PR Action 30 Das Dunkle Korps
durch eine Temperatur schleuse in einen überdachten Innenhof. Dort stiegen wir in einen mittelgroßen, gebraucht aussehenden Gleiter mit dem Firmenaufdruck TM - TICHOS MÜHLE.
Das Fahrzeug war in einem auffälligen Muster lackiert. Schwarze und
gelbe Streifen wechselten einander, einem Zebrafell ähnlich, vom Bug bis zum Heck ab. Ticho Tapi und Hernant beseitigten diskret ihren Schweiß, und wir schlossen die Türen. Die Klimaanlage lief mit mittlerer Leistung. An Klemmvorrichtungen hingen gefütterte Thermojacken und Mützen mit Ohrenschützern aus der gleichen Stoffart.
Ticho nahm auf dem Pilotensitz Platz, ein Rolltor glitt in die Höhe, und wir schwebten ins Freie. Wega stand zwei Handbreit über dem Horizont; in etwa zwei Stunden würde die Nacht des
10. Juli anbrechen. Dann konnten wir zwischen den Sternen den Mond Ferrolia auf seiner Wanderschaft beobachten.
3. In den Hügeln von Thorta
Thorta war eine Flächenstadt von rund 275 Kilometern Durchmesser, keineswegs kreisrund, sondern mit unregelmäßig ausufernden Vorstädten. Ein riesenhaftes Stadtgebiet, das für den Einzelnen nahezu unüberschaubar blieb. Trotz der ungefähr 100 Millionen Einwohner erhoben sich viele Bauwerke, auch in den Vorstädten, aus parkähnlich gestalteten Zonen. Die höchsten und auffälligsten Bauten waren so etwas wie Leuchttürme ihres jeweiligen Viertels, aber deren Kenntnis war auch eine Wissenschaft für sich.
Der Raumhafen und die angeschlossenen Vorsorgungsanlagen befanden sich weit außerhalb des Stadtgebietes, das über Tausende Restaurants und ebenso viele kommunale Einrichtungen verfügte sowie über Hunderte Hotels, Motels, Pensionen und Ferienanlagen; ich erinnerte mich an die Fünfsternehäuser, das Rasthaus, das Olphateen und das Weiße Auge, die allesamt in malerischen Gärten an der Straße der Einheit lagen.
Das Meer und zahlreiche Buchten erstreckten sich nördlich der Stadt. Am Stadtrand, nahe dem Raumhafen, erhoben sich die Zweckbauten der Magazine und Zwischenlager jener Gesellschaften, die regelmäßig zwischen Terra und Fer-rol verkehrten; USEP-Route, Cerrolith-Express oder Pyros-Kurier, zusammen mit den Schiffen der fahrplanmäßigen Verbindung des Firmenverbunds der Wega-Kooperation.
Wir näherten uns von Südosten, von den niedrigen Hügeln her, den letzten bewaldeten Ausläufern des Gebirges der Sichas.
Als wäre das Schweigen in der »gekühlten« Gleiterkabine störend und lästig, erklärte Ticho Tapi plötzlich vom Pilotensitz aus: »Der Rote Palast, aber das wissen Sie vielleicht, Großadministrator, hat die Größe einer kleinen Stadt. Er liegt ungefähr in der Mitte Thortas.«
Der »Palast« war, soweit ich mich erinnerte, ein verschachtelter, ausgedehnter Gebäudekomplex mit Hauptgebäuden, Nebengebäuden, Türmen, Seitenflügeln und Verbindungsgängen in der Tiefe, am Boden und in größerer Höhe. Er lag ebenfalls in einem Park alter Bäume, voller künstlich angelegter Teiche und Wasserläufe, nachts effektvoll ausgeleuchtet; das Thortische Museum ferronischer Geschichte war nur ein Teil der ausgedehnten Anlage.
Überall patrouillierten die Palastwachen in schneeweißen Uniformen. Ihre Unterkünfte und Sicherheitsdepots waren über die gesamte Anlage verteilt.
Der wichtigste Ort, das ungewöhnlichste Gebäude innerhalb des Roten Palasts, war der »Saal der Beschlüsse«. In ihm traf sich der Ministerrat. Wahrscheinlich fanden wir dort auch Sanger Nadshül.
»Ich erinnere mich an viele Einzelheiten.« Vergeblich suchte ich nach ter-ranischen Raumschiffen im Landeanflug. »Daran, dass ein sogenanntes dunkles Korps jemals die Hauptstadt tyrannisierte - daran erinnere ich mich nicht.«
»Die Zeiten haben sich geändert«, warf Hemant grimmig ein. »Seit einigen Wochen gibt es diese verdammten Unruhen.«
»Ich hab in den Nachrichten gehört, dass dein Sohn gegen das dunkle Korps viel nachdrücklicher vorgehen will als selbst der Thort«, sagte Ticho in einem Tbnfall, der leicht vorwurfsvoll klang.
»Er war schon immer so: wenn er etwas unternimmt, dann gründlich.« Hernant starrte durch die Frontscheibe. Die Seitenscheiben und die Heckscheibe waren verdunkelt, trotzdem strahlte Wega als kleine, stechend weiße Scheibe durch die bernsteinfarbene Dämmung. Nach einem kurzen Auflachen fuhr er fort: »Er hat sich ja auch gründlich vom Weinberg verabschiedet. Es heißt, er würde nicht einmal mehr Trauben essen und keinen Traubensaft trinken.«
Selbst ich musste lachen. Der
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