Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
Vom Netzwerk:
Ende zog der Ara am Bohrloch die Sonde heraus und kuppelte den Schlauch wieder ein. Wenig später lief das Aggregat erneut an.
    Marco sah keinen Sinn darin, noch länger hier zu verharren. Was interessierten ihn diese verdammten huebochas und ihre Forschungen? Er hatte wahrhaftig andere Probleme. So leise wie er gekommen war, zog er sich zurück.
    Er schaffte nur die Hälfte der Flasche. Irgendwann legte er sich auf weichem Moos in einer Baumhöhle schlafen, die genau die richtigen Abmaße für seinen Körper hatte.
    Als er nach zehn Stunden wieder halbwegs nüchtern war, suchte er das Büro des gremio auf, in dem tatsächlich auch an den puentes eine Angestellte Dienst tat. Marco erklärte ihr, was er wollte, und sie händigte ihm den Chip aus, ohne große Umstände zu machen.
    »Der maestro mayor ist leider in Cirueilé«, sagte sie bedauernd. »Nur er darf den Chip signieren und dir deine Zeit bei uns bestätigen.«
    Er war froh, dass der maestro mayor nicht anwesend war. Der hätte mit Sicherheit viele Fragen gestellt und versucht, ihn zum Bleiben zu überreden. »Ich weiß«, sagte er. »Aber das macht nichts. Er kann mir sein Addendum auch per Kom senden. Oder an das gremio Dos Sanchoz übermitteln. Ich habe kein Problem damit, und er wird auch keines haben.«
    Die Frau nickte. Das Procedere schien ihr im Wesentlichen vertraut zu sein. Die etwa vierzig Jahre alte beleibte Frau, deren Augenlider genauso schwer herabhingen wie ihre Wangen und Mundwinkel, sah ihn an. »Hat es dir bei uns nicht gefallen? Waren unsere Mädchen nicht nett zu dir?«
    »Sie waren viel zu nett zu mir«, antwortete Marco, tippte sich an den Hut und verschwand.
    Er brauchte nicht lange, um seine Sachen zu packen. Er nahm nur das, was ihm ganz allein gehörte. Dinge, auf die Carmen auch einen Anspruch hatte, ließ er zurück. Für den Gleiter, der ihr ebenfalls zur Hälfte gehörte, würde er sie entschädigen, sobald er genug Geld verdient hatte.
    Wenig später startete er den Gleiter und ließ die Hacienda Extebosch hinter sich zurück. In ihm schien nur Leere zu sein, und er wollte auch an gar nichts denken. Trotzdem stiegen ab und an Bilder aus der vergangenen Nacht in ihm auf. Er verjagte sie alle. Auch die, in denen ein paar huebochas seltsame Dinge trieben. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob er das alles wirklich erlebt oder nicht nur geträumt hatte. Was das betraf, wünschte er sich, die gesamten letzten 24 Stunden nur geträumt zu haben. Allerdings wusste er mit schmerzlicher Gewissheit, dass zumindest einige der Ereignisse, an die er sich erinnerte, tatsächlich passiert waren. Und leider handelte es sich dabei um jene Dinge, die ihn ganz persönlich betrafen und die ihm ins Herz stachen.

08. Juni 1340 NGZ, Habana Nuevo, Remion
    Als die Tür zu seinem Büro aufgestoßen wurde und die junge Frau in den Raum trat, wusste Garcia sofort, dass die nächsten Wochen hart sein würden, und zwar in jeder Beziehung.
    Sie deutete betont lässig eine Art Ehrenbezeugung an und sagte: »Teniente Janita Delgado von der Policia Hacienda Extebosch meldet sich zum Dienst, Senor Comisario.«
    »Steh bequem, Teniente«, sagte Garcia mechanisch und kam sich dabei etwas albern vor, denn sie stand auch ohne seine Aufforderung schon äußerst bequem vor ihm: eine schlanke Frau von vielleicht dreißig Jahren, gekleidet in hellblaue Bermudas und einen weit geschnittenen orangefarbenen Blouson aus Seide, der sich um anregend geformte Brüste schmiegte und diese eher betonte als verbarg. Ein kleiner Aufnäher auf dem Blouson zeigte ein Wappen mit den ineinander verschlungenen Buchstaben »PHE«, wohl das Emblem ihrer Dienststelle. Es gab Hunderte von policias auf Remion, und Garcia überließ es gern der Zentralpositronik des Planeten, sie im Einzelnen zu identifizieren.
    »Schließ die Tür und setz dich«, sagte er, während er sich die dunkelgrauen Locken aus dem Gesicht strich, seine Stirnbuchse mit der Positronik des Polizeipräsidums verstöpselte und Daten abrief. Eher unbewusst nahm er wahr, dass sie seiner Aufforderung nachkam, und mit einer Mischung aus Unmut und Unbehagen registrierte er das leicht spöttische Lächeln in den Mundwinkeln der Frau. Sie verlor wirklich keine Zeit, ihn die Verachtung der familias spüren zu lassen. Wahrscheinlich galt ihre Verachtung auch seiner Stirnbuchse. Auf Remion gab es nur wenige Vercyberte, und man begegnete ihnen nicht selten mit unverhohlenem Spott. Implantierte Cyberware passte nicht zum

Weitere Kostenlose Bücher