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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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ihn, indem er sang. Und die Seinen sangen mit ihm.
    Fast hätte er, in sich gekehrt und ganz der Melodie hingegeben, nicht bemerkt, wie einer der beiden Fremden mit einer Schutzhaut hantierte, ähnlich jenen, die auch die Aerimi manchmal verwendeten. Ohne das Lied zu unterbrechen, beobachtete Minarell ihn mitleidig. Von hier war der Zweibeiner gewiss nicht, sonst hätte er gewusst, dass ihn der dünne Stoff unmöglich vor dem Toben des Orkans bewahren konnte.
    Aber was war das? Er legte das Regentuch nicht sich selbst um, sondern bedeckte einen Aerm damit! Es handelte sich um Gondüb, einen von Minarells eigenen Sprößlingen, den kleinsten und untauglichsten. Was versprach sich der Fremde davon? Mit dieser närrischen, verzweifelten Geste konnte er Gondüb nicht helfen, geschweige denn ihn retten.
    Oder doch? In einem übertragenen, höheren Sinn ...
    Die Aktion war keineswegs närrisch, erkannte der Tonpfleger; verzweifelt schon, aber jedenfalls eine Geste. Der Zweibeiner gab seine Schutzhaut einem der Aerimi, noch dazu just dem minderwertigsten. Damit stellte er sich mit ihnen auf dieselbe Stufe, glich sich ihnen an, ordnete sich sogar unter; ein unerhörter, nie dagewesener Akt. Diese Handlung veränderte die gesamte Konstellation. Sie rechtfertigte sogar die Missachtung des Tabus!
    Abrupt hörte Blaett Minarell zu singen auf. Anstelle der Melodie sandte er mit höchster Intensität den Befehl zur Verankerung.
    Er hätte schon viel früher darauf kommen können, darauf kommen müssen. Aber Perrys Gedanken krochen so träge dahin, dass ihm die Lösung erst einfiel, als es fast schon zu spät war.
    Die Tischwesen spritzten auseinander, keine Sekunde, nachdem er einem von ihnen die Zeltplane übergeworfen hatte. Sie entwickelten eine äußerst hektische, jedoch sehr zielstrebige Aktivität. Einige scheuchten die Kleinsten durch die Luke in die Behausung, welche sich gleich danach aufblähte wie ein Ballon. Andere machten sich an der Hülle zu schaffen. Mit den erstaunlich biegsamen Beinen trommelten sie darauf herum, bis sich zahlreiche Beulen ausstülpten und zu tentakelartigen Fortsätzen wuchsen, die dem Gebilde das Aussehen eines Igels verliehen. Diese »Stacheln«, gut 50 an der Zahl, wurden kunstvoll zwischen den Felswänden verspreizt. All das lief in Windeseile ab, bewundernswert effektiv und koordiniert. Perry sah seinen Verdacht erhärtet, dass sich die Tischartigen untereinander auf telepathischem Weg verständigen konnten.
    Tiff rüttelte ihn an der Schulter und schrie etwas, das Im Heulen des Sandsturms unterging. Klar, auch für sie wurde es höchste Zeit. Helme schließen, endlich Deckung suchen... Trotzdem hob Perry den Arm zum Zeichen, dass er noch einen Moment abwarten wollte. Eine solche Chance bot sich ihnen wahrscheinlich so schnell nicht wieder.
    Die letzten Tischwesen verschwanden durch die sich rasch verkleinernde Luke. Aber eines, ein großes, siebenbeiniges Exemplar, blieb in der Öffnung stehen. Und vollführte eine winkende Bewegung, die sich als Einladung interpretieren ließ.
    Perry und Tiff nahmen mit Freuden an.
    Es war ein historisches Ereignis. Entsprechender Aufruhr herrschte im Dsipraen. Während draußen der Orkan wütete und die Wände sich unter dem Ansturm bauschten, ging es im Inneren nicht viel weniger turbulent zu.
    Mit heißer Schädelfläche verfolgte Blaett Gondüb die Streitgespräche der Großen. Einige Schwägerinnen waren mit Minarells Entscheidung nicht einverstanden. Sie kritisierten den amtierenden Obertonpfleger aufs Schärfste, unterstellten ihm von Senilität getrübtes Urteilsvermögen und warfen ihm vor, die heiligsten Prinzipien verraten zu haben.
    Genau genommen, begriff Gondüb, handelte es sich gleich um zwei Novitäten. Noch nie hatten sich Aerimi im Beisein Andersrassiger bewegt. Und schon gar nicht hatten sie, in der gesamten überlieferten Geschichte ihres alten Volkes, Fremdlingen Einlass in ein Dsipraen gewährt.
    »Frevel«
    »Wahnwitz!«
    »Doppelter Tabubruch!«
    »Du hast ja nicht mehr alle Töne im Gehör!«
    Minarell verteidigte sich besonnen und langmütig, trotz der schweren Anschuldigungen und persönlichen Untertritte. Dass es keinen bekannten Präzedenzfall gab, müsse und könne nicht heißen, dass sämtliche Gesetze und Verhaltensregeln auf ewig festgeschrieben waren. Heilige Verbote hatten gewiss ihre Berechtigung. Aber Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Erfordernissen tat gleichfalls not. »Hätten unsere Altvorderen so verstockt

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