Nein, Sir!«
Der Aktivatorträger nickte. Er drängte Kakuta nicht. Was diesem auf der Seele lag, musste er von sich aus loswerden. Sein Ersuchen zeigte, dass er das wollte. Rhodan beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Der Japaner wirkte stets ein wenig behäbig, jetzt schien eine zusätzliche Last auf seinen Schultern zu liegen.
»Wir hätten mit Waffengewalt gegen den militanten Anteil unter den Demonstranten vorgehen können«, überwand sich Kakuta. »Doch Sie wissen, dass ich ein Gegner eben davon bin. Zudem hätte ein hartes Vorgehen den Konflikt geschürt.«
»Deshalb haben Sie einen anderen Weg gewählt«, erkannte Rhodan feinfühlig. »Einen Weg, der Ihnen im Nachhinein nicht als der richtige erscheint.«
Er inhalierte den fauligen Geruch, der jederzeit aus den Dschungeln herübergetragen wurde und seinen Weg über die Belüftungssysteme der Kuppeln in ihr Inneres fand. Es war erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnte.
»Nicht erst im Nachhinein. Ich wusste von Anfang an, dass mein Plan unmoralisch ist. Es war mir gleichgültig. Vielleicht ist es das jetzt auch noch. Ich weiß
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