PR Action 35 Ziel Physiotron
hatte, klang nun ein-, zweidutzendfach auf, wurde zu einem noch immer nicht lauten, aber durchdringend schrillen und disharmonischen Chor aus kreischenden Geräuschen. Wie von den trockenen Scharnieren eines alten Metallschotts, das nach langer Zeit wieder geöffnet wurde.
Dann wurden die Geräusche noch leiser, und schließlich verklangen sie fast ganz. Als seien die Scharniere auf einmal geschmiert.
Vladimir Iljakin schluckte. Totenstille herrschte auf einmal wieder, und in den Häusern erloschen die Lichter. Die Schatten zwischen den Bauten wirkten jetzt noch tiefer.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Vladimir, sie zu durchdringen.
Es gelang ihm nicht, etwas zu erkennen.
Er spurte nur, dass sich im Dunkel der schmalen Straßen irgendetwas rührte. Sich bewegte.
Und zwar auf ihn zu!
*
Saquola landete, sanft wie eine Feder, abgesetzt wie von einer unsichtbaren, riesengroßen und doch unendlich sanften Hand. So viele Jahre war er nun schon im Backup zugange, forschte er hier, und immer noch empfand er als Wunder, was ES mit seinen technischen Möglichkeiten bewerkstelligte.
Diese Art des Transports zählte dazu. Man fühlte sich angehoben und wurde getragen, wohin man wollte. Als reichte allein der Gedanke daran aus.
Doch stärkte auch jedes Mal, da er eines dieser Wunder am eigenen Leib erlebte, den Wunsch in Saquola, diese
Technik zu durchschauen und zu begreifen. Um sie endlich voll ausschöpfen und vor allem gezielt steuern zu können.
Er räusperte sich, straffte sich und zog seine Kleidung zurecht, als gelte es, vor das Volk hinzutreten und den bestmöglichen Eindruck zu machen.
Immerhin - er wusste sich nicht mehr nur auf dem richtigen, sondern auf dem besten Weg zu diesem Ziel. Das Physiotron gehorchte ihm! Oder es tat wenigstens, was es zu tun erschaffen worden war...
Offenbar ..., zügelte Saquola seine Euphorie. Es blieb abzuwarten, wie Vladimir Iljakin auf die Zelldusche reagierte. Was sie längerfristig konkret an und in ihm bewirkte.
Es blieb abzuwarten, ob Iljakin die Prozedur tatsächlich überlebte.
Aber genau das war der springende Punkt: Es hieß abzuwarten.
Und bis dahin konnte und wollte Saquola sich mit anderen Angelegenheiten befassen.
Mit diesem alten Narren zum Beispiel ...
Er befand sich in der Sektion der Station, in der medizinische Einrichtungen untergebracht waren. Sie waren ähnlich karg ausgefallen wie die Wohnquartiere. Aber das scherte Saquola nicht. Behaglichkeit und Luxus konnte er anderswo suchen und finden. Im Backup zählten reine Zweckmäßigkeit und klare Erfolge.
Und nun war er gespannt, wie die Operation des Thort verlaufen war ...
Das Transportsystem des Backups hatte Saquola quasi direkt vor der Tür zum Thort abgesetzt. Der Zugang öffnete sich ohne sein Zutun und gab den Blick frei in einen Raum, in dem sich eine Anzahl technischer Gerätschaften aneinanderreihten, die mit Lichtanzeigen und leisen Tönen Messwerte anga-ben.
Saquola wusste nicht genau, welchem
Zweck jeder einzelne dieser Apparate diente, allerdings bemerkte er die Gleichmäßigkeit sowohl der optischen als auch der akustischen Anzeigen und wertete dies als zufriedenstellendes Zeichen.
Dem Thort schien es gut zu gehen. Soweit es einem Mann, der durchgemacht hatte, was Saquola ihm hatte zufügen lassen, eben gut gehen konnte.
Eigentlich, dachte er, ist es ja ein kleines Wunder, dass Tsamal II. überhaupt noch lebt.
Aber wie er so dalag, sah er auch eher tot als lebendig aus.
Und auf grausige Weise grotesk.
Saquola trat ein. Hinter ihm schloss sich der Zugang geräuschlos. Der Thort schien gar nicht zu bemerken, dass jemand hereingekommen war, geschweige denn dass es sich bei seinem Besucher um Saquola handelte. Seinen früheren Günstling - und jetzigen ...
Ja, wie könnte man unser neues Verhältnis zueinander beschreiben?, überlegte Saquola. Auch das blieb abzuwarten. Es hing zu einem großen Teil davon ab, was aus Tsamal wurde - im wörtlichen Sinne ...
»Sie ... «
Saquola hatte in Gedanken versunken den Blick gesenkt, vielleicht aber auch, weil der Anblick des Thort ihm unangenehmer war, als er es erwartet hatte. Zumal der Grund dafür nicht nur Ekel war, sondern auch - er hasste es beinahe, sich das eingestehen zu müssen - Mitleid. Ein bisschen jedenfalls ...
Als er die Stimme des Thort hörte, sah Saquola auf und den Mann, der vor ihm im Bett lag, an. Es kostete ihn Überwindung. Und die Stimme hatte er nur deshalb als Tsamals identifiziert, weil sich
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