PR Ara-Toxin 02 - Die Medo-Nomaden
ihn erwartete womöglich die Infinite Todesstrafe wegen Hochverrats auf Celkar.
Aber er war ein Profi. Als er den Dienstvertrag unterschrieben hatte, war ihm genau bewusst gewesen, worauf er sich einließ.
»Wir müssen warten, bis die KAMMARA die Freigabe durch die Raumüberwachung erhält«, sagte Bowitz scheinbar geistesabwesend, während er Datenlesegeräte aus den Regalen holte, miteinander verband und programmierte.
»Das ist mir klar«, sagte ich. Unsterbliche hatten schließlich Geduld gelernt.
»Falls sie sie überhaupt bekommt.«
»Sie wird sie erhalten.«
Bowitz lachte leise auf. »Nur weil ein Unsterblicher Mist baut und hofft, dass es keinem auffällt? Wenn ich so vorgehen würde, wäre in den Zeitungen Terranias schon vor zehn Jahren meine Todesanzeige erschienen. Auch das ist ein Unterschied zwischen Paranoia und Schizophrenie, Außenminister.«
Ich wusste, was er meinte, und schwieg dazu.
Er schob einen Datenträger in eins seiner Geräte. »Jetzt werden wir herausfinden, an wen Botschafter Lampedusa dich verraten hat.«
Wann würden wir erfahren, ob die KAMMARA die Starterlaubnis bekommen hatte? Ob sie den Orbit um Aralon verlassen durfte, angeblich, um gemäß ihres ursprünglichen Auftrags nach Swoofon zu fliegen? Wann würde Zhana uns über einen gerafften Ultrakurzfunkimpuls mitteilen, dass das Schiff in den Überlichtflug gehen konnte?
In sechs Stunden, vielleicht auch zehn?
Aber Unsterbliche hatten schließlich ja Geduld gelernt.
Bowitz arbeitete wie besessen an seinen Positroniken, während ich halbherzig versuchte, mit Prid-Reuyl ins Gespräch zu kommen.
Es gelang mir nicht. Der Ara wirkte beherrscht und selbstbewusst, war jedoch eher schweigsam. Er kannte mich nicht und wollte mir keine Informationen geben. Sie waren das Kapital, mit dem er um sein Leben handeln konnte. Er würde auspacken, alles erzählen, was er wusste, aber erst, wenn er Aralon verlassen hatte und sich im sicheren Hafen der LFT befand.
Ich hörte, dass er zu Mo betete, immer wieder. Selbst dieser eiskalte Mediziner und Wissenschaftler brauchte irgendeinen Halt, an den er sich klammern konnte.
Da die erzwungene Untätigkeit allmählich wahre Langeweile in mir hervorrief, spielte ich kurz mit dem Gedanken, es noch einmal mit Char'gonchar zu versuchen, der zweiten Stufe. Über den Geist hinaus aktiv zu werden, Prid-Reuyl mit meinem Charisma so stark zu beeindrucken, dass er von sich aus den Wunsch verspürte, mit mir zu plaudern und mir alle kleinen, schmutzigen Details zu verraten, die er über die Hintergründe des Geschehens in Erfahrung gebracht hatte.
Dabei stellte sich natürlich eine entscheidende moralische Frage: Es war eine Sache, Intelligenzwesen zu beeinflussen, die mich wahrscheinlich entführt und Millionen anderer Wesen im Galaktischen Zoo gequält oder ermordet hatten, aber eine ganz andere, jemandem den freien Willen zu nehmen, der sich zumindest als potenzieller Verbündeter und wichtiger Informant erweisen konnte und seine freiwillige Zusammenarbeit angeboten hatte. Dieser Aspekt bewirk-te stets, dass ich meine Upanishad-Fähigkeiten nur sehr zögernd und zurückhaltend einsetzte.
Während ich noch um eine Entscheidung rang, sah Bowitz von seinen Geräten auf. »Wie ich es befürchtet hatte«, sagte er.
Ich runzelte fragend die Stirn.
Der Agent lächelte schwach. »Lampedusa hat sich immer als mein Freund positionieren wollen, war es jedoch nie. Aber wir waren aufeinander angewiesen. In meiner. Paranoia habe ich schon frühzeitig versucht, ihn auszuspionieren, ganz einfach, weil er mein Vorgesetzter war, dem ich nie getraut habe. Er hat zwar eine Vielzahl von Kodes verwendet, aber im Prinzip war er dumm. Geburtsdatum, Mätressen, Haustiere.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man mit solchen Daten einen LFT-Kode knacken konnte, führte aber keine Widerrede. »Und? Was hast du herausgefunden?«
»Arturo Lampedusa steht seit zwei Jahren im Sold des internen Geheimdienstes der Aras namens Aracom. Er lässt es sich hier auf Aralon gut gehen und hat Spielschulden, ist gewissen Personen des gesellschaftlichen Lebens verpflichtet und damit erpressbar geworden.«
»Und du wusstest nichts davon?« Mich zerriss es schier vor Wut. Da stand dieser unfähige TLD-Agent vor mir und erzählt mir ganz sachlich von Korruption, persönlicher Bereicherung und Erpressung und schien noch nicht einmal besonders betroffen deshalb.
War in der Welt der Geheimdienste solch ein Verrat wirklich so üblich
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