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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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jetzt wesentlich ungemütlicher.« Wie zum Beweis verstärkte sich das schaurige Jaulen des Orkans, das trotz der Dämpfung durch die Wände drang. Zugleich ertönte von weiter innen lebhaftes, vielstimmiges Getriller, zu chaotisch, als dass es der Translator hätte ins Interkosmo übertragen können. »Man scheint sich uneinig zu sein.«
    »Mhm.«
    Mehr Kommentar war ihm nicht zu entlocken. Schön langsam begann Tiff, sich um den Freund ernstlich Sorgen zu machen. Er selbst erholte sich von den Strapazen so rasch wie stets. Perry hingegen ... Sollte, wer immer ihnen ihr neues Erscheinungsbild ver-passt hatte, nebenbei auch an Rhodans Zellaktivator gedreht haben? Ein beunruhigender Gedanke, schließlich entzog sich die Technologie der Chips, welche die biologische Alterung unterbanden, gemeinhin dem Zugriff von Individuen ihrer Evolutionsebene.
    Falls jedoch eine höhere Entität im Spiel war...
    Tiff horchte auf. Stille war eingetreten. Die temperamentvoll geführte Debatte der Tischartigen schien vorüber. Siebenbein kam um die Gangbiegung gehampelt und verkündete: »Folgt mir, tief geschätzte Gäste! Ich und die Meinen sind geneigt, uns von euch infizieren zu lassen.«
    Dunkelbunte Spiralen rotierten vor Perrys brennenden Augen. Statt besser wurde es immer noch schlimmer. Er hievte sich hoch und schleppte sich weiter, an den warmen, porösen Wänden Halt suchend.
    Der Stollen mündete in einen Zentralraum, der nach Perrys Schätzung gut das halbe Volumen des Iglus einnahm. Jemand bot ihm eine Aufwölbung des Bodens als Sitzplatz, und dankbar sackte er darauf zusammen.
    Irgendein Kulturprogramm fand statt. Man sang, deklamierte, führte groteske Tänze und Pantomimen vor. Er döste ein. Schreckte wieder hoch, als einer der Aerimi - die Bezeichnung musste Perry im Halbschlaf aufgeschnappt haben - sich ihm in devoter Haltung näherte, schrille Töne ausstoßend. Er war großteils von einem graugrünen Fetzen verhüllt, der Perry bekannt vorkam. Ach, die Zeltplane. Er riss sich zusammen. Man wartete darauf, dass er das Ding gerührt entgegennahm und wieder in seinen Besitz überführte. Schön, tat er ihnen halt den Gefallen. »Verbindlichsten Dank.«
    Tifflor half ihm, die Plane zu falten und im Tornister zu verstauen. »Du bist nicht okay.«
    »Ich wäre schon froh, wenn ich ich wäre.« Sofern Perry die Symptome richtig deutete, brütete er gerade eine handfeste Grippe aus. Dunkel erinnerte er sich, dergleichen schon durchlitten zu haben; vor knapp drei Jahrtausenden. Als er noch keinen Zellaktivator besessen hatte...
    Der kleine Aerm sagte ein Gedicht auf. Übersetzt vom Translator, lautete es:
    »Gute Taten bringen Frucht, Widerhall in Fülle: Brechdurchfall mit voller Wucht, hei, da spritzt die Gülle!
    All das wünschen wir und mehr dir, du edler Fremder...«
    Das Gedicht hatte noch 23 weitere Strofen. Aber bereits bei der zweiten schlief Perry Rhodan tief und fest, von wirren Albträumen g e p la gt
    »Nun, da wir dem Geist Nahrung zugeführt haben, wollen wir auch die Leiber stärken«, trillerte Minarell, der Siebenbeinige, der das Amt des Anführers bekleidete. »Dürstet oder hungert dich?«
    »Ein wenig«, gestand Tiff.
    Prompt wurden Speisen und Getränke aufgetischt, wobei dem Wort auf getischt bei den Aerimi eine spezielle Bedeutung zukam. Aus den unregelmäßig gebogenen Wänden, die teilweise mit Moos, Schimmel oder kleinen Schwämmen bewachsen waren, ragten an Zapfhähne erinnernde Rohre. Stellte sich ein Aerm darunter und kickte zwei-, dreimal gegen die Wand, so rieselte Flüssigkeit, Schleim oder körniger Brei heraus; direkt auf die Deckplatte. Was für Tiff frappant wie miniaturisierte Bäume und Büsche einer Modellbauanlage aussah, entpuppte sich als äußerst feingliedrige Greiftatzen, mittels derer die Lebensmittel in die Mundtümpel befördert wurden. Die »Lokomotiven«, »Bagger«, »Kräne« und so weiter dienten als zusätzliches Besteck; sie konnten wohl auch anderweitige Werkzeugfunktionen erfüllen.
    Ein Aerm, der sich besonders reichlich beladen hatte, stakste zu Tifflor, stellte sich vor ihn hin und sagte: »Iss und trink aus mir, Eh-ren-Blaett.« Tiff zögerte. Das Zeug in den schalenförmigen Vertiefungen auf der lebenden Tischplatte wirkte wenig appetitlich. Andererseits, von irgendetwas musste er sich ernähren, und normalerweise brauchte er dank des Aktivatorchips keine Angst davor zu haben, dass er sich an ungewohnten Speisen den Magen verdarb.
    Normalerweise, dachte er.

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