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PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane

Titel: PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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dich, Tod, töten auf ewig!«
    Als das fahle, grüne Leuchten der Desintegration aus dem Schacht stieg und die Totenpuppe auflöste, hörte Trantipon die unübersehbare Menge, die ganze trauernde Welt aus voller Kehle schreien: »MO! MO! MO!«
    Obwohl Trantipon die Litanei mitgesprochen, am Ende sogar mitge-schrien hatte, amüsierte ihn dieser Ausbruch, diese Ekstase, dieser Personenkult. Er hat ihre Hoffnungen und Wünsche verkörpert, dachte er. Jetzt erheben sie ihn zu einem höheren Wesen - MO!
    Szenen gingen ihm durch den Sinn: Meharro, wie er als Neuankömmling in Juvin neben ihn getreten war; sein Streit mit der Neu-roconszientistin Poola Autskin; das Zwiegespräch über Unsterblichkeit im Angesicht der Gipfel des Quaj; die Partie Svouda und die nie geklärte Frage, was in jener Nacht zwischen dem Mantarheiler, Ferada und Staynnoo vorgefallen war; die entstellte Leiche Supan-tes; Meharros Manipulation an der Schiffspositronik, damit die PROUTKOR exakt im Moment der Transition im Hyperraum explodierte; Meharro, der die Ampullen mit dem grauen Regen verteilte.
    MO - der vergöttlichte Ostiam Meharro - was für eine Farce!, dachte er, und um das Lachen zu unterdrücken, das ihn im Hals kitzelte, biss er sich auf die Lippen, bis sie bluteten und der Schmerz ihm Tränen in die Augen trieb.
    Es erwies sich, dass die MO-Eskorte auch ohne ihren Gründer lebensfähig blieb. Allerdings verlagerte sich ihr Arbeitsgebiet allmählich. Die Entwicklung und Einführung innovativer Medikamente, Therapien und Operationsmuster rückte in den Hintergrund; die Verwaltung ihres Vermögens rückte in den Vordergrund.
    Selbst, wenn sie neue Arzneien auf den Markt brachten, annoncierten Trantipon und die anderen Mitglieder der Eskorte sie als Derivate von Präparaten, die ihre Entstehung Ostiam Meharro selbst verdankten, so, als wären sie bloß bessere Generika. Denn nichts versprach mehr Erfolg auf dem Markt als das, was Schopsna intern als »von unserm Herrn, dem Heiland aller Dinge, persönlich ausge-rotzt«, bezeichnete.
    Die Marktstrategie der Eskorte wählte selbstverständlich andere Vokabeln. Dass die Medikamente mit dem MO-Logo zusätzlich zum wissenschaftlich nachprüfbaren Heileffekt eine psychosomatische Funktion erfüllten, war kein Schaden. Wenn auch ohne Rechtsverbindlichkeit, konnten die Produkte aus den pharmazeutischen Betrieben der Eskorte von einer Heilsgarantie sprechen. Und so firmierten die Mitglieder der Eskorte bald als Bewahrer der Reinen Heilslehre von MO.
    Niemand erfuhr, dass etliche dieser mittlerweile gut bewährten Medikamente überhaupt nichts mit Meharro zu tun hatten, dass sie von Trantipon und Schopsna, von Kreolin, Zucry-Dal und Alymen oder von Stongill entdeckt und zur Einsatzreife gebracht worden waren.
    Zweifellos hatte Ostiam Meharro ihren Forschungen oft den entscheidenden Impuls gegeben, aber nach und nach und in der Reflexion ihrer Zusammenarbeit mit dem nun so profitabel vergöttlichten Mentor entdeckten sie neue Aspekte seiner Strategie.
    Es war nicht so, dass Meharro irgendwen aus der Schar der Juvi-nisten gegriffen und ihren Intellekt womit auch immer angereichert hätte - nein, er hatte schlicht eine ans wunderbare grenzende Begabung, das Potenzial seines Gegenübers einzuschätzen. So hatte er die Elite aus der Elite gesondert und, das wollten sie ihm nicht bestreiten, intensiver gefördert, als es der Lehrkörper vermocht hätte.
    Ein genialer, charismatischer Führer, hatte er sie zu Höchstleistungen angespornt und sie ermutigt, die Grenzen des Hergebrachten zu überschreiten, alle Relikte von Tradition und Moral abzustreifen, die den Sturm ihrer Visionen behinderten. Er hatte sie aller Skrupel entledigt, ihr Denken enthemmt. Er hatte ihre äußersten Möglichkeiten entfaltet und sie zu einem funktionalen System organisiert, das unendlich viel mehr war als die Summe seiner Teile.
    Was, wenn man es genau bedachte, auch hieß, dass er sie zu seinem Werkzeug gemacht hatte.
    Aber an welchem Werk hatte er mit diesem Werkzeug gearbeitet?
    »An der Unsterblichkeit!«, sagte Alymen. »Woran denn sonst?«
    »An der Unsterblichkeit für wen? Warum nur an der Unsterblichkeit für uns?«
    »Erbente, du Blechkopf.« Schopsna lachte, ahmte den Singsang Meharros nach. »Weil ich euch lieb habe, Kinder!«
    Stongill klopfte sich langsam mit den Fingerknöcheln an die Stirn. »Das hieße, er wäre in gewisser Weise ein Schüler Supantes - Unsterblichkeit nur für einen kleinen Kreis von

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