PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
hatte.
Das Gesicht des Cyborgs war zweigeteilt. Eine Hälfte war mechanisch, eine Fläche spiegelnden Chroms. Sie war ausdruckslos, wie er es von einem Roboter erwartet hätte.
Die andere dagegen ... Masquin hatte unendlichen Schmerz in ihr gelesen. Sehnen. Grausamkeit. Und grenzenlose Enttäuschung. Masquin hatte den Eindruck gehabt, als blicke er in einen Spiegel des »Was wäre, wenn?«, in sein eigenes Antlitz, hätte er sich dem Gelben Meister verschrieben.
Im Sand neben der Leiche hatte er ein altes, blutverschmiertes Messer gefunden. Es musste dem Cyborg gehört haben. Er hatte es an sich genommen, nicht als Waffe, sondern als Erinnerung, damit er niemals vergaß, welchem Irrweg er gefolgt war.
Niemand hatte ihn daran gehindert, sich aus der Arena zu schleppen. Die Straßen waren menschenleer gewesen; die Zuschauer, die aus der Arena geflohen waren, hatten die Angst mit sich nach draußen getragen. Masquin war in einem verlassenen Apartment untergeschlüpft, hatte gelegen und gegessen, bis seine Kräfte allmählich zurückkehrten und die vielen Blutergüsse, die er von den Tritten des Cyborgs davongetragen hatte, nicht mehr bei jeder Bewegung schmerzten.
Als er sich nach einigen Tagen tastend nach draußen gewagt hatte, hatte er seinen Gleiter wiedergefunden. Selbst in der Panik, die Vircho erfasst hatte, schien niemand Interesse an dem heruntergekommenen Fahrzeug zu haben. Jemand hatte eine Scheibe eingeschlagen, um in seinem Inneren nach Wertvollem zu suchen, musste aber enttäuscht wieder abgezogen sein. Masquin hatte die Maschine gestartet und Kurs auf das Innere des
Zentralkontinents gesetzt.
Schuppen, die über seinen Nacken rieben, holten seine Gedanken zurück. Mit einer Hand tätschelte er Tikil, mit der anderen rief er ihre Position ab. Sie mussten gleich dort sein. Ein Fluss zog seine braune, träge Bahn durch die Landschaft. An einer Biegung, hatte sie gesagt, gegenüber einer Steilwand. Masquins Blick wanderte den Strom entlang und blieb an zwei niedrigen Gebäuden unmittelbar am Ufer hängen.
Masquin verlangsamte den Gleiter und zog eine Schleife über den Hof. Niemand war zu sehen. Er bremste weiter ab, landete auf dem Platz zwischen den beiden Gebäuden. Nichts rührte sich. War er im falschen Hof gelandet? Masquin wollte zurück in den Gleiter klettern, als Tikil laut pfiff.
Aus dem Hauptgebäude hatte sich eine Gruppe von Menschen gelöst, ein halbes Dutzend Kinder und drei Erwachsene. An der Spitze der Gruppe lief eine Frau mit roten Haaren und grünen Augen.
Amheret.
Masquin breitete die Arme weit aus und lief ihr entgegen.
Glossar
DROC
De'Ro'Collo, von den Kopfjägern Droc genannt, ist für die Kopfjäger des Gelben Meisters lebenswichtig. Erhalten sie nicht regelmäßig Nachschub, der die Vitalenergiespeicher ihrer Cyborg-Körper nachlädt, sind die vermeintlich Unsterblichen dem Tod geweiht. Lediglich der Gelbe Meister und sein höchster Diener Takegath verfügen über einen größeren Vorrat der Droge.
JESSYTOP
Eine Raumkugel von dreißig Lichtjahren Durchmesser, in der sich vier Siedlungssysteme der Tefroder befinden. Der Sektor Jessytop ist knapp 9600 Lichtjahre vom Zentrum Andromedas entfernt und ungefähr 16.100 Lichtjahre von Tefrod. Der Name stammt aus dem Tefroda und lässt sich sinngemäß mit »Seelenmusik« übersetzen. Jessytop stellt die letzte Zuflucht für die Einwohner Andromedas dar, da der Nukleus auf dem Planeten Attorua den Sektor aus dem Schattenspiegel und damit aus der Wahrnehmung des Gelben Meisters und seiner Hilfsvölker ausblendet.
GY ENÄI
Die »Ewigen Diener« sind die Elitetruppe des Gelben Meisters. Im Gegensatz zu seinen übrigen Truppen vermögen die Kopfjäger unabhängig von der Wahrnehmung des Schattenspiegels zu agieren. Die Gy Enäi entstammen verschiedenen Völkern, Zeiten und Galaxien. Der Gelbe Meister schenkte ihnen die Unsterblichkeit sowie die Möglichkeit, ihre Körper durch kybernetische Implantate zu modifizieren - mit dem Ergebnis, dass viele der Gy Enäi eher Maschinen als Lebewesen ähneln. Ihre Abhängigkeit von der Droge Droc sichert die unbedingte Treue zu ihrem Herrn.
INTERVALLGESCHÜTZ
Die gefürchteste Waffe der Kastun-Raumer der Invasoren. Exakt gesteuerte und eng gebündelte Hyperfelder erzeugen beim Auftreffen auf das Ziel eine ungeheure, rein mechanische Wirkung - eine Intervallkanone arbeitet dabei völlig unsichtbar und überlichtschnell zugleich. Sie kann nahezu jedes bekannte Material
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