PR Andromeda 02 - Die Methanatmer
war menschlich gewesen. Er wusste nicht, wieso er überzeugt war, dass das Bild ihre wirkliche Gestalt wiedergegeben hatte. Dieses ebenmäßige, makellose Gesicht mit den sinnlichen Lippen und den verheißungsvollen schwarzen Augen ließ ihn nicht mehr los. Kiriaade hatte ihn zu Hilfe gerufen – ihn! Er würde ihr seine Hilfe nicht verweigern, selbst wenn er dafür durch die Hölle gehen musste.
So einfach sind Menschen zu beeinflussen!, schoss es ihm durch den Kopf. Aber das stimmte nicht.
Er war mentalstabilisiert und demzufolge unempfänglich für parapsychische Tricks. Und den Reizen einer weiblichen Schönheit durfte er schon gar nicht mehr verfallen. Nicht in meinem Alter, dachte er mit milder Selbstironie.
Er musste Kiriaade finden, um mehr zu erfahren. Was steckte hinter der Invasion? Er glaubte, dass die Frau ihm alles berichten konnte. Deshalb hatte er Kurs auf Tefrod festgelegt, obwohl die Invasoren das Zentralsystem der Tefroder erobert hatten. Wenn er Kiriaade von sich aus finden konnte, dann wohl dort.
Die andere Alternative waren die Maahks. Er hatte Grek-665½ gebeten, ihn zu einem ihrer geheimen Stützpunkte zu führen. Andromeda brauchte eine starke Front gegen die Invasoren, eine vereinte Flotte, aber keine Scharmützel, in denen sich die Verteidiger aufrieben.
Aus der Reaktion des Maahks war Rhodan nicht schlau geworden. Er hatte Erschrecken ebenso zu erkennen geglaubt wie Ablehnung und zugleich Euphorie. Kein Zweifel, dass der LemurEmotio- Simulator dieses Gefühlschaos angerichtet hatte, ganz zu schweigen davon, dass Grek-665½ Zeit brauchte, sich daraus zu befreien. Falls er es überhaupt schaffte, zwei so grundverschiedene Denkweisen zu vereinen.
»Nächste Überlichtetappe in sechzig Sekunden«, meldete der Pilot.
Perry Rhodan schürzte die Lippen. Er war nahe daran, den Maahk in seiner Kabine anzurufen.
Andererseits fragte er sich, welche Argumente Grek-665½ überzeugen konnten. Logik oder Emotionen?
Während des Unterlichtflugs projizierte der Metagrav ein virtuelles Schwerkraftfeld in Flugrichtung. Jetzt wurde dieses Schwerkraftzentrum systematisch verstärkt; ein Pseudo-Black-Hole entstand, der so genannte Metagrav-Vortex. Zugleich aktivierte der Pilot die Grigoroff-Schicht, das energetische Hüllfeld, das im Inneren die vertraute Raum-Zeit-Struktur des Einstein-Raumes konservierte. Ein Raumschiff wurde bei seinem Eintritt durch den Vortex also nicht Teil des dimensional übergeordneten Hyperraums, sondern blieb autark. Was dazu führte, dass im Gegensatz zu dem veralteten Transitionsantrieb der Überlichtflug bewusst erlebt wurde und die Mannschaft ihre Handlungsfähigkeit behielt.
Eine nur für Sekundenbruchteile wahrnehmbare, von den Speicherbänken ausgehende Vibration begleitete den Übertritt in den Hyperraum. Obwohl rein rechnerisch sehr hohe Überlicht-Faktoren erreichbar waren, setzte der immense Energieaufwand dem eine natürliche Grenze. Speicherbänke und Hypertropzapfer zusammen waren nicht in der Lage, Metagrav-Vortex und Grigoroff unbegrenzt zu versorgen. Zumindest für das standardmäßige Metagrav-Triebwerk blieb die erreichbare Geschwindigkeit beim intergalaktischen Flug auf 90 Millionen Licht beschränkt, im interstellaren Bereich überschritt man meist nur in Notfällen einen Überlicht-Faktor von 50 Millionen.
Perry Rhodan aktivierte den Interkom für Kabine 30 und erhielt die vom Syntron generierte Meldung, dass der Maahk seine Unt erkunft vor zehn Minuten verlassen hatte.
»Wieso erfahre ich das nicht?«
»Die Personenüberwachung außerhalb wurde abgeschaltet.«
Rhodan stutzte. »Wer hat das veranlasst?«
»Es liegt kein Eintrag vor«, meldete der Servo. »Die Überwachung wurde ersatzlos gestrichen.«
»Wann?«
»Vor mittlerweile vierzehn Minuten und sechsundzwanzig Se …«
Mit einer knappen Geste brachte Rhodan die modulierte Stimme zum Verstummen. Er biss sich auf die Unterlippe. Ihm behagte nicht, dass der halbverrückte Maahk plötzlich ungehindert herumspazieren konnte. Vor allem hatte Grek selbst die Überwachung desaktiviert. Das bedeutete zwar nicht, dass er Zugang zu den Hauptsystemen erhalten hatte, aber er war in der Lage, untergeordnete Sequenzen zu manipulieren. Auch wenn er als Freund galt, hätte genau das nicht geschehen dürfen. Ein Maahk blieb ein eiskalter Logiker, der jede Schwachstelle für sich zu nutzen verstand, selbst wenn er menschliche Empfindungen simulierte.
Rhodans Hand sank auf die Schaltfläche für die
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