PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Oszillationseffekt.« Der wuchtige Arm des Maahks fuhr hoch und zeigte auf Tess.
Die Hyperphysikerin, die sich unvermittelt im Zentrum der Aufmerksamkeit befand, fuhr erschrocken hoch. »Was willst du damit sagen? Habt ihr neue Erkenntnisse über den Effekt?«
Tess Qumisha hatte zusammen mit ihrem Standesgenossen, dem Hyperphysiker Bi Natham Sariocc, vor einigen Wochen - nur einigen Wochen! Tess hatte das Gefühl, dass seitdem Jahre vergangen waren - entdeckt, dass die undurchdringlichen Schirme der Kastuns unter Beschuss winzige Schwankungen der Feldstärke aufwiesen. Gelang es, dem Schirm im Abstand von 0,0168 Sekunden Volltreffer zu versetzen, schaukelten sich die
Schwankungen bis zum Zusammenbruch des Schirms hoch.
»Nein, keine grundsätzlichen. Und unter diesen Umständen haben wir den einzig logischen Weg eingeschlagen: den der Optimierung.« Das Holo des Insektenwesens, das wie ein dunkler Schatten über den Anwesenden gelastet hatte, machte dem Dunkel des Alls Platz. »Dies hier sind Aufnahmen von einem unserer Schiffe, das an der Schlacht vor knapp drei terrani-schen Wochen beteiligt war - dem ersten Gefecht, bei dem es uns gelang, Kastuns zu bezwingen.«
Ein Schatten schob sich vor die Sterne, der Tess an einen stilisierten Fisch erinnerte - ein überschweres 2200 Meter langes Kastun-Schlachtschiff. Am unteren Rand des Bilds erschienen nun Entfernungsangaben in den Längenmaßen von Maahks, Tefrodern und Terranern. 8,5 Millionen Kilometer . 8,3 . dann 8,1 . Tess' Finger fanden die Stuhllehnen und umklammerten sie.
Das Bild erzitterte. Ein schmerzend greller Feuerball, der aus dem Nichts zu entstehen schien, tauchte den Kastun in vielfarbiges Licht. Der Maahk hatte das Feuer eröffnet. Der Salventakt von 0,0168 Sekunden war viel zu dicht, als dass ein menschliches Auge ihm hätte folgen können. Tess sah nur eine neue Sonne entstehen.
Die Entfernung sank. 7,6 Millionen Kilometer, 6,9 ... 5,2 ...
Der Schirm des Kastuns blähte sich auf, zeichnete ein vielfach vergrößertes Konturbild des Raumers. Jeden Augenblick musste er .
Das Bild fiel in sich zusammen.
»Diese Aufnahmen illustrieren, weshalb uns bisher der Erfolg im Kampf gegen die Kastuns versagt war«, sagte der Maahk. Sein Tonfall war ungerührt. »Eines der Grundprobleme ist die mangelnde Reichweite unserer Waffensysteme. Der Oszillationseffekt tritt lediglich durch Volltreffer ein. Die Reichweite der Konverterkanone, der wirkungsvollsten Waffe der Kastuns, beträgt bis zu zwanzig Millionen Kilometer. In dieser Konstellation sind die Schirmfelder unserer Einheiten stark genug, ihrer Wirkung zu widerstehen. Aber ein Konvertertreffer aus einer Entfernung von weniger als zehn Millionen Kilometern übersteigt die Leistungsfähigkeit unserer Schirme.«
Tess löste den Griff um die Lehne und hob den Arm.
»Ja?«
»Gab es Überlebende?« Sie deutete auf die Stelle, an der sich eben noch die Vernichtung des Maahk-Raumers wiederholt hatte. »Auf dem Schiff, meine ich.«
»Natürlich nicht«, antwortete der Maahk. »Wieso fragst du? Ist dieser Aspekt von Bedeutung für unsere Diskussion?«
»Nein ... eigentlich nicht.«
Grek-0 schwieg einen Augenblick lang, als müsste er den Gedanken, dass ein intelligentes Wesen logisch unbegründete Einwürfe machte, verarbeiten. Schließlich fuhr er fort: »Wir haben also unsere Anstrengungen darauf konzentriert, die Reichweite unserer Standardbewaffnung zu erhöhen. Das ist uns gelungen, wenn auch noch nicht in einem Maß, das es uns erlaubt, dem Gegner überlegen entgegenzutreten. Ein Teil unserer Flotte -mehrere hundert schwere und schwerste Einheiten - ist bereits umgerüstet und kann Wirkungsfeuer bis zur Distanz von sechzehn Millionen Kilometern abgeben. Das entspricht beinahe der Reichweite der gegnerischen Konverterkanonen.«
»Du sagtest >Grundprobleme<, Grek-0«, schaltete sich Farue Markings ein. »An welchen anderen Aspekten habt ihr gearbeitet?« Der Tonfall des Virth war sachlich, aber Tess glaubte einen verschnupften Unterton herauszuhören. Der Virth war offenbar wenig erfreut darüber, dass die Maahks den Invasoren mehr entgegenzusetzen hatten als sein eigenes Volk. Die tefrodischen Welten waren fast ausnahmslos von den Gorthazi besetzt, ihre Flotte bis auf die wenigen Einheiten, die sich in den Sektor Jessytop geflüchtet hatten, vernichtet. Viele Maahk-Welten waren dagegen noch frei, da die Wasserstoffatmer bereits zu Friedenszeiten ihre Positionen geheim gehalten hatten. Ihr
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