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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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ersten Moment glaubte Takegath, Bilder von der äußersten Grenze der Sphäre zu sehen, deren Qualität durch den langen Übertragungsweg gelitten hatte, dann erkannte er seinen Irrtum. Die Bilder, die er sah, waren in ihrer Farblosigkeit akkurat. Die Kamera glitt über Lanahir hinweg. In den vergangenen Jahrzehnten hatte Takegath den Nachbarplaneten Nimvuas in eine Rüstungswelt verwandeln lassen, deren Werften rund um die Uhr die Flotten ausspuckten, nach denen das rasante Wachstum der Sphäre verlangte. Die Oberfläche Lanahirs - eine wertlose Einöde aus Fels und Geröll, wie Takegath jetzt wusste, nachdem er Hunderte von Welten erblickt hatte - war bis auf einen einzigen Krater unter den Fertigungs- und Industrieanlagen verschwunden. Geblieben war nur der Ort, an dem Takegath auf die Xertzen getroffen war; ein Mahnmal, das die Nimvuaner nie vergessen lassen sollte, dass ihnen eines Tages furchtbare Rache drohte, sollten sie nicht stark genug sein, die Xertzen abzuwehren.
    »Der Ausstoß an schweren Einheiten ist wie geplant im vergangenen Monat um fünf Prozent gesteigert worden«, berichtete Kemwerem. »Trotz der Unruhen.«
    »Unruhen?« Takegaths Pupillen verengten sich.
    »In einigen Sektoren Lanahirs kam es zu Unregelmäßigkeiten bei der Nahrungs- und Wasserversorgung der Arbeiter. Einige Tausend weigerten sich, ihre Aufgaben zu erfüllen.« Der Geheimdienstler erwartete eine Nachfrage Takegaths. Als sie ausblieb, fuhr er fort: »Ich habe zwei Hand voll der Rädelsführer hinrichten lassen - und den Verantwortlichen in der Verwaltung.«
    »Ein kluger Zug.« Takegaths Lob war aufrichtig. Kemwerem war ein Mann, für den Gewalt nur ein Mittel seines umfangreichen Repertoires darstellte. Bereits in dieser Hinsicht unterschied er sich von den meisten anderen Männern im Dienst des Vorkämpfers. Was Kemwerem aber über alle anderen hinaushob, war, dass er Gewalt niemals blind einsetzte. Die Maßnahmen seines Geheimdiensts glichen chirurgischen Schnitten, präzisen Operationen, die faule Teile der Gesellschaft zum Wohle des größeren Ganzen entfernten.
    »Was ist mit den übrigen Welten?«, fragte Takegath.
    »Keine besonderen Vorkommnisse. Das Volk arbeitet hart, es glaubt an unsere Aufgabe. Und an seinen Anführer.«
    »Die Grenzen?«
    »In der vergangenen Woche wurde eine Hand voll Systeme der Sicherheitssphäre angegliedert«, berichtete Kemwerem. »Eines von ihnen ist von degenerierten Xertzen-Abkömmlingen besiedelt. Ihr technischer Entwick-lungsstand ist auf den der prä-kosmischen Ära zurückgefallen. Die Flotte hat das System abgeriegelt, um auszuschließen, dass sie Kontakt mit der Heimatwelt der Xertzen aufnehmen.«
    »Was ist mit den übrigen Systemen?«
    »Drei von ihnen sind bar intelligenten Lebens, auf zweien finden sich Wesen, die zwar vernunftbegabt sind, aber noch keine technische Zivilisation entwickelt haben.«
    »Kommen sie für uns in Frage?«, fragte Takegath. Die Zahl der Nim-vuaner genügte schon längst nicht mehr, die vielen Welten der Sphäre zu bevölkern, ihre Fabriken, ihre Explorer- und Kriegsschiffe zu bemannen. Takegath war gewillt, einen Teil des Wissens der Xertzen an andere Völker weiterzugeben, um den Mangel abzumildern.
    »Ich denke ja«, sagte Kemwerem. »Die Spezialisten, die den Kontakt herstellen sollen, sind bereits auf dem Weg - ebenso wie die Siedlerschiffe zu den anderen drei Systemen.« Kemwerem schwieg, den Blick auf den Boden gesenkt.
    Du willst mich zappeln lassen?, dachte Takegath. Versuch es nur!
    Der Moment dehnte sich aus, wurde zu Sekunden. Die Blasen auf Takegaths Unterarm begannen von neuem zu brennen, als die lindernde Wirkung der Salbe abebbte. Takegaths war es, als wandere das Brennen den Arm hinauf und erfasse den ganzen Körper.
    »Gut«, sagte Takegath und hoffte, dass seine Stimme nicht die Dringlichkeit verriet, die er verspürte. »Und was ist mit dem siebenten System?«
    Kemwerem holte tief Atem, dann sagte er: »Es gibt dort eine Welt, eine uralte Welt.« Auf dem Holoschirm entstand die schmutzig graue Kugel eines Planeten. »Sie ist mit den Artefakten einer vergangenen Zivilisation übersät - und der Bericht des Explorers lässt keinen Zweifel zu: Wir haben eine neue Spur gefunden.«
    Takegaths Pupillen weiteten sich. Er löste sich ruckartig aus dem Stehstuhl. »Positronik!«, rief er. »Lass mein Schiff bereit machen. Ich starte in einer Stunde.« Er wollte sich wieder Kemwerem zuwenden, als ihn ein Gedanke in der Bewegung verharren

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