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PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner

Titel: PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Hysterisch kichernd und haltlos schluchzend zugleich, wälzte ich mich am Boden. Die als Springer verkleidete Maschine ließ mich gewähren. Nicht aus Mitleid; derlei kannten die Unsichtbaren nicht. Wie ich später erfuhr, stand mir eine Stunde Regeneration zu, bevor der Unterricht begann.
    So lauteten die Regeln.
    Wunderst du dich, mein Freund, dass ich in die Akademie der Assassinen aufgenommen wurde, obwohl ich den angeblichen Suizidhebel betätigt hatte?
    Nun, aus Sicht und Logik der Unsichtbaren ergab das sehr wohl perfekten Sinn. Mit dieser ersten Probe testeten sie den Charakter der Bewerber und nicht, wie lange jemand die Luft anhalten konnte. Schließlich hatte ich keineswegs verfrüht aufgegeben. Sondern ich hatte erst ganz zum Schluss, buchstäblich in letzter Sekunde, aus Stolz meinen Tod selbst herbeiführen wollen. Dies wurde als Beweis für ein hoch entwickeltes Ego und einen ebensolchen, gesunden Selbsterhaltungstrieb gewertet; so verquer es klingen mag. Unser geheimer Suhyag bildet Spezialisten aus, die ihre Missionen professionell erledigen und überleben; keine stumpfsinnigen, fatalistischen Selbstmordattentäter. Loyalität, Vertragstreue und penible Ausführung der Aufträge in Ehren, aber wenn es wirklich hart auf hart geht, muss ein guter Assassine sich selbst der Nächste sein. Sturer Kadavergehorsam ist da fehl am Platz. Oberste Priorität hat, davonzukommen, ohne eine nachverfolgbare Spur zu hinterlassen, koste es, was es wolle. Wäre dem nicht so, trügen die Unsichtbaren ihren Namen zu Unrecht. Oder hast du schon je zuvor von unserer Existenz erfahren? Eben.
    Apropos Namen: Jenen, den meine Eltern mir gegeben hatten, lernte ich rasch zu vergessen. Stattdessen bekam ich eine Nummer zugeteilt, wie alle anderen Schüler auch. Meine, die 71, war kurz zuvor frei geworden. Ihr früherer Träger hatte die Ausbildung abgebrochen und war aus der Akademie entfernt worden; in welchem Zustand, frag lieber nicht. Naturgemäß legt unser Suhyag großen Wert auf Diskretion. Auf gescheiterte Ex-Zöglinge hingegen, die an irgendwelchen Tresen mit verfänglichen Details prahlen, können wir gern verzichten.
    Bei mir und dir ist das etwas anderes. Du wirst nichts mehr ausplaudern, und ich finde, du hast ein Recht, über gewisse Hintergründe ins Bild gesetzt zu werden.
    Meine ersten Studienjahre waren kein Honigschlecken, was nach dem bisher Erzählten wenig überraschen wird. Jedoch behandelten mich die Instruktoren, egal ob Roboter, Lemurer-Abkömmlinge oder Nicht-Humanoide, meist korrekt und fair. Bei aller Strenge der Regeln und Härte der Anforderungen - zweckfremder Sadismus oder persönliche Gehässigkeiten traten kaum auf, das entsprach nicht den Gepflogenheiten. Unter den Schülern, von denen rund 90 Prozent verschiedenen Zweigen meines Klans entstammten und mir äußerlich mehr oder weniger stark ähnelten, wurde Kollegialität über Konkurrenzdenken gestellt. Wiewohl uns bekannt war, dass laut Akademiestatistik nur etwa ein Zwanzigstel der Eingetretenen die Ausbildung erfolgreich, soll heißen: körperlich und geistig weitgehend unversehrt abschließen würde, unterstützten wir einander nach Kräften. Es herrschte schließlich kein Wettstreit nach Ausscheidungsmodus. Jeder und jede kämpfte für sich, allerdings primär auch gegen die eigenen Mängel und Unvollkommenheiten. Man lehrte uns Solidarität: Treue zu sich selbst, zum Suhyag der Unsichtbaren, zum Großklan. Dass Absolventen der Akademie in späteren Jahrzehnten einmal als Feinde, also in Diensten widerstreitender Auftraggeber, aufeinandertreffen würden, war theoretisch nicht auszuschließen, jedoch recht unwahrscheinlich. In den Weiten allein dieser Galaxis verlief sich unser kleiner, exklusiver Zirkel unweigerlich; eine höhere Nummer als 262 war noch nie vergeben worden.
    Ich lernte viel und gern, wenngleich keineswegs so mühelos, wie ich es mir gewünscht hätte. Was meine grundsätzliche physische wie psychische Eignung anging, sollte mein Vater recht behalten. In beiderlei Hinsicht übertraf mich an Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit kaum ein Kommilitone. Meine Planungsintelligenz jedoch bewegte sich anfangs im bestenfalls durchschnittlichen Bereich. Ich hatte gedacht, dass mir die Begabung zum Schätzen, Rechnen und Feilschen, also letztlich Handeln mit der Muttermilch eingeflößt worden wäre, aufgrund der weit zurückreichenden merkantilen Tradition meiner Familie. Aber schon bei relativ simplen Spielen tat ich mich schwer,

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