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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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Armbandkom. Aber auf den Originalchip konnte er nicht verzichten. Er war vielfach signiert, nicht kopierbar und bei Verlust nur schwer zu ersetzen.
    Er entschloss sich, das Beste aus der Sache zu machen. Diese Nacht war ohnehin verloren, vielleicht die gesamten puentes . Er entschloss sich, den schon abgesunkenen Alkoholpegel noch einmal kräftig anzuheben und sich dann schlafen zu legen, egal was dann kommen mochte.
    Der Plan war nicht so einfach auszuführen. Carmen und Marco hatten sich keinen Vorrat an Rum angelegt, weil sie normalerweise nur in Gesellschaft anderer tranken. Und zu dieser Tageszeit war keines der Cafés und keine der Bars in der Hacienda mehr geöffnet. Zumindest kein Lokal, das Marco kannte. So viele gab es in der Hacienda auch nicht. Wenn irgendwo doch noch Nachtschwärmer bewirtet wurden, waren sie inzwischen zu berauscht, um Lärm zu machen. Jedenfalls hörte Marco nirgendwo Lachen und Singen. Er lauschte konzentriert. Nein, da war nichts außer dem Girren der Nachtpfeifer und dem Glucksen von Schwammkröten. Die Siedlung selbst lag völlig still da, und es gab kaum Lichter. Nur die Serpentinen zwischen den verschiedenen Ebenen der Hacienda und die Zugänge zu den Antigravschächten waren beleuchtet.
    Einen Moment lang sehnte sich Marco wieder nach dem Trubel der Stadt, doch im nächsten liebte er die Siedlung für ihre stille Einbettung in die sie umgebende Natur. Schade, dass er hier nicht bleiben konnte.
    Ihm fiel ein, dass Raol - ausgerechnet Raol! - erwähnt hatte, dass es im Süden der Hacienda auf der untersten Ebene eine Tankstelle für Not leidende Durstige gab, eine Art Rettungsstation, wenn alle Vorräte erschöpft waren. Das war kein Lokal, sondern ein Schnapsladen, und der Besitzer lebte im Wesentlichen davon, Tag und Nacht verfügbar zu sein. Der Laden hieß. Pavillon Alvarez oder so ähnlich. im Süden. unterste Ebene.
    Marco überlegte kurz, ob er sich nicht besser gleich ins Bett legen und Alvarez selig schlummern lassen sollte. Aber er wusste, dass er so nicht einschlafen konnte. Er brauchte etwas, das all die Geister und Gespenster um ihn herum verjagte. Er machte sich auf die Socken.
    Die einzelnen Ebenen der Hacienda waren ein verschachteltes Labyrinth, doch in dem scheinbaren Chaos gab es durchaus eine klare Struktur, die Marco inzwischen zu lesen gelernt hatte. Mit beinahe schlafwandlerischer Sicherheit bewegte er sich durch die Serpentinen und benutzte mehrmals einen Antigravschacht, um die vielen, sich langsam in die Tiefe schraubenden Schleifen abzukürzen.
    Er hörte das melancholisch sanfte Zirpen von Domnelkenvögeln, seltenen Symbionten, die - halb Pflanze, halb Tier - auf den gigantes nisteten, ihre mit Tentakeln versehenen Fußkrallen in den Baum schlugen und ihm vampirhaft Nahrung entnahmen, einen Teil ihrer Brut aber wieder an den Baum verloren, wenn die Jungen nicht rechtzeitig genug flügge wurden. Er nahm sie dann einfach als symbiotische Pflanzen an, versuchte von ihnen Nährstoffe zu erhalten und saugte sie letztlich auf. Das war für die betroffenen Domnelkenvögel tragisch, aber ein natürlicher Prozess.
    Wo es Domnelkenvögel gab, war die Umwelt gesund. So hatte es Marco gelernt. Er freute sich über die Vögel, glaubte aber nicht mehr so recht daran, dass sie wirklich eine gesunde Umwelt signalisierten. Er hatte gerade auf den gigantes von Extebosch einige Anzeichen für eine Störung der Tier- und Pflanzengemeinschaft entdeckt. Offenbar war es den Domnelkenvögeln gelungen, sich hier trotzdem zu behaupten, zumindest für den Moment.
    Auf der untersten Ebene des südlichen Bezirks angekommen, fiel es Marco leicht, den Pavillon Alvarez zu finden. Der Laden hatte weit und breit die einzigen Holos - Zwerge mit Zipfelmützen, die Rumfässer stapelten - und einen riesigen, altmodischen, aber prächtig illuminierten Klingelknopf.
    Es dauerte eine Weile, bis Marco den Ladeninhaber herausgeklingelt hatte. Der Mann, ein stiernackiger, barfüßiger Mittvierziger im Shorty, präsentierte dicht behaarte Beine und eine noch stärker behaarte Brust, roch nach Schweiß, sah verschlafen aus, war aber keinesfalls ungehalten. Solche Schlafunterbrechungen war er gewohnt. Er lebte davon. Ob er gut davon lebte, wusste Marco nicht, aber zumindest nahm er stolze Preise für die Unterbrechung der Nachtruhe.
    Geld interessierte Marco im Moment wenig. Da er nicht wie Rumela einen vorbereiteten Credchip dabeihatte, zog er ein Bündel Scheine aus der Hosentasche, streckte es

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