PR Action 30 Das Dunkle Korps
wollte nur noch eines: ausruhen. Schlafen. Kalt duschen. Heißen Kaffee trinken. Keine Chance, Rhodan, sagte ich mir.
Wir tauchten in den Schatten ein; ich bildete mir ein, dass es schlagartig kühler wurde. Erleichtert setzte ich mich auf einen der Steine, holte ächzend eine Wasserflasche aus der Tasche, trank sie halb leer und schüttete mir die Hälfte des Rests über den Kopf.
Der kalte Guss schien meine Analysefähigkeit wiederheigestellt zu haben. Wenn Angehörige des dunklen Korps das Transmitter-Empfangsgerät entfernt hatten, wussten sie auch, dass ich vom Weinberg ins Haus der Nadshüls gelangt war.
Darüber hinaus war es, technisch gesehen, keine Schwierigkeit, Hemants und meinen Marsch zu verfolgen; inzwischen kannte das Korps wahrscheinlich auch unser Ziel, nämlich die Plantage. Sie konnten unseren weiteren Weg ebenso leicht beobachten, wenn sie daran interessiert waren, wo ich mich aufhielt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass mich Saquolas mörderische Truppe in der Stadt erwartete, war groß - immer vorausgesetzt, man beobachtete mich unausgesetzt. Daher musste ich damit rechnen, dass in Thorta meine Flucht zu Ende war, ehe ich den Schutz des Roten Palasts erreicht hatte.
Eine wenig positive Aussicht für die nächsten Stunden, dachte ich, und diese Erkenntnis verbesserte meine Stimmung keineswegs. Immerhin: Ich war nicht mehr unbewaffnet.
Hemant kramte aus seiner Tasche zwei Becher aus ultradünnem, volltransparentem Plastik und eine Flasche, füllte die Becher halb und hielt mir eines der Gefäße entgegen. Die Becher waren so gut wie unsichtbar; es schien, als schwebe ein Zylinder aus glutroter Substanz zwischen den Fingern meines Gastgebers frei in der Luft.
»Trinken Sie, Herr Großadministrator.«
Ich verteilte das warm gewordene Wasser über Gesicht und Hals und im Haar und verschloss die Flasche. Danach fühlte ich mich trotz der Nässe und der salzigen, vom Staub gefärbten Tropfen wohler, nahm vorsichtig einen Becher und trank einen Schluck kühlen Weines.
Leise sagte ich: »Ich erwarte einige Raumschiffe und meinen MinisterFreund. Wenn wir einen oder zwei gebrauchte Gleiter erübrigen können, würde ich sie Ihnen gern zum Geschenk machen.«
»Sie haben unsere Maschinen gesehen. Sowohl die Personengleiter als auch die Lastengleiter ... ausgeglüht, unbrauchbar. Das wäre ein hochherziges Geschenk, mein Freund.«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, antwortete ich und aß einige Bissen Käse, geräucherten Schinken und drei gefüllte Pilze.
Hernant kramte einige vitaminreiche Riegel aus seiner Tasche und reichte mir zwei. »Geheimrezept meiner Frau. Gly-mara mischt sie aus getrockneten Trauben, Honig, Obststückchen und Gewürz zusammen.« Er grinste kurz. »Was wirklich alles darin ist, verrät sie nicht. Aber wir werden nachher vor Energie bersten, Herr Großadministrator.«
»Wenn Sie es sagen - wenn Sie mich tragen müssen, war die Mischung wirkungslos.« Ich rang mir ein müdes Lachen ab.
Das Gewürz schien eine ferronische Abart von Vanille zu sein. Das zähe, süße Gemenge schmeckte tatsächlich nach reifem Obst und war sehr gehaltvoll. Von einer plötzlichen, wundersamen Wirkung spürte ich auch nach dem zweiten Riegel nichts.
Ich reinigte meine klebrigen Finger und blickte in die Richtung des unnahbar fernen Waldrandes. »Erst einmal muss ich den Thort sprechen. Haben wir die erste Weghälfte hinter uns?«
»Fast zwei Drittel.«
»Höre ich gern. Ich bin gerade nicht in Topform, wissen Sie.« Ruhig aßen und tranken wir, schwitzten und schauten unter den weit ausladenden Ästen in die heiße, leere Weite der Savanne. Wie eine dunkelgrüne Mauer erstreckte sich der breite Waldstreifen, angeblich Tichos Plantage, zwischen uns und unserem Ziel.
Ich fragte schwer atmend: »Diese Mühle, Hernant - Windmühle? Wassermühle? Oder, was sich anböte, solarbetriebene Mahlgänge?«
»Lassen Sie sich überraschen. Tiefenkräfte, wirkungsvoll und konstant.« Hernant redete, als spräche er vom Garten Eden oder der südlichen Ecke des Paradieses. »In einer wunderbaren Krol-bäume-Plantage, durchsetzt von edlen Eichen.«
Auch davon hatte ich bisher nichts gewusst. Also würde ich mich überraschen lassen müssen. Das letzte Drittel des Marsches sollte ich trotz meiner Beeinträchtigungen noch schaffen, ohne dass ich zusammenbrach. Ich glaubte zu spüren, dass dieser sonnendurchglühte Wein meinen Nachbarn ebenso stärkte wie mich. Oder waren es die Zauberriegel Glymaras?
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