PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Sitzgelegenheit. Tess wich seinem Blick aus, schnappte sich den Stuhl und trug ihn einige Meter weiter. Rhodan und Raye Corona rückten zur Seite, um ihr Platz zu machen.
»Tut mir Leid«, flüsterte sie Rhodan zu. »Norman wollte mich nicht gehen lassen.« Norman war der kleine Klonelefant, den sie und Benjameen gemeinsam als Haustier hielten - oder vielmehr gehalten hatten, denn seit Wochen war sein Zuhause in Tess' Kabine. »Er hat sich mir immer in den Weg geworfen, wenn ich .«
Rhodan hob den Zeigefinger vor die Lippen. »Ist schon gut, Tess. Hauptsache, du bist hier.«
Tess verschluckte sich. Sie hatte Raye Corona eigentlich nach dem Ergebnis ihrer Untersuchung fragen wollen, aber das würde jetzt bis nach der Besprechung warten müssen.
Eine Holodarstellung entstand über dem Tisch. Sie zeigte, wie sich eine gelbe Statue aus dem Laderaum eines Kastuns senkte. »Das sind Bilder von Certvor, einem Siedlungsplaneten etwa 10.000 Lichtjahre von Tefrod entfernt.« Die Kamera zoomte das Bild heran, bis nur noch die Insektenstatue selbst zu sehen war. »Seht es euch gut an. Das ist das Gesicht unseres Feindes, des Gelben Meisters.«
Rhodan räusperte sich. »Ich ... wir kennen dieses Antlitz. Bei unserem Vorstoß nach Taupan, der Welt des Meisters, wurden wir Zeuge der Herstellung dieser Statuen. Eine Fabrik produzierte sie in großen Stückzahlen aus modifiziertem Howalgonium. Wir konnten keine Hinweise darauf finden, welchem Zweck sie dienen.«
»Nun, mein Stab arbeitet mit Hochdruck an dieser Frage«, übernahm der Virth wieder den Gesprächsfaden. »Unsere Experten gehen aber in Anbetracht des verwendeten Materials, eben jenes fünfdimensional strahlende Howalgonium, davon aus, dass mit jeder dieser Statuen der Schattenspiegel an Schärfe gewinnt - und damit auch die Wahrnehmung des Feindes. Selbst wenn sich der Nukleus weiter mit ganzer Kraft gegen ihn stemmen sollte, befürchte ich, dass er uns nicht mehr lange schützen kann.« Markings zuckte mit den Achseln. »Und wir dürfen natürlich auch nicht die psychologische Komponente unterschätzen. Mit der Aufstellung der Statuen ist es für jeden Bewohner Hathorjans augenfällig, dass der Krieg vorüber ist. Der Gelbe Meister hat gesiegt.«
Stille folgte seinen Worten, als die Anwesenden ihren Gedanken nachhingen.
Grek-0 beendete das Schweigen. Aus den Lautsprechern seines Schutz-anzugs drang ein gurgelnder Laut. »Das ist nicht richtig«, sagte der Maahk auf Tefroda, der Umgangssprache, auf die man sich im Vorfeld des Treffens geeinigt hatte. Tess musterte fasziniert die Bewegungen seiner dünnen Lippen, die in keinem Zusammenhang mit den Lauten zu stehen schienen, die zwischen ihnen hervordrangen. Sie hatte bei dem Anführer der Maahks in Andromeda eine vollere Stimme erwartet, ähnlich wie Markings. Oder sprach er absichtlich so leise, um seine Zuhörer zu zwingen, sich auf seine Worte zu konzentrieren? Sie schüttelte den Kopf. Sie durfte nicht wie ein Greenhorn menschliche Regungen in die Verhaltensweisen fremder Wesen hineininterpretieren. Es war eine Verhaltensweise, die sich in den Jahrtausenden, in denen die Menschheit zu den Sternen reiste, immer wieder als falsch erwiesen hatte und gerade in der Anfangszeit der Auslöser für zahlreiche Konflikte gewesen war.
Ihr kam ein Gedanke. Benjameen ist kein Terraner, kein Mensch. Vielleicht tue ich ihm Unrecht? Erwarte ich zu viel von ihm? Sie zwang ihn beiseite.
»Unser Gegner versucht den Eindruck zu erwecken, schon gewonnen zu haben«, fuhr der Anführer der Maahks fort. »Er hat sehr geschickt ein Zeichen gesetzt - nun ist es für uns an der Zeit, ebenfalls eins zu setzen.«
»Und an was für ein Zeichen denkst du, Grek-0?«, fragte Rhodan. Er gab sich keine Mühe, seine Skepsis zu verbergen. »Wollen die Maahks die Statuen des Gelben Meisters zerstören? Sie stehen auf dicht bevölkerten Planeten. Die Zahl der Opfer wäre unermesslich.«
»Immer noch geringer als die einer fortgesetzten Besetzung.« Die Schlitzpupillen des Maahks blieben reglos. Er traf lediglich eine Feststellung. »Doch wir schätzen den militärischen Nutzen eines solchen Vorgehens als gering ein. Wir müssen einen Schlag führen, der auf der symbolischen Ebene empfindlich trifft.«
»Und das heißt?«
»Unsere besten Wissenschaftler«, antwortete Grek-0, »arbeiten daran, Wege zu finden, die Schirme der Kastun-Raumer zuverlässiger zu durchbrechen. Die Basis ihrer Arbeit ist dabei der von euch entdeckte
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