PR Action 28 Das Venusgehirn
das wird ihm zum Verhängnis werden. Er wird auf Saquolas Seite wechseln.«
Das klang nicht nach einer dahergesagten Phrase. Was meinte sein Bruder damit? Borram lauschte. Aus den Nebenräumen drang kein Laut, also waren die Zwillinge unter sich. Die Entscheidung musste zwischen ihnen beiden fal-
len. Kein anderer hatte damit etwas zu tun, weder Rhodan noch Saquola. Es ging nur um sie.
Und ich nehme dich doch mit.
Der Telepath erhielt einen heftigen Schlag vor die Brust. Er hatte für einen Moment nicht auf gepasst, und sein Bruder nutzte das gnadenlos aus. Naalone griff ihn mit seinen telekinetischen Kräften an. Mittels Gedankenkraft packte er wahllos Gegenstände, die in dem Raum verteilt lagen, und benutzte sie als Wurfgeschosse.
»Versuchst du wieder meine Gedanken zu lesen, um dich auf meine Angriffe einzustellen?«
Es gelang nicht. Naalone hatte einen undurchdringlichen Mentalblock errichtet. Eine Tasse raste auf Borram zu. Er vereiste sie zu einem schweren Brocken und brachte sie damit aus ihrer Flugbahn. »Warum tust du das?«
»Damit du endlich begreifst. Ich gehe nicht mit dir. Ich sorge dafür, dass du hier bleib st.«
»Niemals. Rhodan wird Saquola vor Gericht schleppen.«
»Rhodan ist genau da, wo Saquola ihn haben wollte.« Naalone lachte vergnügt auf. Es war ein kaltes Lachen, bar jeglicher Gefühle. Er schleuderte weitere Gegenstände.
Rhodan in der Falle? Nein, das glaubte Borram nicht. Ein altertümliches Schreibgerät, mit Tasten und einem schweren Gehäuse, traf ihn an der Schläfe.
Schmerzen rasten durch seinen Verstand. Er taumelte. Reiß dich zusammen!
Naalone deckte ihn mit einem wahren Geschosshagel ein. Gegenstände tanzten durch den Raum, drangen von verschiedenen Seiten auf den Telepathen ein, so wie bei den Übungseinheiten.
Doch dies hier war keine Übung. Wenn Borram sich nicht wehrte, würde sein Bruder ihn überwältigen. Ein Stuhl raste auf ihn zu, und er schaffte es gerade noch, dem Möbelstück auszuweichen.
Ihm blieb keine andere Wahl, als sich den Tatsachen zu stellen: Die Tage des Spiels und der Trainingsstunden waren vorbei. Aus der spielerischen Leichtigkeit war tödlicher Emst geworden. Mit ihrer Entzweiung hatten die Zwillinge ihre Unschuld verloren. Es war die bitterste Erkenntnis seines Lebens.
»Du würdest... mich umbringen?«
»Zwing mich nicht dazu, Bruder. Gib einfach auf!«
»Nein. Nein!« Voller Verzweiflung stieß Borram das Wort aus. »Du verrätst alles, woran wir geglaubt haben.« Er zog seine Waffe und feuerte einen Paralysestrahl ab - und verriet sich damit selbst. Seine kleine Welt ging unter, obwohl er seinen Bruder nicht traf.
Mit Gedankenkraft entwand ihm Naalone die Waffe, bevor er ein zweites Mal schießen konnte. »Zu leicht, Bruder. Zu einfach. Du hast meine Kräfte immer unterschätzt, so wie alle. Nur Saquola weiß, wozu ich fähig bin.«
Wozu bist du fähig, Bruder? Zum Schlimmsten?
Gegenstände, die er nicht erkannte und denen er nicht ausweichen konnte, prasselten auf Borram ein. Er riss die Arme vors Gesicht, um sich zu schützen, und stürzte sich mit einem Schrei auf seinen Bruder. Körperliche Gewalt war die einzige Möglichkeit, ihn zu überwinden. Er erreichte Naalone nicht. Unsichtbare Kräfte packten ihn und schleuderten ihn durch den halben Raum.
Die Hiebe aus dem Nichts waren wie körperliche Schläge. Nie zuvor hatte Naalone ihn so heftig attackiert. Die Gnadenlosigkeit der Angriffe bewies, dass das Band zwischen ihnen zerschnitten war.
Borram wollte sich wehren, doch sei-
ne Kräfte versagten ihm den Dienst. Sein Bruder war stärker, viel stärker als er. Telekinese war eine Offensivwaffe, der mit Telepathie nicht beizukommen war. Borram wurde hart getroffen und ging zu Boden. Er wusste, dass jeder weitere Appell an Naalones Vernunft sinnlos war.
Abermals wurde er von einem mentalen Hieb getroffen, und die Welt um ihn herum erlosch.
*
Rhodan konnte sich nicht erinnern, schon einmal auf einen unbewaffneten und dennoch so souverän reagierenden Gegner getroffen zu sein. Saquola hätte ihn leicht aus dem Hinterhalt überwältigen können, stattdessen stand er seinem Verfolger unbewaffnet gegenüber und blieb erstaunlich gelassen.
Etwas stimmte nicht. Saß Rhodan einem weiteren Trugbild auf, oder war er in eine Falle gegangen, die er nicht durchschaute? Er hatte schon einige Widersacher erlebt, die den Fehler begingen, sich mit der Waffe in der Hand für überlegen zu halten. Saquola hingegen war
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