PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
dachte: Es ist Gift. Es tötet ihn. Meharro tötet ihn, die ganze Eskorte. Der Abend war ein einziger, bitterer Witz.
Dann dachte er - er weiß nicht, was er dachte. Lauter Relikte, die sich nicht zuordnen lassen. Da sitzt die Hure Anini Stauwach auf seinem Bett, sie trägt einen Stirnreif, der ein Hologramm projiziert. Es ist ein Bild des arkonidischen Imperators, signiert.
War er dein Kunde?, hört er eine raue Stimme (Trantipons Stimme); nein (Aninis Stimme), mein Vater.
Warum übst du diesen Beruf aus? (Trantipons Stimme)
Warum nicht? (Aninis Stimme) Ich weiß nichts Reineres als Geld.
Warum? (Trantipon Stimme)
Weil nichts imaginärer ist als Geld (Aninis Stimme), nichts ferner von aller Natur. Schierer Geist.
Er sieht sich wandern im Hochgebirge, erschöpft und unwillig schickt er die Medodrohne fort, die ihn in eine Antigravschale setzen und zu Tal tragen will. Er will mit seinem Atem allein sein.
Er sieht Ostiam Meharro auf dem Gipfel, ruhig schaut er Trantipon an, studiert ihn. Er sieht, wie gleichmäßig sein Herz schlägt, als sei der Aufstieg für ihn reine Imagination gewesen. Trantipon (Meharros Stimme). Setz dich zu mir. Es riecht nach Schwefel, der hier auskristallisiert, gelbe Kristalle. In manchen urwüchsigen Technosphären benutzt man Schwefel zur Herstellung eines Zündpulvers, mit dem man Geschosse antreiben kann.
Tipon, Tipon, Tipon (Pautipois Stimme). Warum schaltet mich niemand wieder ein?
Aber du bist eingeschaltet. (Trantipons Stimme)
Aber ich bin eingeschaltet. (Pautipois Stimme) So. Aha. Warum sehe ich dann so albern aus, Tipon?
Weil du aus Asche bist, Staub und Asche. (Trantipons Stimme) Weil du verwest bist, Schwester.
Probier das! (Meharros Stimme)
An dem Stäbchen, das Meharro ihm in Mundhöhe hinhielt, hing ein winziger, öliger Tropfen. Trantipon kostete. Es schmeckte süß.
Gut gegen Angina Pectoris, (Meharros Stimme) Herzinsuffizienz, taugt als Akutmittel gegen Herzinfarkt.
Und der Witz? (Trantipons Stimme)
Der Witz ist: (Meharros Stimme) Wenn man denselben Stoff in reiner, konzentrierter Form herstellt, ist er von geradezu erstaunlicher Sprengkraft. C 3 H 5 (ONO 2 ) 3 . Glycerintrinitrat.
Was uns lehrt? (Trantipons Stimme)
Was uns lehrt: (Meharros Stimme) Das Heilsame ist nichts als der Anfang aller Vernichtung.
Warum bin ich tot? (Pautipois Stimme)
Ich weiß (Aninis Stimme) nichts Reineres als den Tod.«
»In der Tat sind diese Fragmente kaum zu chronologisieren«, gab die Positronik zu.
»Sie sind in der Schwebe«, beschreibt Trantipon sein Gefühl. »Sie sind ganz leise. Sie verwehen.«
Dann sieht Trantipon einen großen Regen. Er kommt über alles, über jede Faser seines Leibes, seines ganzen Daseins. Er wäscht ihn, aber Trantipon ist so schmutzig. Er will das nicht. Er wehrt sich. Aber der Regen dringt in ihn ein, in jede Pore, besudelt sein Innerstes. Er starrt in den Himmel, will sehen, wann der Regen endet. Die Wolke ist ungeheuer groß, größer als ganz Aralon, größer als die Milchstraße.
Die Wolke hat ein Gesicht. Sie sieht aus wie Ostiam Meharro. Sie will ihm etwas sagen. Aber er kann wieder nichts hören. Da kommt die Wolke näher, spitzt ihre Lippen, dringt ihm ins Ohr und zischt: Ich bin der Regen der Ewigkeit. Wer mich trinkt, wird unsterblich sein.
Dann wird alles weiß. Dann hört alles auf.
»Du hast also deliriert und bist bewusstlos geworden. Wie lange warst du bewusstlos?«
Zwei Tage. Der Medobot pflegte ihn, gab ihm zu trinken, ernährte und reinigte ihn. Es dauerte noch einmal einen Tag, bis er wieder stehen und ansatzweise gehen konnte.
Er fragte das Holovid ab. Es lagen einige belanglose Angebote und Nachfragen vor; von der Eskorte hatte sich niemand gemeldet.
Trantipon führte einige Messungen und Blutanalysen durch. Alles verlief in den prognostizierten Parametern. Die Vitalsubstanz schlug an, wie sie es berechnet hatten.
Er biss sich vor Freude die Lippen blutig.
Gegen Mittag rief ihm das Holovid zu, dass ein Anruf mit Dringlichkeitssignatur vorlag. Es war Schopsna. Er ließ ihn durchstellen.
»Geht es dir so beschissen, wie du aussiehst?«, krächzte Schopsna mit völlig entstellter Stimme.
Trantipon winkte ab und lachte versuchsweise, ohne großen Erfolg.
»Hat sich sonst jemand bei dir gemeldet?«, wollte Schopsna wissen.
»Noch nicht. Bei dir?«
»Mich mag eh keiner«, lallte er, winkte und schaltete ab.
Einige Stunden später rief Erbente-Bor an, danach Alymen. Sie fragte, ob sich Meharro bei ihm gemeldet
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