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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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bevorzugte. War sie am Ende doch eine verkappte Romantikerin?
    Irgendwann öffnete Janita den neben ihr auf dem dritten Vordersitz liegenden Rucksack, zog ein mit Roastbeef, Colocados-Fruchtfleisch und Baumzwiebelringen üppig belegtes Baguette heraus und biss herzhaft hinein. Das wirkte dann doch nicht so romantisch, sondern eher praktisch.
    Garcia, der wie üblich noch nicht gefrühstückt hatte, lief das Wasser im Munde zusammen. Sein Magen knurrte.
    Ob sie seine Reaktion bemerkt hatte oder sich einfach an etwas erinnert hatte, blieb unklar. Jedenfalls führte sie das Baguette wortlos an seinen Mund und ließ ihn abbeißen.
    Es war eine hübsche kleine Geste.
    In zwischenmenschlichen Dingen ist sie vielleicht doch nicht so stur, korrigierte er sich. Er bemerkte, wie zierlich ihre Hände waren.
    Sie fütterte ihn weiter, bis sie gemeinsam vier Baguette verdrückt hatten. Garcias schlechte Laune war verflogen.
    »Sobald wir auf der Hacienda sind, werden wir mit dem padre reden«, sagte er. »Erzähle mir bitte ein wenig über ihn.«
    »Er ist erst seit zehn Jahren padre und für eine solche Position vergleichsweise jung. Neununddreißig. Damit dürfte er etwa in deinem Alter sein, Comisario.«
    »Wenn das eine Frage war - ich bin vierundvierzig.«
    »Tatsächlich? Du siehst jünger aus. Hast du Kinder?«
    »Nein, und meine Ex-Frau ist mir davongelaufen - obwohl sie es manchmal kurzzeitig bereut und mir dann auf den Geist geht. Hast du Kinder?«
    »Nein, und meinen Ex habe ich vor einigen diecintos zum Teufel gejagt. Ich bin übrigens einunddreißig. Sind wir damit quitt?«
    Beide mussten lachen. Es war das erste unbefangene Lachen zwischen ihnen.
    »Zurück zu dem padre«, sagte Garcia nach einer kleinen Pause. »Wie heißt er?«
    »Miguel y Gasset.«
    »Was ist er für ein Mensch?«
    »Ein Arbeitstier und ein überaus fähiger Manager. Hat an der Universität von Choceos Wirtschaftswissenschaften studiert. Mit seinem Fachwissen steckt er jeden auf der Hacienda in den Sack.«
    »Stammt er von Extebosch?«
    »Nein, er gehörte einer Stadt-Hacienda in Choceos an und ist zur familia Extebosch gewechselt, als er seinen Hochschulabschluss bekam.«
    »Warum?«
    Sie überlegte kurz. »Er ist ungemein ehrgeizig und hätte überall seinen Weg gemacht. Aber er hat die Chance gesehen, auf Extebosch schneller Karriere zu machen als anderswo. Hat ja auch geklappt. Die frühere madre war uralt und sehr krank. Nach ihrem Tod hat Miguel den consetscho besoffen geredet. Und schon war er der neue padre.«
    »Du weißt erstaunlich viel über ihn«, sagte Garcia.
    »Ja.«
    »Du nennst ihn beim Vornamen. Magst du ihn?«
    »Ich mochte ihn mal sehr, aber das ist vorbei.«
    »Das bedeutet.«, begann er.
    »Wenn du es nicht längst erraten hast: Ich war eine Weile mit ihm liiert. Er ist jener Ex, von dem ich vorhin geredet habe.«
    In den letzten Jahren war Garcia kaum einmal aus Habana Nuevo herausgekommen. Warum auch? Die Stadt bot ihm alles, was er brauchte. Er war kein Mensch, den es in die Natur zog. Er beschäftigte sich lieber mit den Dingen, die eine Stadt auf allen Ebenen zu bieten hatte. Zugang zu technischen Produkten, Cyberware zum Beispiel. Die Möglichkeit, interstellare Trivid-Sender zu empfangen. Bars und Cafés. Und die Dinge am Rande der Legalität.
    Obwohl er Polizist war und es ihm eigentlich verboten war, spielte er gern Holoschachpoker in Kaschemmen, in denen es kein Limit gab. Er hätte solche illegalen Spielerrunden natürlich auffliegen lassen können. Wahrscheinlich wäre es sogar seine Pflicht gewesen. Aber er tat es natürlich nicht. Er hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Es wurde auf Remion so viel gemauschelt, gerade in und zwischen den familias, da sah er es als nofamilia nicht für seine Pflicht an, gegen vergleichsweise harmlose Glücksspiele vorzugehen.
    Er war gut im Holoschachpoker. Bei dem Spiel kam es darauf an, Schachfiguren mit zugekauften invisibels zu tarnen, um sie im entscheidenden Moment - wenn die Pokerkartensituation günstig war - zum Einsatz zu bringen. Die Schachfiguren konnten Spielkarten um- oder aufwerten. Ein von den Gegnern nicht erkannter Läufer, Turm, Springer oder gar eine Dame konnten dem Gegner das Full House oder den Straight Flush förmlich aus der Hand fetzen. Oder dem eigenen Blatt die benötigte Karte hinzufügen.
    Trotzdem verlor er meistens. Weil andere besser waren. Oder ihn linkten. Aber als Spieler hatte er sich gut im Griff. Er setzte sich selbst ein

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