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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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dabei die traurigen Reste seines Gebisses entblößte. Rhodan fragte sich, ob er einen Rofter vor sich hatte, aber dann sah er das Flimmern von Filterfeldern in den Nasenlöchern des Mannes. Seine Geschäfte schienen gut zu gehen.
    »Ein Dutzend Masken für den kurzen Flug! Das ist Wucher!«, empörte sich die Ärztin, und hätte Rhodan nicht gewusst, dass die Laderäume der JOURNEE auf ihre Veranlassung hin mit mehreren Millionen davon gefüllt waren, hätte er ihr die Entrüstung abgekauft.
    Als der Mann lediglich mit den Schultern zuckte und Anstalten machte, sich abzuwenden, lenkte sie ein. »Na gut, hier hast du sie.« Raye zog ein Bündel der neuen Währung Tefrods aus der Tasche und reichte sie dem Mann.
    Wenige Augenblicke später waren sie über Vircho. Rhodan musterte die Stadt unter seinen Füßen. Ihr Pilot, er hieß Diglem, hatte mit einem Tastendruck den Kompositrumpf des Gleiters auf durchsichtig gestellt. Der Terraner hatte das Gefühl, auf eine Karte der Stadt zu blicken, aber eine, die nicht nur Straßen und Gebäude, sondern auch Arm und Reich aufzeigte. Die Druckwelle der Explosion hatte Schneisen in das Häusermeer gepflügt, die dem Prinzip des geringsten Widerstands gefolgt waren. Die Häuser der Reichen hatten, vorausgesetzt, sie hatten sich nicht in unmittelbarer Nähe des Explosionsorts befunden, den Ansturm des Drucks und der Hitze im Schutz ihrer Schirmfelder getrotzt. Die Unterkünfte der weniger Bemittelten dagegen waren wie Spielzeugbauten hinweggefegt worden.
    Rhodan kniff die Augen zusammen. Waren da nicht Menschen auf den Trümmerfeldern?
    »Arme Schweine«, hörte er Diglem im Sitz neben sich sagen.
    Rhodan sah zu dem Tefroder. Der Pilot spuckte aus dem geöffneten Seitenfenster und fügte hinzu: »Arme Schweine, die in den traurigen Resten von toten armen Schweinen wühlen.«
    Rhodan nickte langsam. »Ja. Und was ist mit dir? Hast du auch Angehörige verloren?«
    »Wer hat das nicht?«
    »Das tut mir Leid«, warf Raye Corona ein. »Das muss sehr schwer für dich sein.«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Klar, ist es. Aber nicht halb so schlimm, wie da unten unter dem Schutt zu liegen.« Er spuckte wieder aus dem Fenster. »Man muss das Beste daraus machen. Was bleibt einem schon anderes?«
    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen in der Kabine, dann streckte Diglem den Arm aus. »Da vorn ist es!«
    Zuerst sahen Rhodan und Raye nur die Statue des Gelben Meisters.
    Rhodan wusste, dass sie nicht mehr als dreißig Meter in die Höhe ragte, aber ihm erschien sie viel größer. Es musste ihre Position sein, entschied der Terraner, die den Effekt hervorrief. Der Gelbe Meister stand in der Mitte eines anderthalb Kilometer durchmessenden Lochs, das die Gorthazi gegraben hatten, auf einem Sockel, der sich in großen Stufen nach allen Seiten hin verbreiterte. Rhodan schätzte die Tiefe der Grube auf etwa 200 Meter. Ein irrwitziger, beinahe grotesk unpassender Vergleich kam ihm: Die Grube glich einer uralten terranischen Kuchenform.
    »Was ist das für ein Loch?«, rief Raye.
    Die Ärztin hatte auf dem Flug nach Tefrod die letzten Berichte der tefrodischen Aufklärung gesehen, hatte ebenso atemlos wie die übrige Besatzung der JOURNEE verfolgt, wie sich Kranz-Raumschiffe auf Tausenden tefrodischen Welten über die Statuen des Gelben Meisters senkten. Doch keine Holoaufnahme konnte den gewaltigen Maßstab der tatsächlichen Ereignisse vermitteln.
    Rhodan erinnerte der Anblick an ein Bild aus der terranischen Vorzeit, aus der Ära vor seinem Mondflug, der die Menschheit zu den Sternen führen sollte. Im brasilianischen Urwald hatten damals Tausende von Glücksrittern und Verzweifelten - »armen Schweinen«, wie Diglem sie nennen würde - auf der Suche nach Gold ein riesiges Loch in den Boden gegraben, mit Spaten und Hacken und oftmals mit bloßen Händen. Wände und Grund dieses Lochs waren in unzählige kleine Parzellen unterteilt, eifersüchtig gehütet von ihren Besitzern, die oftmals mehr Zeit dafür aufwandten, ihr Stück schlammiger Erde zu verteidigen als dafür, nach Gold zu graben.
    Was sich unter ihm ausbreitete, hatte erstaunliche Ähnlichkeit mit jener Grube der Verzweifelten. Auf einem Fundament aus Formenergie, die von dem Kranzraumer erzeugt worden war, machten sich viele Tausend Gorthazi und Bauroboter zu schaffen. Sie transportierten Bauteile herbei, verankerten sie in den dafür vorgesehenen Einbuchtungen, steckten Fertigmo-dule ineinander. Am äußeren, steil

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