PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
als zu dem, das sie erwartete.
Ich lauschte in mich hinein und versuchte zu verarbeiten, was ich dort fand. Ich hatte keinen Zweifel mehr, wusste aber nicht, ob ich mich darüber freuen oder vor Entsetzen schreien sollte.
Nein, jeder Zweifel war ausgeschlossen.
Es war nicht nur Sex.
Ich liebte Zhana so tief und innig, wie ich noch nie zuvor jemanden geliebt hatte.
Ich sah sie an, wollte die Hand zurückziehen, konnte es aber nicht. Ich spürte die Wärme ihres Leibs neben dem meinen, streichelte die Haut ihres haarlosen Körpers, ließ die Finger über die samtene Weichheit gleiten, aber im Augenblick ohne jede Begierde, denn ich war leer, so furchtbar und wunderbar leer.
Was geschieht mit mir ?, fragte ich mich.
Ich gestand mir ein, dass ich Zhana von Anfang an attraktiv gefunden hatte. Aber Liebe auf den ersten Blick? Nein, keineswegs. Wieso verzehrte ich mich plötzlich nach ihr? Was hatte sie mit mir gemacht?
Charlashad, dachte ich. Die achte Stufe des Upanishad. Über das Selbst hinaus; über sich selbst hinauswachsen: Großmut, Ehre, Verzicht, Zölibat.
Enthaltsamkeit. Das Überwinden körperlicher Begehren und gefühlsmäßiger Abhängigkeiten. Jahrhundertelang hatte sie mir geholfen, selbst gewählte Einsamkeit besser zu ertragen. Doch nun hatte es den Anschein, als hätte ich niemals eine Schule der Helden absolviert, in der die philosophischen Werte ESTARTUS gelehrt worden waren, mit dem wahren und zunächst geheim gehaltenen Ziel einer Ausbildung zum Ewigen Krieger und der Verbreitung der Lehre vom Permanenten Konflikt. Als wären all diese Jahre völlig umsonst gewesen.
Ich liebte Zhana, und auch meine Upanishad-Ausbildung konnte nichts daran ändern.
»Was hast du mit mir gemacht?«, flüsterte ich schließlich. Ich fürchtete mich vor der Antwort, denn mir war klar, ganz gleich, wie sie ausfallen würde, sie würde nichts daran ändern, dass ich Zhana auch weiterhin lieben würde.
Aber diese Antwort könnte alles zerstören. Sie könnte mich zu einem Sklaven machen, wie SEELENQUELL es mit seiner paranormalen Fähigkeit mit mir getan hatte. Wenn Zhana ehrlich zu mir war, völlig ehrlich, würde sie mich mit dieser Antwort vielleicht zerstören. Ich würde vielleicht Abscheu vor ihr empfinden, doch dieser würde nicht stark genug sein, um diese absolute Liebe zu ihr zu gefährden.
Sie ließ einen ihrer langen Finger über meine Brust gleiten, den Hals hinauf, über das Kinn, und strich dann über die Linien meiner Lippen. Allein der Anblick dieser Finger löste Gefühle in mir aus, die ich kaum beherrschen konnte.
»Könntest du mich lieben, Julian?«, fragte sie.
»Nein«, log ich, und in mir zog sich schmerzhaft etwas zusammen. Meine Stimme zitterte. »Nach allem, was ich über dich weiß, werde ich dich niemals lieben können.«
»Wirklich nicht? Und. warum nicht?«
»Weil du eine Mörderin bist. Weil du Hunderte, vielleicht Tausende von Intelligenzwesen auf bestialische Weise umgebracht hast. Weil du Perry und mich von Tahun entführt und in dieses Chaos gestürzt hast. Du bist ein Monster, und ein Monstrum kann ich niemals lieben.«
Sie lächelte. »Ach, Julian, du bist ein schrecklich schlechter Lügner.« Spielerisch klopfte sie mit der Fingerkuppe auf meine Nasenspitze. »Glaub mir, ich liebe dich auch. Mehr als mein Leben.«
»Zhana, ich.« Ich hielt inne, flehte Charlashad um Beistand an, doch er blieb mir verwehrt. »Ich liebe dich«, hörte ich mich dann sagen. »Ich werde dich immer lieben. Mehr als mein Leben.« Erst, nachdem ich mich zu ihr gebeugt und sie geküsst hatte, wurde mir klar, was ich gerade eben gesagt hatte.
Sie streichelte meine Wange. »Vielleicht nicht immer. Vielleicht aber noch in zehn oder zwanzig Jahren. Ich verspreche dir, ich werde immer für dich da sein, wenn es dich zu einer Ara-Frau zieht. Solange es dich zu ihr zieht. Vergiss nicht, schon bald werde ich körperlich viel älter sein als du. Aber solange du zu mir kommst.«
»Ich werde immer zu dir kommen«, hörte ich mich sagen.
Hör auf, dachte ich. Das ist pervers! Sag ihr, dass du bedauerst, was gerade vorgefallen ist, und dass es nie wieder passieren wird...
»Ich hoffe, du hast es genossen. Auch wenn es womöglich ziemlich überraschend kam.«
Ich kämpfte dagegen an. Fragte mich, wie es dazu hatte kommen können. War fast davon überzeugt, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Aber das alles änderte nichts daran, dass ich sie liebte.
Ich versuchte, mich an Nia zu
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