PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel
Stein. Ein schwerer Vorhang schloss einen runden Raum ein. Der Faii nahm erneut seine Hand, sie war überraschend warm und angenehm, und zog ihn bis an das Gewebe.
Er spähte hindurch und sah den Gelben Meister.
Sein Insektenkörper wälzte sich unruhig, wie der eines Schläfers, den böse Träume plagten. Seufzende, unzusammenhängende Leute drangen aus seinem Mund.
»Was ... was ist mit ihm?« Tiefes Mitgefühl hatte ihn erfasst. Die Wärme des gelben Lichts, das vom Meister ausging, kitzelte seine Wangen.
»Er schläft«, flüsterte der Faii. »Doch sein Schlaf wird nicht lange währen. Der Gelbe Meister wird erwachen, der Schattenspiegel seine volle Kraft entfalten - wenn er ausreichend Hilfe bekommt.«
»Hilfe? Auf welche Weise? Von wem?«
»Von dir. Und von all denen, die du auf der Ebene gesehen hast. Es sind die Besten der Besten, die Entschlossenen. Ihre Stärke wird den Gelben
Meister aus seinem langen Schlaf wecken.«
Die Wärme, die er verspürte, verwandelte sich in Entschlossenheit. »Ich will meinen Teil tun! Sag mir, was ich tun soll!«
Der Faii zog ihn vom Vorhang zurück. »Das ist nicht nötig, du wirst es spüren, wenn es so weit ist.«
»Bist du dir sicher? Wieso ...« Seine Wahrnehmung begann zu verschwimmen, das Licht des Meisters wurde schwächer. »Nein!«, rief er. »Ich will nicht weg! Lass mich bleiben!«
»Du wirst zurückkehren - auf die eine oder andere Weise.«
Das Letzte, was er sah, bevor sich die Schwärze über ihn senkte, waren die Umrisse zweier weiterer Wesen, eines Faii und eines schlanken Tefro-ders, die an dem Vorhang standen.
Und so erfuhr Masquin, dass er besonders sein mochte, aber nicht einzigartig.
Kapitel 14
Wo steckst du, Terraner?
Takegaths biologisches Auge folgte dem ständigen Wechsel der DatenHologramme in der Zentrale. Der Kopfjäger stand reglos vor seinem Sessel, ein Raubtier, das sich übergangslos auf seine Beute schnellen würde -wenn es sie nur endlich erblickte.
Das Cyberauge des Kopfjägers war geschlossen. Es war verbunden mit Takegaths Taktikhirn, einer Hochleistungs-Rechnereinheit, die ihm AMBULANZ vor Jahrhunderten eingepflanzt hatte und die bis vor kurzem die Oberhand über seinen Körper und sein Bewusstsein innegehabt hatte. Jetzt war es dem Willen von Takegaths biologischem Hirn Untertan, beschränkt auf untergeordnete Aufgaben.
Eine davon war die Auswertung der hereinkommenden Daten.
Seit der Kommandant die Jagd auf Perry Rhodan eröffnet hatte, hatte eine neue Stimmung von den Gy Enäi Besitz ergriffen. Die Aufsässigkeit, die in der Luft gelegen hatte, war verflogen. Dieselben Kopfjäger, die ihre Aufgaben nur noch widerstrebend und fehlerhaft erfüllt hatten, arbeiteten nun mit Feuereifer. Sie weigerten sich, Ruheperioden einzulegen, und mühten sich bis zur völligen Erschöpfung. Mehrere Gy Enäi hatten bereits zu AMBULANZ gebracht werden müssen, als ihre verbliebenen biologischen Komponenten der Belastung nicht mehr standgehalten hatten. Zwei von ihnen hatten nur noch als Ersatzteillager getaugt, ihre zur Neige gehenden Vitalenergiespeicher hatten sich völlig entleert.
Keiner ihrer Kameraden hatte sich beschwert, dass Takegath den Sterbenden das rettende Droc verweigert hatte. Die Gy Enäi waren zu ängstlich darauf bedacht, ihre jämmerlichen unsterblichen Leben zu bewahren, als dass sie eine offene Konfrontation mit dem Wesen gewagt hätten, das den Schlüssel ihrer Existenz in den Händen hielt. Und außerdem war der Tod einiger Kopfjäger für die Übrigen nur von Vorteil: Niemand wusste, wie viel Droc Takegath hortete, und sollte er es jemals verteilen, würde für jeden Einzelnen eine umso höhere Dosis herausspringen, je weniger Hände sich nach der Droge ausstreckten.
Takegath war klar, dass der Eifer der Gy Enäi nicht von Dauer sein würde. Sie setzten ihre ganze Hoffnung darauf, Perry Rhodan zu finden, damit ihr Anführer endlich seine Vorräte freigab. Doch mit jeder Stunde, die verrann, ohne dass sie auf eine Spur des Terraners stießen, erodierte ihre neu gewonnene Zuversicht. Bald würde sie verbraucht sein, und die Gy Enäi würden einen neuen Strohhalm suchen, an den sie sich klammern konnten. Doch dann würde es einer sein, der über Takegaths Leiche ging.
»Es ist wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.«
Takegath machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu wenden oder das Cyberauge auszufahren. Er kannte die Stimme. »Was meinst du damit?«
»Es ist ein uraltes terranisches Sprichwort«,
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