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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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in die Kirche gehe. Aber den Rum hier kann ich, Olodumarè und die heilige Mutter Maria sind meine Zeugen, auch ohne Zähne kauen.«
    Es war kein Problem, den Weg zum Strand zu finden. Als Rhodan durch die immer noch wie ausgestorben daliegende Stadt schlenderte, hörte er vor sich Geräusche. Es klang nach ekstatisch geschlagenen Trommeln und schrillen Blechinstrumenten. Er bewegte sich zügig in die Richtung, aus der die Klänge kamen. Die Musik wurde lauter, blieb aber immer noch ein kaum zu entwirrendes Konglomerat von unterschiedlichsten Melodien und Rhythmen, die offenbar miteinander wetteiferten. Es hörte sich wie eine Beach-Party an, bei der ein Dutzend tragbare Trivid-Konsolen voll aufgedreht waren und miteinander konkurrierende Musikchips abnudelten. Daneben waren jetzt auch Menschen zu hören, die sich lautstark über den Lärmpegel hinweg zu verständigen suchten, übermütig lachten, im Rhythmus der einen oder anderen Musik sangen und dazu klatschten.
    Die Glassitstraße, auf der er sich bewegte, ging in einen von Dünen gesäumten Sandpfad über, an dessen Ende Lichter glühten und bunte Blitze zuckten. Als er den Kamm der letzten Düne erklommen hatte, sah er vor sich den Strand und das gemächlich anbrandende Wasser des Meeres. Die Sonne versank in weiter Ferne in den Wogen, umgeben von flirrenden blaugrauen Wolken. Sie war rot und prall, und die Wolken warfen das Licht in seltsamen giftgrünen und violetten Tönen zurück. Der Strand selbst war ein Lichtermeer, erzeugt von Laternen, rußenden Fackeln, offenen Feuerstellen, auf denen Fleisch gegrillt wurde, und elektronisch gesteuerten Lichtorgeln, die Farbkaskaden in den Himmel schleuderten. Der landeinwärts wehende Wind trug den Rauch der Feuer und den verführerischen Duft von gebratenem Fleisch heran.
    Der von hier aus einsehbare Strand war eine einzige Festmeile mit Fackeln, Feuern und bunt geschmückten Buden. Dutzende von Steelbands, Kapellen mit Bongos und wuchtigen, dumpf klingenden Holztrommeln sowie Jazzbands mit Trompeten, Banjos, Saxofonen, Tuben und Klarinetten trommelten und bliesen sich die Seele aus dem Leib. Hunderte von ausgelassenen Menschen sangen und tanzten und bildeten eine zweite wogende Brandungswelle vor dem Meer. Die Frauen und Mädchen trugen bunte Kleider oder Blusen und lange Röcke, die beim Tanzen hochgewirbelt wurden und nackte Beine sehen ließen. Einige hatten eine Anzahl von zierlichen Silberringen oder Ketten um die Handgelenke und Fußfesseln gelegt, die blitzend das Licht zurückwarfen. Die meisten Männer und Jungen trugen lange, grob gewebte Hosen, Strohhüte und bunte Hemden. Manche, die ausreichend in Wallung geraten waren, tanzten trotz des frischen Windes mit bloßem Oberkörper und zeigten dabei großflächige Brust- und Rückentätowierungen.
    Das also war das Yemayâ-Fest, mit dem die Göttin des Meeres gefeiert wurde. Rhodan überlegte nicht lange, ob er hier fehl am Platze war. Aufgekratzte, feiernde Menschen waren ehrliche Menschen. Wenn überhaupt irgendwo auf diesem Planeten, würde er hier erfahren können, was die Remiona fühlten und dachten. Er ging hinunter zum Strand.
    Er wusste nicht genau, wen er hier ansprechen sollte und wie er das Gespräch auf Themen bringen sollte, die diesen Menschen im Moment wahrscheinlich denkbar fern waren. Im Moment freute er sich einfach über die Lebensfreude, die hier zum Ausdruck kam. Es war schon verdammt lange her, dass er selbst so ausgelassen gefeiert hatte, wenn überhaupt.
    Jemand zupfte ihn am Hemd. Es war ein etwa vierzig Jahre alter Mann mit Stirnglatze, einem krausen dunklen Lockenkranz von Resthaar, einer breiten, platten Nase und lebhaften, freundlich blickenden Augen. In der Rechten hielt er eine Zigarette, die wie eine kleine Tüte aussah, aus braunem Papier gedreht, vorn dick, zum Mund hin schmaler, schwach glimmend und aromatisch riechend, nicht nur nach Tabak, sondern gehaltvoller.
    »He, companero, willst auch 'n Zug?«
    »Was ist das?«, fragte Rhodan.
    »Na komm, was soll das schon sein? Ein cigarillo especialmente, eines der besseren Art.« Er blinzelte ihm zu. »Mit etwas Colocados. Natürlich von der besten Schicht. Sogar mit etwas mehr Colocados. Wenn du verstehst. Na los, nimm einen Zug. Das bringt dich auf andere Gedanken. Verdammt gute Gedanken. Du vergisst die beschissene Maloche. Du vergisst deine öde Hacienda. Wenn du verstehst. Du siehst Sachen, die du noch nie gesehen hast. Du stehst plötzlich vor Hunderten Leuten im Ring,

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