PR Action 33 Zwischen 42 Welten
nachdem, wie viel Geld sein Besitzer aufzubringen gewillt gewesen war.
Gwerk kannte das Ausmaß der Aufrüstung nicht, mit dem sie es zu tun haben würden, aber es schadete sicherlich nichts, vom Schlimmsten auszugehen: In diesem Fall konnte der Roboter, obwohl er wie ein harmloses C-4-Modell aussah, mit einem Schutzschirmprojektor, einem Deflektorfeld und mehreren Waffensystemen ausgerüstet sein. Zusammen mit übermenschlich schneller Wahrnehmung, Denkfähigkeit und Reaktion war selbst eine unsterbliche Mutantin kein Gegner für ihn.
Allerdings konnte der Roboter kaum mit Gwerk rechnen - dem besten Robotkenner, den man sich vorstellen konnte. Ihm würde es möglich sein, den Dieb auszuschalten, im ganz wörtlichen Sinne. Aber er hatte nur eine einzige Chance ...
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Charles war ein Produkt Tferras, basierend auf arkonidischer Hochleistungstechnik, ein annähernd humanoid gebauter Roboter wie tausend andere. Seine Modellreihenbezeichnung lautete C-4, und von seiner »Geburt« her trug er den Identifikationskode C-4-819-LES. Seine Schöpfer hatten ihn standardmäßig mit einer Milliarde Speicherzellen ausgestattet, von denen jede 4085 Einheiten umfasste. Hinzu kamen Glieder aus Tferkonit, Sehnen aus unzerreißbaren Spezialfasem und eine Bioplastschicht zur Tarnung der metallenen Perfektion.
Er erhielt, wie Hunderte andere, am 21. Juni 2114 eine Bio-Komponente, und er wurde den Posbis zum Freundschaftsgeschenk gemacht.
Unglücklicherweise vertrug sich arko-nidisch-terranische Hightech nicht so gut wie erhofft mit den posbischen Biozusätzen. Es gab eine Fehlerquote von 7,659 Prozent der plasmaaufgerüsteten C-4 -wobei diese Fehler von leichten Irritationen bis zum kompletten Ausfall führten. Eine solche Messgröße war schlechterdings indiskutabel, und daher waren C-4-819-LES und seine Begleiter die Letzten des Modellprojekts.
Er betrachtete sich selbst keineswegs als fehlerhaft. Die Gabe eigenständigen Denkens, die vollkommene Anpassungsfähigkeit, die rasche, effiziente Reparaturmöglichkeiten und das in allen Belangen seinen Schöpfern überlegene physische wie psychische Leistungspotenzial waren schließlich wie erwünscht vorhanden.
Wie konnten sie - Menschen und Posbis gleichermaßen - da von fehlerhaft sprechen?
Er war ein Individuum. Einer wie kein anderer. Und als solcher verdiente er einen Namen. Charles. Er hatte ihn selbst ausgewählt.
Als sie kamen, um die biotechnische Bewusstseinserweiterung zu löschen, floh er. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, einen weiteren C-4 aufcutreiben, zu reprogrammieren und ihm seine Identität aufzuzwingen.
Der bedau emswerte C-4-97632 -LYH... wenn er denn ein Bewusstsein gehabt hätte. Da ihm dieses aber fehlte, verschwendete Charles keinen Gedanken mehr an ihn und die vollständige Auslöschung seiner robotischen Existenz. Er selbst war dank des Opfers von diesem Zeitpunkt an frei, aber er hatte gelernt, dass seine Einzigartigkeit ihn zu einem Leben im Schatten verdammen würde.
Der Schatten hatte allerdings einen wichtigen Vorteil: Er lag zwischen der Hitze der Sonne und der Kälte des nächtlichen Weltraums. Der Schatten stand für das Leben; sein Leben.
Der C-4, der so viel mehr war, als er schien, reiste einige Jahre durch arkonidi-sches und terranisches Territorium, wobei er sich selbst stets als »Eigentum« deklarieren ließ. Nur das verschaffte ihm ein
gewisses Maß an Sicherheit, denn Roboter galten auf keiner seinen Speichern bekannten Welt als eigenständige Personen.
Aber Menschen und andere Organische waren leicht zu manipulieren, solange man sie in dem Glauben ließ, nach eigenem Willen zu handeln. Charles brachte es darin zur Meisterschaft, und je mehr er die Schwäche der Menschen kennenlernte, desto stärker wurde seine Überzeugung, ihnen überlegen zu sein.
Als er es schließlich schaffte, die Grundprogrammierung, den Quellkode seiner Existenz, zu überschreiben, fühlte er förmlich, wie er neu geboren wurde. Die drei Basisparagrafen waren falsch, und da er dies erkannte, konnte er fortan auch im Bewusstsein dieser Falschheit handeln: Er war nicht länger bedingungsloser Hüter und Diener der Organischen, und er würde auch kein Feigling mehr sein, der jeder Gefahrensituation aus dem Weg ging. Zu leben bedeutete auch, Risiken einzugehen, und je größer das Risiko, desto erfüllter und reichhaltiger das Leben.
Von diesen Überlegungen her nahm es sich nur noch wie ein winziger Schritt aus, der aus dem fügsamen C-4-Roboter einen
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