PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
fängt sich allerdings Perry auch keine Erkältung ein...
Er dankte dem Aerm höflich; dann beugte er sich vor und schlürfte ein wenig von dem Saft, der überraschend fruchtig und erfrischend schmeckte. Wagemutiger geworden, bediente er sich mit den Fingern auch an der braungrün schillernden Pampe. Sie entbehrte jeden Aromas, während das rosa Mus daneben so scharf war, dass sich Tiff beinahe die Mundschleimhäute verbrannt hätte. Dennoch lobte er, nachdem er noch einige Bissen hinuntergewürgt hatte, das Mahl überschwänglich.
Einer nach dem anderen zogen sich die Aerimi in angrenzende Räume zurück. Nur Minarell, der kleine Gondüb und die als Befruchterin vorgestellte Uginde blieben. »Willst du deinen Kompagnon nicht wecken?«, fragte sie. »Er hat gar nichts zu sich genommen.«
»Ich glaube, es ist besser, ihn ruhen zu lassen.«
»Ist er krank? Etwa gar ansteckend?«
Tifflor überlegte. Nach wie vor vertraute er seinem Translator nicht voll. Er entschloss sich zu einer diplomatischen Antwort. »Wahrscheinlich bloß erschöpft. Gewöhnlich sind Perry und ich gegen Krankheiten gefeit.«
»Tatsächlich? Ihr Bedauernswerten! Da ergeht es euch grade so wie unserem Gondübchen. Der kriegt auch nie etwas, egal, wie sehr er sich bemüht. Ihr seid wohl wenig angesehen unter euresgleichen, wenn ihr keine Erreger verbreitet?«
»Äh...« Tiff hatte das Gefühl, sich auf dünnem Eis zu bewegen. Waren die Aerimi allen Ernstes begierig darauf, sich möglichst oft zu infizieren? »Wo wir herkommen, wird Gesundheit als eines der höchsten Güter erachtet.«
Uginde stieß ein pfauchendes Geräusch aus und trat Minarell gegen eins seiner borkigen Beine. »Na bravo. Gratulation, Obertonpfleger! Du hast uns zwei Geistesgestörte ins Dsipraen geholt, die überdies vollkommen unnütz sind.« Kleine Schlote auf ihrer Kopflandschaft entließen Rauchwölkchen, die ziemlich übel rochen. Abrupt lief sie hinaus.
»Sorgt euch nicht, sie meint es nicht böse. Selbstverständlich bleibt ihr trotzdem unsere Gäste und könnt in unserer Obhut rasten, bis der Orkan abgeflaut ist.«
»Danke. Was werdet ihr danach unternehmen?«
»Weiterziehen natürlich.« Sie waren, erklärte Blaett Minarell, unterwegs zur Ansiedlung beim Lakon-Aschensee gewesen, als die Vorzeichen des Sandsturms sie zwangen, Zuflucht in diesem Canyon zu suchen. Etwa eine Tagesetappe trennte sie noch vom nächsten Ziel ihrer ewigen Wanderung.
Vagabundierende, jahraus, jahrein durch die Steinwüste trippelnde Tischwesen? Bei aller Gelenkigkeit, die sie unter Beweis gestellt hatten - diese Vorstellung erschien Tifflor absurd. »Ihr bereist die Welt zu Fuß?«
»Aber nein!« Minarell gab Töne von sich, die an eine Äolsharfe erinnerten und vermutlich Belustigung ausdrückten. »Nicht zu Fuß. Mit dem Dsipraen!«
Es stellte sich heraus, dass der vermeintliche Iglu ein Luftschiff war, eine Art Zeppelin mit variablen Wänden. Damit berühren die Mitglieder des Stammes Blaett seit vielen Generationen die gemäßigten Zonen dieses Planeten, den sie Jaimbor nannten. Sie brachten ihren sesshaften Artgenossen seltene Handelsgüter, neue Lieder und Nachrichten aus anderen Gegenden, und vor allem verbreiteten sie die heiß ersehnten Krankheitskeime.
»Bitte halte mich nicht für blöd, aber ich muss das fragen, denn ich entstamme einer gänzlich anderen Kultur: Warum seid ihr so erpicht darauf, krank zu werden?«
Minarell, im Unterschied zu seiner Befruchterin erfreulich aufgeschlossen und mitteilsam, erläuterte Tifflor, dass die Ahnen der Aerimi in grauer Vorzeit aus den Göttlichen Lustgärten verbannt worden waren. Ob wegen eines Vergehens oder aus reiner Willkür, darüber gingen die Meinungen der Theologen auseinander. Jedenfalls gab es nur eine Möglichkeit, erneut Einlass ins Reich der Götter zu erlangen: Deren Diener, die Riesenwürmer, kamen ab und zu vorbei, erkoren besonders sieche Aerimi aus und nahmen sie mit sich,
Allmählich verstand Tiff. Er hatte sich schon gewundert, wieso um den im Raupengleiter weggeschafften Angehörigen nicht getrauert worden war. »Die Götter... Wie sehen sie aus? Und wo liegen ihre Garten?«
Abermals produzierte Minarell eine amüsiert klingende Tonfolge. »Woher soll ich das wissen? Es ist noch nie jemand von dort zurückgekehrt. Sonst war's ja kein Elysium, wenn man es freiwillig wieder verlassen würde, oder?«
Auf diese krude Logik ging Tiff lieber nicht näher ein. Klar war, dass er mehr über die ominösen
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