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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Verärgerung. Die Kolonne hatte sich weiterbewegt, er versperrte dem Wesen den Weg. Er beeilte sich, zu seinem Vordermann aufzuschließen.
    Stunden vergingen, in denen die Kolonnen über die karge Ebene marschierte.
    Er versuchte, mit seinem Nebenmann ein Gespräch zu beginnen, aber der Tefroder-Abkömmling wandte sich von ihm ab. Eine merkwürdige Stille lag über der Kolonne. Keines der Wesen sprach ein Wort, eine unterschwellige Aggressivität lag in der Luft, als betrachte man den anderen als lästigen Konkurrenten.
    Konkurrenten um was?
    Endlich schälte sich das Ziel aus dem Dunst - oder vielmehr der Ort, an dem das Ziel lag. In einer Senke erstreckte sich eine mächtige Stadt. Er spürte ihre Bedeutung, auch wenn sich keines ihrer Gebäude stolz in den unnatürlich gleichmäßig hellen Himmel bohrte. Statt dessen duckten sich die Bauten flach gegen den Fels, wie Tiere, die darauf hofften, auf diese Weise der Aufmerksamkeit ihrer Feinde zu entgehen. Sein Blick wanderte weiter, zum ockergelben Himmel. Er sah eine Formation, die in einer langen Linie am Himmel verharrte ... sie bestand aus Särgen!
    Abrupt hielt er an. Das protestierende Grunzen seines Hintermanns ignorierte er. Die Flugkörper waren rechteckige Kästen, die von Antigrav-feldern in der Luft gehalten werden mussten. Sie als Särge zu bezeichnen, war seine Interpretation. Eine Fehlleistung, versicherte er sich selbst. Er schloss voreilig aus seiner eigenen Kultur heraus auf andere. Diese Kästen mochten - nein, mussten - anderen Zwecken dienen. Er zwang den Blick nach unten, doch ein hartnäckiges Unbehagen blieb. Ein Symbol des Todes. Er war gekommen, um Leben zu finden.
    »Du!«
    Der Ruf schnitt über die Ebene. Er erwartete, dass Köpfe herumflogen, die Kolonne ins Stocken kam, doch nichts geschah. Hatte nur er den Ruf gehört?
    »Ja, du, dich meine ich!«, erschall die Stimme ein zweites Mal.
    Sein suchender Blick fand den Sprecher. Er stand einige Schritte neben der Kolonne; ein schlankes, hoch gewachsenes Wesen. Seine Haut war von bleichem Gelb. Und seine Augen ...
    »Komm zu mir!«, befahl der Fremde.
    Etwas in ihm sträubte sich. War es eine Probe? Ein Test, um die Unwürdigen zu ermitteln? Er wollte den Blick abwenden, doch da waren diese Augen. Sie füllten fast die gesamte Gesichtsfläche des Wesens aus. Ihr Blau zog ihn mit Macht an. Sie waren der eigentliche Befehl, dem er folgte.
    Er trat aus der Reihe.
    »Gut so, komm zu mir.«
    Er trat vor das Wesen, den Blick starr auf die großen, blauen Augen gerichtet. »Wer bist du?«
    »Ein Faii.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich bin ein Diener des Gelben Meisters.«
    »Und wie heißt du?«
    Zum ersten Mal zögerte das Wesen, wenn auch kaum merklich. »Das ist nicht von Belang.«
    »Wieso hast du mich gerufen?« Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Schlange. War nicht dort sein Platz?
    »Du zweifelst.«
    »Bin ... bin ich deshalb unwürdig?« »Nein. Wer zweifelt, mag sich als besserer Diener erweisen, als der, der von blindem Gehorsam erfüllt ist.«
    Er holte tief Luft. Noch war er nicht verloren. »Darf ich dann wieder zurück?« Er deutete auf die Kolonne.
    »Nein.« Der Faii schüttelte langsam den Kopf. Traurig? Oder mitfühlend? »Ich will dir etwas zeigen.« Das großäugige Wesen machte kehrt und ging auf die Stadt zu. Es blickte sich nicht um, um zu sehen, ob er ihm folgte.
    Sie gelangten innerhalb kurzer Zeit in die Stadt. Ihre Straßen waren verlassen. Ihm schien es, als läge ein Schleier über ihr. Nicht der des Todes, wie es die fliegenden Särge hatten vermuten lassen. Nein, die Stadt schlief, seit langer Zeit. Und sie wartete darauf, wieder erweckt zu werden.
    Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte: »Diese Stadt... Wer lebt ihn ihr? Welchem Zweck dient sie?«
    Der Faii blinzelte ihn mit seinen großen Augen an. »Das erfährst du vielleicht später. Wir müssen jetzt weiter.« Das Wesen lief schneller.
    Er holte es ein. »Wieso antwortest du mir nicht?« Der Faii gab einen dumpfen Ton von sich, ergriff seine Hand, machte einen Schritt - und die Stadt lag hinter ihnen.
    Sie standen in einem lichtdurchfluteten Gebäude, das an einen Schrein erinnerte. Ockergelbes Licht erfüllte den Raum.
    »Was ist das?«, fragte er. »Träume ich?«
    Der Faii hielt mäßigend einen dürren Finger vor die Lippen. »Leise.« Dann flüsterte er: »Ein Traum im engen Sinne, ja. Aber in seiner Essenz ist er wahr.«
    Der Faii führte ihn weiter. Ihre Schritte hallten auf dem schweren

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