PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
militärischindustrielles Potential war angeschlagen, aber noch lange nicht erschöpft.
»Größere Erfolge gegen die Feindeinheiten blieben bislang aus«, antwortete Grek-0, »weil es unseren Schiffen an Präzision und Koordination fehlt. Unsere Syntroniken sind darauf optimiert, den Gegner mit massierten Salven auszuschalten. Die Expertensysteme, die die Waffen unserer Schiffe steuern, müssen erst lernen, wie sie den erforderlichen Salventakt am wirkungsvollsten einsetzen - und insbesondere das Zusammenspiel mehrerer Einheiten. Dieser Lernprozess ist im vollen Gange. Ich habe unsere Flotte in kleine Geschwader von zwanzig bis fünfundzwanzig Einheiten aufgeteilt, die einzelne Kastuns stellen, wo immer sie sie antreffen. Die Daten dieser Gefechte werden gesammelt und ausgewertet. Nicht mehr lange, und unsere Schiffe können aufgrund dieser Szenarien die gegnerischen Ausweichmanöver mit hoher Wahrscheinlichkeit vorausberechnen. Es wird den Kastuns von diesem Zeitpunkt schwer fallen, unseren Schiffen zu entkommen.«
Der Virth nickte. »Gut. Ich bitte euch, die Daten dem Kommando meiner Flotte zur Verfügung zu stellen. Sobald die Rechenmodelle ausgereift genug sind, schlagen wir koordiniert zu.«
Grek-0 blinzelte. Es war die erste Geste, die entfernt an so etwas wie Mimik erinnerte, seit Tess den Raum betreten hatte.
»Nein. Bis zu diesem Zeitpunkt werden noch Wochen vergehen. Die Völker von Andromeda brauchen jetzt ein Zeichen, ein Fanal für die Freiheit. Ich schlage vor, umgehend Einheiten zusammenzuziehen und den
Kastuns eine entscheidende Niederlage in einem der wichtigsten Systeme Hathorjans zu bereiten. Das Tefa-System wäre beispielsweise ein geeigneter Ort.«
Tess registrierte, wie sich Perry Rhodan neben ihr versteifte.
Ein Fanal.
Im Tefa-System.
Die Maahks würden die Schlacht gewinnen, die Überraschung stünde auf ihrer Seite. Aber die Rache der Kastuns würde ebenso sicher folgen. Tefrod würde das Schicksal zu vieler anderer Planeten teilen - die Vernichtung. Sie erwartete, dass Farue Markings protestierte, aber der Virth starrte nur mit unbewegter Miene auf die Tischplatte.
Rhodan ergriff das Wort. »Ein Fanal ... Das ist ein sehr emotionaler Begriff aus dem Mund eines Wesens, das keine Emotionen kennt.«
»Meine Überlegungen beruhen ausschließlich auf Logik. Der Gegner ist wie ihr Sauerstoffatmer von Gefühlen geleitet. Deshalb müssen wir ihn auch auf dieser Ebene angehen.«
»In dem, was du sagst, liegt ein wahrer Kern, Grek-0«, entgegnete Rhodan. Die Narbe an seinem rechten Nasenflügel hatte sich weiß verfärbt. »Wer den Krieg gewinnen will und nicht nur eine Schlacht, muss seinen Feind kennen - und ich glaube, das tun wir noch nicht ausreichend. Wie der Virth von Tefrod richtig dargelegt hat, ist die Invasion in eine neue Phase getreten. Die Kastuns vernichten keine Planeten, sie schleusen Landetruppen aus, um sie in Besitz zu nehmen. Wir stehen also wenigstens in dieser Hinsicht nicht unter Zeitdruck. Intelligente Wesen werden weiterhin von der Hand der Gorthazi sterben, aber der Tod, der Hathorjan heimsucht, wird kein milliardenfacher mehr sein wie bisher.«
»Du lehnst meinen Vorschlag also ab?«, erkundigte sich der Maahk.
»Nein, aber ich bitte dich abzuwarten. Lass uns zuerst mehr über den Gelben Meister herausfinden, bevor wir zuschlagen.«
»Und wie das?«
»Nun .« Rhodan warf Farue Markings einen Seitenblick zu. »Der Virth hat mir von weiteren Entwicklungen berichtet. Die Gorthazi haben die Blockade der tefrodischen Welten gelockert. Sie sind bereit - allerdings unter strengen Auflagen -, erneut Handelsverkehr zuzulassen, offenbar, um die Wirtschaft Hathorjans vor dem Kollaps zu bewahren. Deshalb schlage ich vor: Meine Mannschaft und ich werden getarnt als Händler nach Tefrod fliegen und vor Ort erkunden, welche Absichten der Gelbe Meister verfolgt. Diese Statuen ... sie müssen mehr als nur bloße Machtsymbole sein. Sollten sie wirklich den Schattenspiegel verdichten, müssen wir herausfinden, wie sie funktionieren und wie wir diese Funktion zunichte machen können.«
Der Maahk dachte einige Sekunden nach. »Dein Vorschlag ist akzepta-bel, Perry Rhodan«, antwortete er dann. »Ich werde meine Schiffe zurückhalten - für zehn Tage terranischer Zeitrechnung. Danach werde ich meinen ursprünglichen Plan umsetzen.«
Ohne ein weiteres Wort erhob sich Grek-0 und verließ den Raum; die übrigen Maahks folgten ihm. Die Unterredung hatte ihren Zweck erfüllt, man
Weitere Kostenlose Bücher