PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
Fakten noch einigermaßen drauf?«
»Sicher, ich habe mich oft genug damit beschäftigt.«
»Wusste ich nicht. Du warst doch nicht direkt damit befasst.«
Ramirez grinste. »Ich kriege alles mit, was hier läuft. Das solltest du wissen. Und unaufgeklärte Mordfälle haben es mir angetan. Ich setze gern Puzzles zusammen, vor allem solche, bei denen Teile fehlen. Den Rest denke ich mir dann selbst aus.« Er tippte sich an die Stirn. »Reine Kopfsache, verstehst du. Ein Spiel. Gripstraining. Meistens liege ich übrigens schief.«
Das stimmte nicht, und das wussten sie beide.
»Dann lass mal hören«, meinte Garcia.
»Was willst du hören?«
»Erst mal die Fakten, aus deiner Sicht, dann die Theorie.«
Ramirez seufzte. »Soll ich nicht erst die Theorie. Nicht? Na gut, schon verstanden. Hast du noch einen Kaffee?«
Garcia stand auf und schenkte ihm einen Becher voll ein.
Ramirez strahlte ihn dankbar an und kippte gleich die Hälfte herunter. Er nahm einen weiteren Schluck und verzog den Mund. »Trinkst du immer pur, oder geht es auch mit einem Schluck Quasselwasser?«
»Gut, dass uns niemand zuhört und zusieht, der bei den familias oder in den Räten etwas zu sagen hat«, meinte Garcia, nahm eine Flasche Rum aus dem Schreibtisch und füllte die Tasse auf. »Die würden sich sofort in allen Vorurteilen gegen Beamte bestätigt sehen und uns feuern.«
»Ach, die können mich mal. Die saufen viel mehr als wir.« Er nahm einen großen Schluck und verdrehte genießerisch die Augen. »Gut, ausgesprochen gut. Ich ahnte schon immer, dass die Comisarios Zugriff auf die feinsten Rumsorten haben.«
»Komm zur Sache, Emilio. Ich will endlich wissen, was du von dem Mord an Raol Zingerosc hältst.«
»Nun sei doch nicht so ungeduldig und schenk mir lieber noch einmal nach. Mehr aus der Flasche als aus der Kanne bitte. Danke, du bist wirklich ein guter Freund und vorbildlicher Vorgesetzter. Danke, das reicht jetzt, danke. Also. Raol, eine gewisse Rumela und zwei vabundé namens Carmen und Marco waren befreundet, und dann gab es wohl Bettgeschichten über Kreuz.« Er machte eine Pause.
»Mach es nicht so spannend, Emilio. Meine Geduld ist am Ende.«
Ramirez grinste. »Die Raubkatze hat dich ziemlich schlimm in ihren Fängen, nicht wahr?«
»Lass es, Emilio! Oder muss ich den Vorgesetzten herauskehren?«
»Nein, musst du wirklich nicht. Ich habe verstanden, dass du darüber nichts wissen willst. Aber was den Mord an Raol angeht: In den Haciendas gibt es kaum Kapitalverbrechen. Bis auf den bevorrechtigten padre oder die madre fügen sich alle in eine Struktur, die alle gut versorgt, ohne Einzelne über Prämien für gute Arbeit hinaus auszuzeichnen. Eifersuchtsdramen sind natürlich immer möglich, in jeder Art von Gemeinschaft. Aber auf den Haciendas gibt es nun mal die padres und madres, die oft sehr machtbewusst sind und aus dem Vollen schöpfen. Dann das überaus mächtige gremio der Colocadosos, das sich anschickt, seine besondere Machtposition zu nutzen und eine städtische Hacienda zu bilden.
Raol Zingerosc muss über Kenntnisse verfügt haben, die für andere überaus interessant oder gefährlich waren. Nach allem, was wir wissen, war er ein überaus begabter junger Mann: Gut in seinem Beruf, talentierter Musiker, Ratsmitglied, engagiert. Vielleicht hat er etwas entdeckt, das auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen durfte.« Emilio machte eine Pause und strich sich müde über die glänzende Glatze. »Ich habe dir das alles nur erzählt, um deine Sinne zu schärfen. Ich kenne den Mörder so wenig wie du, aber ich denke, dass Raol Zingerosc anderen Leuten aus irgendwelchen Gründen im Weg war. Den Freunden aus der Vierergruppe. Vielleicht wollte er aus irgendwelchen Gründen das gremio der Colocadosos daran hindern, eine eigene Hacienda zu gründen - was für die Land-Haciendas zweifellos ein Machtverlust wäre. Es sei denn, ein einzelner padre einer Land-Hacienda verbündet sich mit ihnen, um für sich besondere Privilegien herauszuschlagen.«
Garcia dachte darüber nach. »Ich sehe noch immer nicht, wo ich ansetzen könnte.«
»Der padre der Hacienda Extebosch scheint mir der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen zu sein. Er weiß etwas über den Mord, davon bin ich überzeugt, und ist irgendwie darin verstrickt. Niemand, der frei von Schuld ist, hätte sich so vehement dagegen gewehrt, der PA den Fall zu übertragen. Das hat nichts mehr mit autonomistischem Gehabe zu tun. Nein, der Kerl weiß etwas.« Er sah
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