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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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schienen die Stimmen lauter zu werden, glaubte er, jetzt endlich ihre Worte zu verstehen. Er hörte Kemwerem einen Fluch ausstoßen, einige der Soldaten vergaßen ihre Disziplin und brummten aufgeregt. Ina-hins Atem wurde, wenn er sich überhaupt veränderte, noch gleichmäßiger.
    Der erste Soldat erreichte das Dreieck, blieb stehen und rief einen Befehl. Der Trupp teilte sich, einige der Männer blieben bei Takegath und seinen Begleitern, bildeten einen engeren Ring um sie, die übrigen schwärmten entlang der Schenkel des Dreiecks aus.
    »Es scheint unversehrt«, meldete ein Soldat kurz darauf.
    »Gut«, antwortete Takegath. »Bleibt, wo ihr seid.«
    Unversehrt. Er hätte der Bestätigung des Offiziers nicht bedurft. Das Flüstern in seinem Kopf hatte sich in Geschrei verwandelt. Verzerrte Rufe, die einander überlagerten, unkenntlich machten.
    Die ihn lockten.
    Der Rand des Dreiecks lag jetzt unmittelbar vor ihm. Es reichte ihm bis knapp unter die Knie. Das grünliche Material war von parallelen Furchen durchzogen - Furchen, in denen sich ebenso wenig wie irgendwo sonst auf der Plattform die geringsten Aschespuren fanden.
    Takegath sah zu Kemwerem und Inahin, die links und rechts von ihm standen, gab dem Bruder einen aufmunternden Klaps auf die Hüfte und stieg auf die Fläche des Dreiecks.
    Das Geschrei in seinen Gedanken steigerte sich zu einem Kreischen, einer Welle, die Takegath auf die Knie sinken ließ, die Hände gegen den Kopf gedrückt. Aber es nutzte nichts, immer höher türmten sich die Wogen über ihm.
    Sie trugen ihn fort.
    Takegath stand auf einem Hügel, unter ihm erstreckte sich eine Steppe rostroten Grases. Eine Armee hatte am Fuß des Hügels Aufstellung genommen, gedrungene Wesen, die allenfalls in ihrer Grundform - zwei Arme, zwei Beine - den Nimvuanern glichen. Manche von ihnen saßen auf Reittieren, achtbeinigen Insekten, die Übrigen hielten lange Spieße in ihren Händen. Takegath hatte solche Wesen noch nie gesehen, aber er wusste, dass dies dort unten seine Armee war - und der Ort seines Todes, sollte der Feind, der sich am Horizont formierte, die seinen überrennen.
    Offiziere redeten auf ihn ein, drängten ihn zum Rückzug. Wie sollten sie gegen die Übermacht bestehen? Takegath beachtete sie nicht. Seine Augen wanderten über das Terrain, das sich bald in ein Schlachtfeld verwandeln
    würde. Er prägte sich jede Einzelheit ein, vermerkte jedes Gehölz, jede Unebenheit, jeden Flusslauf, alles, was er zu seinem Vorteil verwandeln konnte.
    Mit einer herrischen Geste unterbrach er das aufgeregte Geschnatter seiner Offiziere und gab seine Befehle.
    Dann griff der Feind an. Seine Übermacht rannte gegen den Wall der Spieße an und begrub die Verteidiger nach wenigen Augenblicken unter sich. Takegath hörte die schrillen Triumphschreie, die sich über den Lärm der Schlacht erhoben. Der Feind drängte weiter vor, auf die Hauptmacht Takegaths zu. Seine Offiziere bedrängten ihn, ihm entgegenzutreten, die letzten Reserven in die Schlacht zu werfen.
    Takegath schwieg.
    Kurz daraufgeriet der Strom der Feinde ins Stocken, zerfiel in kleinere Einheiten, die sich der Bogenschützen erwehrten, die Takegath unsichtbar für den Feind überall auf dem Feld postiert hatte. Die Bogenschützen waren zu wenige, um den Feind besiegen zu können. Takegath wusste, dass seine Männer überrannt würden, sobald sie ihre Pfeile verschossen hatten, aber das beunruhigte ihn nicht. Soldaten starben. Es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es vor allem die der Gegenseite waren - und zu entscheiden, welche seiner eigenen Männer den Abend nicht erleben würden.
    Unter ihm verschossen die Bogenschützen ihre letzten Pfeile. Erneut drang Geschrei zu ihm hinauf, diesmal war es wütend; das der gegnerischen Soldaten, die darauf brannten, den Tod ihrer Kameraden zu rächen.
    Als sie die Stellung der Bogenschützen fast erreicht hatten, gab Take-gath das Signal. Seine Reiterei, die unbeachtet den siegesgewissen Feind umgangen hatte, fiel in den Rücken des gegnerischen Heeres. Dessen Formation, die sich bereits unter dem Feuer der Bogenschützen ansatzweise aufgelöst hatte, zerfiel in wenigen Augenblicken. Die Männer blickten in die kalten Facettenaugen der Reittiere, sahen die Greifzangen, die aus ihren Mündern ragten, die mit Spornen besetzten Beine, und rannten los - in die Arme von Takegaths Hauptmacht.
    Das Sterben zog sich den ganzen Nachmittag hin. Als die Scheibe der Sonne fast die Spitzen der fernen Berge

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