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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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rannte hinaus auf den Gang. Tikil fiepte aufgeregt. Das Tier bohrte seine Krallen tief in seinen Nacken. Schmerz durchfuhr Masquin, aber keine Visionen folgten. Masquin war es egal, er hatte eine neue gefunden. Die Sekunden, die er den Antigravschacht hinunterschwebte, erschienen ihm endlos. Die Menschen, die ihm begegneten, warfen ihm misstrauische Blicke zu, manche auch mitleidige. Der arme Kerl!, las er in ihnen. Wieder einer, den die Invasion den Verstand gekostet hat!
    Sie begriffen nicht. Aber das war nur logisch, denn sie waren nicht wie er. Sie hatten die Botschaft des Gelben Meisters nicht verstanden; ihre Furcht zu verlieren, was sie besaßen, war zu groß. Aber er, Masquin, war anders, er hatte nur zu gewinnen. Und das würde er.
    Masquin erreichte die Straße und wandte sich nach links. Er rannte los. Dort, an der Ecke, unter einem uralten Yvrer-Baum, der die Druckwelle im schützenden Windschatten eines Gebäudes überstanden hatte, musste sie sein.
    Gleich darauf sah er es. Das ockergelbe Leuchten, das heller als die Mittagssonne war und dennoch nicht blendete. Es ging von einer Statue des Gelben Meisters aus, einer verkleinerten Replik derjenigen, die nur wenige hundert Meter weiter niedergegangen war. Millionen von ihnen waren im selben Moment auf Tefrod erschienen, als das Kranz-Raumschiff gelandet war. Es war, als ob sie längst an Ort und Stelle gewesen wären und der Gelbe Meister nur die unsichtbaren hyperenergetischen Tücher, die seine Abbilder bedeckt hatten, weggezogen hätte. Ein Zauberkunststück, das nachdrücklich seine technische Überlegenheit demonstrierte.
    Masquin verlangsamte seine Schritte. Ein Gorthazi stand neben der Statue, die ungefähr die doppelte Höhe des schwer bewaffneten Echsenwesens erreichte.
    Masquin trat vor den Gorthazi. »Ich habe den Ruf des Meisters gehört! Lass mich zu ihm!«
    Nur die Augen des Echsenwesens erwachten aus der für sein Volk charakteristischen Starre. Sie blinzelten einmal, zweimal. Masquin war, als ob der Soldat Befehle von seinem Oberkommando einholte.
    Einige Augenblicke später sagte der Gorthazi: »Wie du willst. Zieh dich aus.«
    Masquin wollte nach dem Grund fragen, doch plötzlich überkam ihn die Angst, dass man ihn zurückweisen würde, sollte er Schwierigkeiten machen. Und außerdem fühlte sich, was der Soldat verlangte, richtig an. Er stand an der Schwelle zu einem neuen Leben - was war natürlicher, als alle Überbleibsel des alten abzustreifen?
    Der Tefroder zog sich aus.
    In der Statue entstand eine Öffnung, gerade groß genug, um einem Menschen hindurchzulassen. Masquin blickte in eine bodenlose Schwärze. Ein Transmitterfeld? Beförderte der Gelbe Meister seine Auserwählten auf eine andere Welt? Er drehte sich um, ließ den Blick über das halb zerstörte Vircho schweifen. Und wenn schon! Hier hatte er nichts mehr verloren.
    Er trat auf die Öffnung zu.
    »Halt!« Der Gorthazi versperrte ihm den Weg.
    »Was ist?«
    »Du musst allein gehen.«
    Masquin blickte das Echsenwesen verständnislos an. »Was meinst du damit?«
    »Das Tier. Es muss hier bleiben.«
    Tikil. Er hatte seine Krallen tief in seinen Nacken gegraben. Masquin spürte einen brennenden Stich, als sich auch noch seine Zähne in seine Haut bohrten.
    Allein , dachte Masquin. Ich schaffe es allein.
    Seine Robothand griff nach dem Symbionten, löste ihn mit einem Ruck aus seinem Fleisch und warf ihn auf die Straße.
    Das Letzte, was Masquin spürte, bevor in die Schwärze trat, war der Strom von Blut, der seinen Rücken hinabrann.

Kapitel 11
    Vergangenheit
    »Takegath?«
    Der Vorkämpfer der Nimvuanischen Sicherheitssphäre senkte den Tiegel mit der Salbe, in die er gerade die Finger getaucht hatte, und wandte sich um. Auf einem flimmernden Holofeld zeichnete sich das zerfurchte Gesicht Kemwerems ab.
    »Ja . was gibt es?« Takegaths siebenfingrige Hand glitt über den mit nässenden Blasen übersäten Unterarm. Die Versuchung, sich mit den scharfen Fingernägeln zu kratzen, war fast übermächtig.
    »Der wöchentliche Lagebericht ist eingetroffen.« Der Chef des mächtigen Sphärendiensts - eine der ersten Einrichtungen, die Takegath nach seiner Machtübernahme geschaffen hatte - verzog keine Miene. Takegath hatte in den vergangenen Jahren noch nie ein Gefühl in seinen Zügen gelesen, nicht einmal Angst. Was trieb ihn wohl an? Der Hunger nach Macht? Oder der nackte Überlebenswille? Was immer es sein mochte, Kemwerem hatte sich in eine fast unangreifbare Position

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