PR Action 35 Ziel Physiotron
war. Und sie dachten mit einem gemeinsamen Bewusstsein, das doch so zersplittert war, dass sie miteinander gleichsam sprechen konnten, worauf ihr synchrones Handeln beruhte.
Er ist nicht mehr.
Es hätte des Aufleuchtens des Turmes, der sein Licht über die Blockbauten und in die Klüfte dazwischen goss, nicht bedurft. Sie wussten in dem Moment, da es geschah, dass es geschah.
Ein Zweiter.
Auch er darf nicht sein.
Er wird nicht sein.
Nicht lange.
Zwei, drei Dutzend kleiner, nach langer, langer Ruhe erwachter Robotkörper drehten sich in einer Bewegung dem Turm zu und setzten sich in Marsch. Liefen, krabbelten, krochen durch die Straßen, über die Dächer, an den Wänden hinunter und wieder hinauf, zielstrebig auf den Turm zu.
Als sie ihn erreicht hatten, ergossen sie sich förmlich hinein in die Halle, die das Erdgeschoss des Turmes ausmachte, verteilten sich, flossen um den Kupfersockel herum, verharrten, starrten das Physio-tron an, konstatierten das Augenscheinliche.
Es ist offen.
Es ist leer.
Die Grünwerte der Generatoren verglommen, erloschen.
Es wurde benutzt.
Der Zweite.
Wo ist er?
Einäugige Blicke durchforsteten den weiten Raum.
Nicht mehr da.
Er darf nicht sein.
Suchen.
Die Menge aus kleinen Metallleibem formierte sich neu, nahm Kurs, zog los. Finden.
Nicht sein lassen.
3.
Damals, am 2. November 2163, im Roten Palast
Saquola stand vor dem Spiegel in seinem Quartier innerhalb des Roten Palasts, mit derart hängenden Schultern, als laste viel mehr darauf als nur das Gewicht der aufwendigen Besätze, mit denen die schmucke weiße Gardeuniform des Diplomatischen Korps von Ferrol verziert war.
Nein, Saquola fühlte sich geradezu zusammengestaucht von einer Niederlage, die er so nie erwartet hätte. Seine flammende Rede vor den Wirtschaftsmagnaten und hohen Politikern des Wega-Sys-tems, die er vor kaum einer Stunde im Saal der Beschlüsse gehalten hatte, war geschliffen gewesen, wie es eine Rede nur sein konnte.
Trotzdem hatte sie sich als Schlag ins Wasser erwiesen, wie die Tferraner sagten. Seine scharfen Worte waren nicht scharf genug gewesen, um durch die Kruste aus Arroganz, Selbstgefälligkeit und müßiger Zufriedenheit zu schneiden, in der die Obrigkeit der Wega »Planeten bis zur Unbeweglichkeit eingebacken war.
Saquola hatte sie wieder beweglich, hatte sie flexibel machen wollen. Er propagierte einen Ausbruch aus der immer stärker werdenden Abhängigkeit Ferrols und seiner Systemnachbam vom Vereinten Imperium im Allgemeinen und von Terra im Besonderen.
Aber der »hochedle Thort« und die »sehr zu lobpreisenden Herren« hatten seine hilfreich hingestreckte Hand mit Arroganz und Empörung beiseitegeschlagen. Weil sie keine Not sahen, aus der man ihnen hätte heraushelfen müssen.
Es ging ihnen doch gut.
Und das war das Problem, das Saquola lösen wollte: Ihnen ging es gut. Den Ferronen und anderen Völkern des Systems ... nun, es ging ihnen nicht schlecht. Aber sie waren nicht sie selbst. Sie blieben Wasserträger des Vereinten Imperiums und vor allem der Terraner.
Saquola hatte dieses Problem erkannt im Laufe seines Dienstes als ferronischer Diplomat. Und er hatte auch erkannt, welcher Zündstoff darin steckte, wo dieses Problem irgendwann hinführen konnte - zu Unruhen unter den Wega-Völkem, die sich zu Kriegen aus wachsen mochten, die wiederum vielleicht nicht nur gegeneinander, sondern irgendwann auch gegen das Vereinte Imperium geführt werden würden.
Und dann wurde es ihnen schlecht gehen. Weil sie Zwerge wären in einem Kampf gegen Riesen, die ihrerseits dafür gesorgt hatten, dass sie Zwerge blieben.
Saquola seufzte und begann, den Uniformrock aufzuknöpfen. Noch widersetzte er sich der endgültigen Resignation, die in ihm auf st eigen und jeden Wunsch zur Veränderung, allen Kampfeswillen ersticken wollte. Aber es fiel ihm schwer. Er spürte, wie seine innere Widerstandskraft nachließ.
Was konnte er denn noch tun? Hatte er nicht alles getan, was in seiner Macht stand, um die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten, um Mitstreiter zu gewinnen? Denn Mitstreiter brauchte er, das sah er ein; dieser Kampf war zu groß, als dass er ihn hätte alleine führen können.
Irgendwann, ja, eines Tages würde das anders sein. Wenn der Kampf ausgefoch-ten war, würde Saquola im Alleingang dafür sorgen können, dass er nicht wieder auf flammte.
Aber dazu musste er Veränderungen herbeiführen, musste alles nach seinem ausgeklügelten Plan verlaufen.
Jetzt allerdings
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