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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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gebracht, untergeordnet nur der Takegaths und seines Bruders Inahin.
    »Und? Übertrage ihn an die Residenzpositronik«, sagte Takegath. »Oder willst du ihn kommentieren? Dann tu es jetzt gleich.« Der Vorkämpfer schätzte es nicht, in seiner Abgeschiedenheit gestört zu werden.
    »Wenn du es so willst, Vorkämpfer. Aber da ist diese Meldung aus der Grenzregion der Sphäre. Ich würde sie ungern per Funk übertragen, auch nicht mehrfach verschlüsselt .«
    Takegaths Augen leuchteten auf. War es die Möglichkeit?
    »Wo bist du?«, fragte er Kemwerem.
    »In meinem Gleiter, am Rand des Residenzschirms.«
    »Gut. Du hast Einflugerlaubnis.«
    Takegath unterbrach die Verbindung, wies die Residenzpositronik an, für Kemwerems Gleiter eine Strukturlücke im Schutzschirm zu schaffen, und tauchte die Finger erneut in die Salbe. Die Rezeptur linderte die Beschwerden lediglich. Die besten nimvuanischen Ärzte bemühten sich seit Jahren vergeblich, ihn von dem rätselhaften Ausschlag zu befreien.
    Der Vorkämpfer trat auf die Terrasse. Ein unsichtbares Schirmfeld dämpfte die grelle Mittagssonne auf ein erträgliches Maß. Am Horizont erschien ein kleiner Punkt, der schnell größer wurde. Kemwerems Gleiter. Takegaths Blick schweifte von dem Fahrzeug ab und wanderte über die kahlen Berge und tief eingeschnittenen Schluchten. Hier und da leuchteten grüne Tupfer tief unter der Terrasse, zwischen ihnen das Glitzern der klaren Gebirgsströme.
    Dies war das neue Schluchtenland, emporgestiegen aus der Asche und dem geschmolzenen Gestein, die der begrenzte Atomschlag vor drei Jahrzehnten zurückgelassen hatten; eine Machtdemonstration von vermeintlich Mächtigen, die unter Takegaths Fingern zu Asche verglüht waren. Das neue Schluchtenland verdankte seine Entstehung - wie die Nimvuanische Sicherheitssphäre - dem unbeugsamen Willen Takegaths und der märchenhaften Technik der Xertzen. Und Schluchtenland wie Sicherheitssphäre standen erst am Anfang. Takegath war entschlossen, seine Heimat in ihrer alten, viele hundert Kilometer messenden Ausdehnung wieder entstehen zu lassen. Und was die Sphäre anging . ihr Wachstum würde erst dann aufhören, wenn sie ihren Namen zu Recht trug.
    Es war ein Zeitpunkt, der noch viele Jahre in der Zukunft lag.
    Der Gleiter ging lautlos auf dem hinter der Residenz gelegenen Landefeld nieder. Kurz darauf erschien Kemwerem auf der Terrasse. Der Nim-vuaner war zwei, vielleicht sogar drei Köpfe kleiner als Takegath und wirkte schmächtig, ja fast dürr. Seine Haut besaß nur noch einen Anflug wächsernen Schimmers, dem Glanz der Jugend unter Nimvuanern. Kem-werem hatte lange Jahre im berüchtigten Geheimdienst des Äquatorialblocks gedient, ein williges Werkzeug, das jede ihm gestellte Aufgabe anweisungsgemäß erledigte. Den Angriff des von Takegath und Inahin gesteuerten Xertzen-Raumers hatte er durch einen Zufall überlebt. Bald darauf hatte er seine Dienste dem neuen Herrscher angeboten.
    Kemwerem war rasch zu seinem wichtigsten Helfer bei der Etablierung der Sicherheitssphäre avanciert, vergleichbar allenfalls noch mit Inahin. Anders als Takegaths Bruder aber würde er nicht zögern, sich einem neuen Herren anzudienen. Ein solcher war allerdings nicht in Sicht, und um sich selbst zum Herrscher aufzuschwingen, war er zu alt. Takegath wie Kem-werem waren sich dieser Tatsache bewusst, und sie gab ihrer Beziehung die Stabilität, derer die Sphäre bedurfte.
    »Da bist du ja«, sagte Takegath statt einer Begrüßung und bedeutete dem Geheimdienstchef, ihm ins Innere der Residenz zu folgen. Die Innenräume des Anwesens waren fast bar jeder Möblierung, der Vorkämpfer missbilligte unnützen Ballast. Die beiden Nimvuaner lehnten sich gegen Stehstühle. Takegaths Unterarm streifte an dem polierten Holz, das Brennen verstärkte sich. Er wollte nach der Salbe greifen, musste aber feststellen, dass er sie auf der Terrasse stehen gelassen hatte.
    Takegath zog den Ärmel herunter und sagte: »Ich warte.«
    Wortlos rief der schmächtige Geheimdienstler einen Holoschirm auf. Kemwerem trug eine einfarbige Schürze aus Synthetikmaterial. Hätte Takegath es nicht besser gewusst, er hätte ihn für einen der Millionen Angestellten gehalten, die sich in den Verwaltungsgebäuden der Sternenstadt drängten, dem Herzen der Sicherheitssphäre. Ihre Zahl erhöhte sich beinahe täglich mit jedem neuen System, das der Sphäre angeschlossen wurde.
    Auf dem Holoschirm erschien eine graue, farblose Industrielandschaft. Im

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