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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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Carmen und Raol daraus machten. Das wollte er gar nicht wissen. Er wandte sich brüsk ab und sagte zu Rumela: »Ich habe keine Lust mehr. Lass uns etwas trinken.«
    Sie war sichtlich verärgert, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm an den Tisch zu folgen. Sie sagte nichts. Marco schüttete ein noch ziemlich volles Glas mit Rum und Colocadossaft in sich hinein und brütete eine Weile vor sich hin. Er war zu benebelt, um klar denken und Konsequenzen ziehen zu können. Aber im Innern fühlte er sich tief verletzt. Er sah erst wieder auf, als die Musik endete und die Musiker eine Pause einlegten.
    Carmen und Raol waren verschwunden.
    Seine Fäuste verkrampften sich. Eine schlanke Hand legte sich auf eine der Fäuste. »Nimm es nicht so schwer, Marco«, sagte Rumela mit rau klingender Stimme. »Bestimmte Sachen passieren einfach.«
    »Du nimmst es einfach so hin?«, wunderte sich Marco.
    Sie sah ihn aus ihren abgrundtiefen Augen an. Die Asche schien weggefegt, die heiße Lava glühte. »Ich nehme niemals etwas hin! Jedenfalls nicht endgültig. Raol gehört mir, und ich lasse ihn mir nicht wegnehmen. Aber für den Moment muss ich die Dinge nehmen, wie sie sind. Du auch. Und es bietet uns ja auch. gewisse Möglichkeiten.« Ihre Stimme war jetzt sanft und schnurrig wie die einer Katze: »Wenn du Lust hast. Oder muss ich deutlicher werden?«
    Das musste sie nicht. Marco wusste sehr gut, was sie meinte. Er konnte sich an Carmen und Raol rächen, und Rache konnte so verdammt süß sein. Wie Rumela. Aber er schüttelte den Kopf.
    »Ich. kann das jetzt nicht, Rumela.« Er rechnete damit, dass sie ihm eine Ohrfeige versetzen, aufspringen und wutentbrannt gehen würde, denn nichts konnte eine Frau so tief beleidigen wie ein verschmähtes eindeutiges Angebot, das sie einem Mann gemacht hatte. Aber sie tat nichts dergleichen.
    »Du liebst Carmen sehr, nicht wahr?«, fragte sie stattdessen. »Ich verstehe das, denn ich liebe Raol genauso. Ich dachte nur, dass es leichter ist, wenn man seine Enttäuschung mit einem anderen teilt. Es kann aus der Niederlage einen Sieg machen. Aber es gibt noch einen anderen Weg. Wenn du ihn denn gehen willst.«
    »Ich verstehe nicht.«, gab Marco hilflos zu.
    »Voodoo«, sagte Rumela.
    »Was meinst du damit?«
    »Es gibt hier in Cirueilé einen Hungan, der wirklich ein maestro seines Faches ist. Die offizielle Kirche hat ihn ausgeschlossen, weil er sich ihr nicht unterwerfen wollte. Daraufhin hat er seine eigene gegründet. Seine spirituellen Kräfte sind immens, und er kennt die uralten Rezepturen. Ich habe ihn schon häufiger aufgesucht, und er konnte mir stets helfen. Auch in Bezug auf Raol.«
    Sie ließ offen, was sie damit meinte. Vermutlich einen Liebeszauber. Marco hatte noch nie darüber nachgedacht, was Raol und Rumela miteinander verband. War Raol etwa nicht so ganz aus eigenem Willen in diese Beziehung gestolpert?
    »Ich bin nicht besonders religiös, sondern glaube nur an die Wirkung der gris-gris-bags«, sagte er unsicher. »Manche davon haben mir jedenfalls geholfen. Meinst du so etwas?«
    »Besseres«, antwortete sie sanft. »Besseres, viel Besseres. Komm mit und lass dich überzeugen.«
    Marco musste die ganze Zeit daran denken, dass Carmen jetzt vermutlich in Raols Armen lag und sich ihm hingab. Es fiel ihm schwer, sich überhaupt auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Um sich abzulenken, konnte er sich hier an Ort und Stelle volllaufen lassen, um irgendwann volltrunken unter den Tisch zu rutschen. Oder er konnte sich diesen vorgeblichen Voodoozauber einmal anschauen. Damit vergab er sich nichts.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Cirueilé war eine moderne Stadt, in der Voodoo-Praktiken eigentlich fehl am Platz schienen. Andererseits war Voodoo Teil einer die meisten Remiona erfassenden Religion, wenngleich die Voodoo-Götter und -Geister sich im Pantheon der offiziellen Kirche den Platz mit den populäreren Santeria-Göttern und einigen aus dem Christentum entlehnten Gottheiten teilen mussten. Für den Gläubigen war es inzwischen eher ungewöhnlich, sich vorzustellen, dass sie von den Voodoo-Gottheiten wie Pferde geritten wurden, wie es den traditionellen Vorstellungen entsprach. Geblieben war aber der Glaube an die Zauberkraft der alten Rituale.
    Die kleine Privatkirche des Hungan befand sich nicht in einem der historischen Wellblechschuppen aus der Gründerzeit, auch nicht in der Krypta auf einem Friedhof, was für einen Glauben, in dem Zombies ihren Platz hatten, vielleicht

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