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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Countdown abbrechen und ihn, Takegath, den neuen Helden des Äquatorialblocks, vor den Augen ganz Nimvuas abführen lassen?
    »30 Deraft bis zur Zündung.«
    »Ihr seid über Normal«, sagte Takegath zu Flerink und Bismaal. Da sich ihre Konturliegen hinter ihm befanden, konnte er ihre Gesichter nicht sehen, aber die Werte der Sensoren sagten ihm, dass das gesunde, wächserne Glänzen aus ihren Gesichtern verschwunden war. Die beiden Männer hatten Angst.
    »Viel zu weit über Normal«, fuhr der Kommandant der SONNENWIND fort. »Denkt an eure Übungen ... atmet langsam und tief durch, konzentriert euch auf euer Selbst .«
    Takegath bezweifelte, dass sein Rat nutzen würde. Die beiden waren keine Raketenmänner, waren nicht wie Inahin und er seit Jahren auf die Belastungen des Raumflugs, den mörderischen Andruck des Starts, die trügerische Leichtigkeit der Schwerelosigkeit, vorbereitet worden. Take-gaths Versuche, mehr über Flerink und Bismaal zu erfahren, waren an einer Mauer des Schweigens abgeprallt. Fest stand nur - dazu genügte ein einziger Blick auf ihre muskulösen Körper -, dass man sie für irgend etwas ausgebildet hatte.
    »20 Deraft bis zur Zündung.«
    Takegath schüttelte die schweren Gedanken ab. Konzentrier dich!, ermahnte er sich. Und freue dich! Ist das nicht der Tag, auf den du so lange gewartet hast?
    Er löste einen Arm mit einer geübten Bewegung aus seiner Fixierung und legte ihn auf Inahins. Der Bruder spürte die Berührung durch das dicke Material der Raumanzüge, wandte den Kopf und zwinkerte ihm mit einem lidlosen Auge zu.
    »Zehn Deraft bis zur Zündung.«
    Takegath zog den Arm schnell zurück und legte ihn in die Fixierung ein. Er schloss die Augen und tat, was er Flerink und Bismaal befohlen hatte, konzentrierte sich auf sein Selbst. Schemen stiegen in ihm empor, formten sich zu Bildern.
    »Acht Deraft.«
    Er sah Lennd vor sich, den Raketenmann, der die beiden abgerissenen Pachtlinge zu seinen Leibdienern gemacht hatte, gerade als die Torwache sie mit dem Gewehrkolben hatte vertreiben wollen.
    »Sechs Deraft.«
    Er war wieder in der Zentrifuge, spürte, wie er gegen die Stahlwand gequetscht wurde. Seine Knochen schmerzten, als seien sie gebrochen. Die Ingenieure hatten ihn und Inahin in das Gerät gesteckt, um es zu erproben, bevor die ach so wertvollen Raketenmänner sich ihm anvertrauten - und mussten feststellen, dass die beiden ehemaligen Pachtlinge erheblich höhere Fliehkräfte vertrugen als die Zöglinge der einflussreichsten Klans der Südlande.
    »Vier Deraft.«
    Takegath sah weißglühende Blitze. Explosionen von Schmerz, die in seinem Kopf zündeten, wenn seine Ausbilder ihn für Fehler bestraften. Explosionen, in denen die Raketenmänner vergingen - Lennd, der Großherzige, in seinem Landemodul auf dem Weg zur Oberfläche Nianunts, als ein Stickstofftank barst, und nach ihm viele andere. Es war die tödliche Konsequenz eines Raumfahrtprogramms, das schnelle Propagandaerfolge über alles andere setzte. Und schließlich den nuklearen Blitz, in dem seine Heimat vergangen war - das Opfer einer Machtdemonstration im sich zunehmend erhitzenden Kalten Krieg zwischen dem Äquatorialblock und der Pol-Koalition.
    »Zwei Deraft.«
    Unvermittelt fühlte er sich losgelöst, unbeschwert, wie an dem Tag, als er zum ersten Mal die Lufthülle hinter sich gelassen und in einem niedrigen Orbit die Schwerelosigkeit erfahren hatte. Takegath war, als hätte er Nimvua bereits hinter sich gelassen, auch wenn die vielen hundert Tonnen der SONNENWIND noch auf der Oberfläche des Planeten ruhten.
    Die Feststoffbooster zündeten.
    Der Andruck drückte ihm den Atem aus den Lungen. Vielfarbige Streifen tanzten über seine Netzhaut. Aus den Lautsprechern drang das vielstimmige Seufzen der übrigen Männer an Bord, der einzige Begleitklang zum Donnern der Triebwerke.
    Langsam löste sich die SONNENWIND vom Startgerüst. Einen Augenblick lang kehrte Takegaths Augenlicht zurück, und er verfolgte, wie die Spitze des benachbarten Startturms unter ihnen zurückblieb.
    Dann gab es nur noch Schwärze.
    Die SONNENWIND beschleunigte, vom Kontrollzentrum gesteuert, auf Fluchtgeschwindigkeit und ließ die Anziehung Nimvuas hinter sich. Als der Andruck auf einen Wert gesunken war, der etwa dem doppelten des Nimvuas entsprach, fuhren Servoarme aus und rückten die bewusstlosen Männer in optimale Positionen. Sonden schoben sich durch die dafür vorgesehenen Öffnungen ihrer Raumanzüge und bohrten sich in den

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