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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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Mordfall Raol Zingerosc war ein Jahr lang verschleppt worden. Da kam es auf ein paar puentes mehr oder weniger nun auch nicht an. Garcia ließ seiner neuen Mitarbeiterin Zeit, sich ein wenig in Habana Nuevo umzuschauen, und kümmerte sich nicht weiter um sie. Die PA bezahlte ihr ein Zimmer in einer Pension, und damit hatte es sich. Garcia hatte keine Lust, für sie den Fremdenführer zu spielen, und ließ sie in Ruhe. Er nahm an, dass ihr das auch lieb war. Janita war attraktiv genug, um Angebote zu erhalten. Aber er unterstellte ihr keineswegs, dass ihr der Sinn danach stand. Wahrscheinlich war sie, bei ihrem Aussehen, auf Extebosch längst in festen Händen. Wenn es anders sein sollte und ihr etwas fehlte, würde sie jedenfalls keine Mühe haben, in der Stadt auf ihre Kosten zu kommen.
    Er wusste nicht einmal, ob sie eine reine Landpomeranze war oder das Großstadtleben schon von anderen Besuchen kannte. Er konnte sich aber gut vorstellen, dass sie sich in den Dutzenden von Boutiquen umschaute, in denen es teilweise exklusive, teilweise aber auch erschwingliche Kleidung aus einheimischer Produktion zu kaufen gab. Schließlich waren die meisten größeren Städte, vor allem Habana Nuevo, berühmt für ihre colomodistas, in denen Modedesigner extrem bunte und pfiffige Kleidung entwarfen und produzieren ließen, die bis weit in das Arkonische Imperium und zu den Planeten der Liga Freier Terraner exportiert wurden. Frauen waren immer an diesen Dingen interessiert, auch wenn sie nicht das nötige Kleingeld besaßen, um hier große Einkäufe zu tätigen. Gucken und Anprobieren war für manche von ihnen fast so wichtig wie Besitzen.
    Endo Garcia dachte über den Mordfall nach, kam aber zu keinen neuen Erkenntnissen. Vielleicht sollte er die bisher bekannten Fakten mit einem Kollegen diskutieren. Ein Gedankenaustausch brachte manchmal neue Erkenntnisse. Wer konnte ihm am besten auf die Sprünge helfen? Sastre? Nein. Fouque? Weniger. Ramirez? Ja, natürlich Ramirez. Der war bei aller körperlichen Behäbigkeit flink im Geist und kannte sich obendrein bestens in den komplizierten Machtstrukturen der remionischen Gesellschaft aus. Tatsächlich war Ramirez früher einmal Professor für Geschichte an der Universität von Cirueilé gewesen, dann über irgendeine undurchsichtige Affäre gestolpert und zu einem nofamilia geworden. Intern nannte man ihn »Professor Hirn«.
    Er aktivierte sein Armbandkom. »Hier ist Garcia. Kommst du mal, Emilio?«
    »Klar doch.«
    Wenig später kam Ramirez in den Raum gewatschelt: viel dicker, als jeder Arzt es billigen würde, schnaufend, 60 Jahre alt, mit extrem weit geschnittenen Hosen und einer mindestens 20 Jahre alten Strickjacke bekleidet, die früher einmal schrille Farben gehabt hatte, nach zahllosen Wäschen nun aber pastellmatt und vornehmlich grau aussah. Er liebte diese Jacke. Und die Schlabberhosen, die er trug und deren Gürtel stets weit unter den beträchtlichen Bauch rutschte. Sein mondrundes Gesicht strahlte offen und freundlich wie immer. Emilio Ramirez konnte einfach nicht anders, und man durfte ihn niemals richtig biestige Kriminelle verhören lassen. Sie nahmen ihn einfach nicht ernst, auch wenn er selbst es sehr ernst meinte. Er war auch kein Polizist, den man zu einem wirklich anstrengenden Einsatz hinausschicken konnte. Das stand er körperlich einfach nicht durch. Aber er hatte ein exzellent funktionierendes Gehirn, und das machte ihn für die PA mehr als nützlich.
    »Comisario?«, fragte er in dem Versuch, die Form zu wahren.
    »Lass den Quatsch, Emilio«, sagte Garcia. »Setz dich, bevor du vor Anstrengung umkippst und wir den Notarzt rufen müssen.«
    »Du kommst auch noch in mein Alter, mein Junge«, schnaufte Ramirez und nahm ächzend Platz. Der Stuhl knirschte, hielt aber stand.
    »Es geht um den Mordfall Raol Zingerosc.«
    Ramirez nickte. »Dachte ich mir.«
    »Du hast gelauscht?«
    Der Dicke winkte ab. »Das habe ich nicht nötig. Aber als die junge Raubkatze von der Privatpolizei der Hacienda Extebosch hier aufgetaucht ist, wusste ich gleich, dass es nur um Zingerosc gehen kann.«
    »Du erinnerst dich daran?«, staunte Garcia. »Die Sache ist doch uralt.«
    »Ja«, meinte Ramirez gedehnt, »aber sie brennt uns immer noch im Hintern, oder? Ich jedenfalls hab den Fall nicht vergessen.«
    Garcia fühlte sich wieder einmal bestätigt. Das war Emilio Ramirez, wie er leibte und lebte: schwerfällig, was den Körper, aber lebhaft, was den Geist anging.
    »Hast du die

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