PR Ara-Toxin 01 - Die Galaktischen Mediziner
alles daran setzen, dem Frevel Einhalt zu gebieten. Vor diesem Hintergrund, da hatte Julian absolut recht, waren Einzelschicksale wie jenes des bedauernswerten Gondüb, der schließlich aus eigenem, freiem Willen abgehaut war, als zweitrangig zu betrachten.
Aber eben das konnte Perry nicht. Nicht leicht; nicht, bevor er sämtliche Optionen ausgereizt hatte. Er hatte dem Tonpfleger und der Befruchterin sein Wort gegeben - und er würde es halten, so ihm dies irgend möglich war.
Tiff, der ihn kannte wie wenige andere, lenkte seufzend ein: »Lass uns nachsehen, ob es einen Anhaltspunkt gibt, wohin sich unser verwegenes Beistelltischchen gewandt haben könnte.«
Sie wurden rasch fündig. Die Unterhaltungskonsole zeigte, aus dem Stand-by-Modus reaktiviert, eine Kolonie von Aerimi. Dicht an dicht in vergitterte Laufställe gepfercht, litten Gondübs abgebildete Artgenossen allerdings unter selbst für ihre bescheidene Lebensweise misslichen Verhältnissen. Perry justierte einige Einstellungen nach: kein Zweifel. Der Lichteinfall verriet, dass sie in eine andere Kuppel schauten.
Rhodan pfiff durch die Zähne. »Entweder, diese Übertragungen waren immer schon verfügbar, und wir haben nur verabsäumt, sie aufzurufen. Oder Gondüb hat ziellos an den Kontrollen gedreht und uns unabsichtlich neue Einblicke eröffnet.«
»Eher Letzteres.« Tiff machte sich ebenfalls an der Tastatur zu schaffen. »Aber wenn wir schon mal drin sind...«
Das Bild sprang um. Steiniger Untergrund und Gitterkäfige blieben gleich. Doch die Eingesperrten waren nun Humanoide. Menschen.
Terraner.
Viele Hundert, in abgerissenen, verdreckten Resten von Kleidung, reduziert auf die blanke Existenz. Keinerlei Schutz gegen Wind und Wetter; keinerlei sanitäre Einrichtungen oder minimale Intimsphäre, sooft Tiff auch die Kamerapositionen wechselte. »Rezzo hat sich geweigert, an sogenannte Zuchthäuser zu glauben.« Er zog einen Ausschnitt näher heran. Ein jugendliches Paar kopulierte schamlos, während die wenige Meter entfernten, sich träge gegenseitig lausenden Grüppchen mit keiner Wimper zuckten. Viele nackte Kleinkinder tapsten herum. Ihnen allen gemeinsam war ein stieres, entrücktes Schielen. »Aber da wird gezüchtet; und gezüchtigt.«
Faroghs patrouillierten zwischen den Käfigen, mit den langen, wurmförmigen Leibern tiefe Furchen im Geröll ziehend. Ab und an betätigten ihre Zungen Schalter auf dem das Froschmaul umgebenden Sensorring, und einer, zwei oder mehrere der Terraner krümmten sich, bleich vor Todesangst, in Erstickungsanfällen. Nicht, dass sie die Bestrafung irgendwie provoziert hätten.
Pure Willkür. Purer Sadismus.
Perry ließ sich in einen Sessel sinken und stand gleich wieder auf, weil er die obszön weichen Polster nicht ertrug. Das Wissen darum, dass unweit von diesem Luxushotel Menschen, jeglicher Würde beraubt, wie Tiere gehalten und schlechter noch behandelt wurden, machte ihn rasend. Mehr noch quälte ihn die leider realistische Einschätzung, im Moment nichts für sie tun zu können. Was sollten Tifflor und er allein gegen die perfekte Unterdrückungsmaschinerie Hrom-Connans ausrichten?
»Wir müssen von Jaimbor fliehen«, sagte Tiff. »Oder uns wenigs-tens Zugang zu einem Hypersender verschaffen, um die Liga zu informieren und die LFT-Flotte auf den Plan zu rufen.«
»Weder das eine noch das andere wird einfach zu bewerkstelligen sein, schätze ich.«
»Mhm. Über die Halsbänder kann unsere Position jederzeit angepeilt werden, und wahrscheinlich sind sie so programmiert, dass sie auf den Versuch, sie zu zerstören, mit Kontraktion reagieren.«
»Wir brauchen Verbündete« Bloß, woher nehmen? Diejenigen, die sich als Kurgäste wähnten, würden schwerlich für einen Ausbruch oder gar eine Rebellion zu motivieren sein. Die Bereitschaft zum Selbstbetrug war allen Intelligenzwesen gemein. Wer ließ sich schon von zwei dahergelaufenen Neulingen gegen »Götter in Weiß« aufwiegeln, die ihm Heilung vor lebensbedrohlicher Krankheit versprachen? Und falls sich Rhodan und Tifflor vorschnell zu erkennen gaben, stellten sie mit ziemlicher Sicherheit ihr eigenes Todesurteil aus. Zu viel stand für die Betreiber dieser Anlage auf dem Spiel, als dass sie davor zurückschrecken würden, notfalls auch die höchsten Repräsentanten Terras zu beseitigen.
»Einen potenziellen Helfer haben wir - unseren mysteriösen Schutzengel.«
»Der vermutlich zu den unbekannten Entführern gehört. Schöner
Weitere Kostenlose Bücher