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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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und durften ein kleines Baumhaus beziehen, das sich mit Dutzenden ähnlicher Häuser wie eine bunte Perlenkette durch das Grün zog. Philippe Castaneda, der örtliche maestro mayor der Colocadosos, ein würdig aussehender alter Mann mit einem krausen weißen Vollbart, prüfte auf seiner Positronik ihre gremio-Chips und war überaus angetan von den vielen positiven Beurteilungen, die sie von den anderen Haciendas erhalten hatten.
    »Wir bauen die Colocados auf den gigantes an«, sagte er. »Neue Ideen, die Früchte weiter zu kultivieren oder andere Sorten einzusetzen, sind jederzeit willkommen. Derzeit kümmern die Colocados ein bisschen. Wir hatten erhebliche Ernteausfälle.«
    »Kümmern nur die Colocados oder auch die anderen Symbionten?«, fragte Marco.
    »Nur die Colocados, soviel ich weiß. Warum fragst du?«
    »Weil wir unterwegs gelegentlich kranke Pflanzen und sogar absterbende gigantes gesehen haben. Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich beunruhigend.«
    Castaneda winkte ab. »Das haben wir hier auch, aber zum Glück betrifft es nicht unsere eigenen gigantes. Aber in der Nähe wurde es schon beobachtet. Man sollte es jedoch nicht überbewerten. So etwas gab es früher auch schon. Wir nennen es Kristallfäule.«
    »Wie kam es zu dem Namen?«, fragte Marco.
    »Erst bilden sich leuchtende Kristalle auf den Pflanzen, die allmählich abstumpfen. Wochen später schrumpfen die Kristalle, und am Ende bleibt nur eine Art graue Schlacke.«
    »Das habe ich nicht beobachtet. Ich habe nur abgestorbene gigantes und andere tote Pflanzen gesehen. Vielleicht reden wir von verschiedenen Krankheiten.«
    »Schon möglich. Ist ja auch egal. Uns geht es mehr um die Colocados. Von denen lebt die Hacienda.«
    »Und wenn diese Pflanzenkrankheiten auf alles übergreifen, was wächst und gedeiht? Dann würden auch die Colocados absterben.«
    »Marco, du bist ein Schwarzseher!«, warf Carmen ein.
    Castaneda deutete eine Verbeugung gegenüber Carmen an. »So sehe ich es auch. Es gibt wirklich keinen Grund, sich große Sorgen zu machen. Es hat immer wieder Pflanzenkrankheiten gegeben, genauso wie Tierseuchen. Hier auf Remion und auf jedem anderen Planeten. Was uns angeht, so bringt uns das zwar Einbußen, aber die Natur erholt sich davon wieder. Und ist hinterher umso robuster. Kümmert euch einfach um die Colocados, wenn ihr uns helfen wollt.« Er fasste beide ins Auge und lächelte. »Wir freuen uns auf euch. Lebt euch erst mal ein. Extebosch ist ein idyllischer Ort, wie ihr vielleicht schon festgestellt habt. Es gibt auf Remion keine Baumstadt, die eine derart perfekte Symbiose mit den gigantes eingegangen ist. Wer einen Sinn für die Natur hat, wird es genießen. Natürlich wird hier auch hart gearbeitet. Man bekommt nichts geschenkt. Aber das ist euch ja nicht neu.«
    Raol Zingerosc und Rumela Gomez lernten sie nach gut einer Woche kennen, an einem puente. Carmen hatte im Infotainmentkanal der Hacienda nach Vergnügungsmöglichkeiten geforscht und war dabei auf das Micro Gigantes aufmerksam geworden, ein kleines Lokal, in dem Hobbymusiker der Hacienda auftraten, die vorwiegend handgemachte Musik machten. Sie musste sich nicht sonderlich anstrengen, um Marco zu überreden, mit ihr zusammen dieses Lokal zu besuchen.
    Das Micro Gigantes erwies sich als Terrassencafé, das die Restaurationsräume auf einer Außenplattform weit in die Bäume hinausgebaut hatte, was in lauen Sommernächten eine einzigartige Atmosphäre schuf. Der Pächter hatte diese Erlaubnis nur mit der Auflage erhalten, auf elektronisch verstärkte Musik, Trivid- und Holoshows zu verzichten. Er hielt sich strikt daran, obwohl an den puentes sich kaum jemand an irgendwelche Regeln hielt und die gesamte Stahlkonstruktion der Hacienda summte und förmlich zu glühen schien, wenn in den anderen Lokalen die Verstärker aufgedreht wurden. Das Micro Gigantes lag allerdings in einem Außenbezirk nahe den Wipfeln der Bäume, und die Besucher konnten sich gelassen entspannen, ohne dem turbulenten Treiben in den tieferen Regionen ausgesetzt zu sein. Das grüne Ambiente, die Gelassenheit und die entspannte Musik waren zum Markenzeichen des Lokals geworden.
    Marco und Carmen waren neu in der Hacienda und kannten die Besonderheiten des Lokals nicht. Sie waren jung und interessierten sich nach sieben Tagen Schufterei wie die anderen jungen Leute der Hacienda eigentlich eher für heiße Rhythmen.
    »Lass uns wieder verschwinden«, sagte Carmen, als sie sah, dass überwiegend ältere

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