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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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einer der anderen Nimvuaner in Gefahr geraten wäre, das Bewusstsein zu verlieren. Die Berührung mit der Oberfläche Lahanirs nahm Takegath nicht wahr, der sanfte Ruck ging im Beben des Bremstriebwerks unter.
    Stille legte sich über das Modul, als das Triebwerk seine Arbeit einstellte.
    Nach einigen Augenblicken erhoben sich Bismaal und Flerink von ihren Liegen; schwankend und unsicher, die Schwerkraft Lahanirs, die knapp die Hälfte der Nimvuas betrug, war noch ungewohnt. Sie überprüften ihre Raumanzüge und verschwanden in der Schleuse. Takegath und Inahin blieben an ihre Konturliegen geschnallt zurück.
    »Bruder, kannst du etwas sehen?«, fragte Inahin. Es waren seine ersten Worte seit Takegaths Erwachen aus dem Kälteschlaf. Takegath hoffte, dass es das erste Anzeichen dafür war, dass er seinen Schock über den Handstreich überwand.
    Er schaute durch das Bullauge. Während des Landeanflugs hatten die Triebwerksgase eine klare Sicht verhindert. Jetzt aber lag die Landschaft mit scharfen Konturen im von keiner Atmosphäre zerstreuten Licht. »Ja ... wir sind nicht im Trifium-Krater.«
    Takegath kannte jede Einzelheit der Landschaft, in der das Landemodul der SONNENWIND hätte niedergehen sollen. Dutzende unbemannte Sonden hatten im Vorfeld der Mission an verschiedenen Stellen Lahanirs aufgesetzt und eine Fülle von Daten an das Kontrollzentrum gefunkt. Schließlich hatte man sich für den Trifium-Krater entschieden, der Untergrund schien flach und robust genug, das Gewicht des Landemoduls zu tragen. Ausschlagend aber waren die Versicherungen der Geologen gewesen, dass hier die größte Aussicht bestand, auf unterirdische Eisfelder zu stoßen. Eis bedeutet Wasser. Und Wasser .
    Wasser bedeutet Leben. Der Grundstock für eine bemannte Station auf Lahanir! Takegath schnaubte, die winzigen Hautlappen, die der Vielzahl von Öffnungen in seiner Nase als Filter dienten, wurden ruckartig hinausgestoßen und fielen anschließend wieder zurück.
    »Dachte ich mir«, sagte Inahin. »Aber wenn wir nicht im Trifium-Kra-ter sind, wo sind wir dann?«
    »Ich weiß es nicht, Bruder.« Das Brummen eines Elektromotors ließ das Landemodul sanft erzittern. Gleich darauf folgten einige Schläge. Die beiden Raketenmänner sahen einander an - sie kannten diese Geräusche aus unzähligen Trainingsläufen auf Nimvua und der Mondstation des Äquatorialblocks. Bismaal und Flerink hatten das Raupenfahrzeug der Mission aus dem Landemodul gefahren.
    Aber wozu? Dort draußen war nur eine luftlose Einöde, steriler und lebensfeindlicher als jeder Ort auf Nimvua. Wohin wollten sie?
    Und was, wenn . unvermittelt stieg Angst in ihm auf . wenn sie einfach davonfuhren und nicht wiederkamen?
    Takegath zwang die Furcht hinunter. Mit den Lippen formte er lautlos die Maxime: Misstraue deinen Gefühlen! Analysiere die Lage, dann handle!
    Bismaal und Flerink handelten zu zielstrebig, als dass es sich um einen abenteuerlichen Selbstmordplan handeln konnte. Sie - und damit die Regierung, in deren Auftrag sie tätig waren - mussten dort draußen etwas vermuten, was über ein paar Felsen, Wasservorkommen und das Prestige, die ersten gewesen zu sein, hinausging. War ein Schiff der Pol-Koalition auf Lanahir gelandet? Oder unterhielt die Koalition vielleicht sogar eine
    Basis auf dem Planeten?
    Unwahrscheinlich, aber durchaus möglich, entschied Takegath. Beide Staaten übten eine straffe Kontrolle über die Medien aus, streng genug, um selbst ein solches Vorhaben vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Takegath betete, dass dem nicht so war. Beim Gedanken, über zweihundert Millionen Lepnar gereist zu sein, nur um eine Hand voll nimvuanischer Raketenmänner umzubringen, die das Pech hatten, auf der falschen Seite zu stehen, wurde ihm übel.
    Oder glaubten sie, die Überreste einer ausgestorbenen Zivilisation vorzufinden, und wollten sie in ihre Hand bringen? Noch vor Takegaths Geburt hatte einer der frühen Astronomen, die noch mit optischen Teleskopen gearbeitet hatten, die Behauptung aufgestellt, er hätte ein umfangreiches System gerader Linien auf Lanahir entdeckt. Eines, so der Astronom, das nichts anderes darstelle als das Verkehrsnetz der ausgestorbenen Ureinwohner, aus der Zeit, als sich die Atmosphäre des Planeten noch nicht verflüchtigt hatte. Takegath verwarf den Gedanken nach wenigen Augenblicken. Er gab nicht viel um diese Theorie, sie hatte zu sehr den bitteren Beigeschmack von Wunschdenken. Und außerdem sprach das Vorgehen der Regierung

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