PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
habe.
»Nein. Natürlich nicht«, sagte Trantipon.
Bis zum Abend hatte er mit jedem aus der Eskorte kurz gesprochen. Dann schlief er erschöpft ein.
Am nächsten Morgen machte er sich auf den Weg zu Meharros Residenz, um ihm persönlich zu danken. Er wünschte der Tür Einsicht in Leben und Heil.
»Auch dir Einsicht in Leben und Heil, Trantipon«, erwiderte die Tür. »Ich bedauere, dass ich dich nicht einlassen kann. Ich bin versiegelt.«
»Kein Problem. Ich kann später wiederkommen. Richte Meharro nur meine Grüße aus.«
»Nichts täte ich lieber als das«, sagte die Tür, »aber.«
In diesem Augenblick wurde sie von innen geöffnet. Zwei Aras mit dem Emblem der Gesundheitspolizei schauten ihn an. »Sie sind Trantipon. Mitglied der Forschungsgemeinschaft MO-Eskorte«, stellte der eine fest.
»Ja«, sagte er.
»Können Sie mir erklären, was hier vorgefallen ist?«
»Was ist denn vorgefallen?«
»Die Stadtpositronik des Dezernats für energetische Integrität hat uns einen nicht lizensierten Desintegrationsprozess gemeldet, der in Heiler Meharros Haus durchgeführt worden ist.«
»Was für ein Desintegrationsprozess?«
»Wir haben Blutspuren auf den Böden des Hauses gefunden. Am Rand der Desintegrationswanne Reste von DNA, die während der Auflösung verwirbelt worden sein müssen. Unserer Rekonstruktionsanalyse zufolge wurde Ostiam Meharros Körper hier desinte-griert.«
Er lachte auf. »Das ist ein Witz! Was sagt die Hauspositronik?«
»Die Speicherfelder der Hauspositronik sind irreparabel beschädigt. Es liegt kein Protokoll der Ereignisse vor.«
»Heiler Trantipon«, wandte sich der andere Agent an ihn, »hat Mantarheiler Meharro in den letzten Tagen direkt oder auch nur andeutungsweise von Suizidabsichten berichtet?«
»Was soll das heißen? Was wollen Sie mir denn sagen?«, fragte er.
»Wir wollen sagen«, erklärte der Gesundheitsagent, »dass wir nach Sichtung der vorliegenden Untersuchungsergebnisse leider davon ausgehen müssen, dass Mantarheiler Ostiam Meharro verstorben ist.«
Allmählich akzeptierte Trantipon, dass er nach dem Ableben Ostiam Meharros in die Rolle des Ältesten rückte, auch wenn er das nach biologischer Rechnung nicht war.
Die Suche nach Verwandten des Mantarheilers verlief ergebnislos. Als der All-Rat von Aralon anfragte, ob einer Beisetzung Meharros in Pasch etwas entgegenstehe, war es Trantipon, der die Erlaubnis g ab .
Allerdings verlangte er, dass die Rekonstruktion des Leichnams der Eskorte überlassen bliebe.
Es kostete sie beinahe zwei Tage, aus den wenigen biologischen Relikten ein wenig Haut nachzuzüchten und auf die Stirn einer Bio-molplast-Puppe zu implantieren, sodass die Totentruhe einen Gast bekam.
Eine Flotte von Staatsgleitern beförderte die Totentruhe samt Inhalt und die MO-Eskorte nach Pasch.
Noch immer hatten sich nicht alle Mitglieder der Eskorte von den Strapazen der Nebenwirkungen erholt, aber das Publikum des Leichezuges nahm die Verhärmung ihrer Gesichter, ihre Verschattung und Erschöpfung für ein Zeichen von Trauer.
Erst am Tag der Beisetzung begriffen Trantipon und die anderen Eskortisten, wer Ostiam Meharro gewesen war - jedenfalls in den
Augen der Öffentlichkeit.
Mehrere Hunderttausend Aras, Mehandor und Arkoniden säumten die Straße zum Weißen Feld der Stadt; riesige, weiße Papierfahnen hingen von den Gebäuden; über der Stadt stand ein Schlachtschiff des Imperiums lautlos auf seinem Antigravfeld in der Luft -weiß lackiert.
Die Totentruhe wurde auf den Karren gelegt, dessen Räder nach altem Ritual quadratisch waren. Eine junge Tonovee stand im Geschirr, sie reckte den überlangen Hals, girrte, und Puder staubte aus dem weißen Fell.
Trantipon sollte den Zug anführen. Vier der zehn Mitglieder des All-Rats hatten sich hinter ihm versammelt; noch bei keinem Staatsbegräbnis waren es mehr als ihrer drei gewesen.
Danach repräsentierten Mehandor große Sippen und Arkoniden große Kelche des Imperiums.
Plötzlich löste sich eine alte, hoch gewachsene Gestalt aus der Menge der Wartenden und trat auf die Gruppe zu. Trantipon glaubte zunächst seinen Augen nicht zu trauen und hörte das Raunen der Menge. Aber es war kein Holo, sondern er war es selbst: der Imperator hatte sich persönlich eingefunden und stellte sich hinter Tranti-pon.
Es wurde wieder still; die Stille der Hunderttausend erschütterte ihn. Dreimal klatschte Trantipon in die Hände und tat die ersten Schritte; der Impulsgeber im Geschirr der Tonovee
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