PR Ara-Toxin 04 - Die Eiserne Karawane
dem absonderlichen Träumer und, in der Tiefe der Planetenkruste, dieser Totenburg.
In der etwas war. Sein Bewusstsein schwang mit im Rhythmus des Fremden, das auf unerhörte Weise vibrierte: ihn rief, nach ihm verlangte, nach ihm gierte, als sei er der Erlöser von allem.
Trantipon galt alles gleich. Er hatte keinen Geschmack mehr für die Zukunft, fühlte weder Hoffnung noch Sorge. Er streckte die
Arme über den Grubenrand aus und spreizte alle Finger. Die Fingerkuppen öffneten sich mehrfach, hundertfach. Wie Sprünge, die durch Glas gingen, zogen unendlich dünne Nanostränge durch das Wasser und bahnten sich ihren Weg zu den Sargtonnen. Trantipon spürte, dass er selbst als Vorreiter auf den Strängen saß, auf jedem Strang ein Partikel seiner mentalen Substanz.
Sie fädelten sich in die hyperdimensionalen Siegel der Sarkophage ein und erbrachen sie. Er wurde zum Schlüssel für die vielen Schlösser. Die Tonnen öffneten sich, barsten. Myriaden winziger, kaum sichtbarer Teilchen strömten zusammen, umwirbelten sich, ein schwarzes Gewölk. Die Partikelströmung erzeugte ein Echo in Tran-tipons Bewusstsein. Düstere Leuchterscheinungen glommen.
Hier und da blitzte die Kontur eines größeren Segments auf, gelblich, hornig und gekrümmt wie ein alter Zehennagel.
Das fahle Gewitter nahm an Heftigkeit zu. Irgendetwas projizierte ein Fluidum von Licht. Langsam wurden in der Mitte der Wolke umfangreichere Strukturen erkennbar, zunächst schemenhaft, wie zur Probe, doch allmählich verfestigten sie sich.
Das Erste, was Trantipon erkannte, als er in den Wirbel der Elemente schaute, war ein sternförmiger Mund, ein nie gesehenes Maul mit fünf fest aufeinander gepressten Kiefern.
Langsam wuchs um den Mund herum eine leibliche Basis, verlängerte sich nach hinten, wand und krümmte sich wie ein Horn. Rings um ihn bildeten sich kurze, schaufelförmige Organe aus. Als würde ein unsichtbarer Baumeister in rasender Geschwindigkeit Molekül auf Molekül setzen, entstanden jetzt fünf Arme, die rasch länger und kräftiger wurden.
Während sie wuchsen, bildeten sich auf ihren Rücken Dornen und Stachel aus. Jeder Arm musste zwei oder drei Meter lang sein, als er sich in drei Zweige gabelte. Die Greiflappen bewegten sich in alle Richtungen, reckten sich.
Jetzt war der biologische Staub fast aufgebraucht. An der Basis der fünf gewaltigen, geschmeidigen Arme, dort, wo sie in den zentralen
Rumpf einmündeten, bildeten sich Spalten aus und öffneten sich langsam. Einen Moment lang dachte Trantipon, die Innenseiten dieser Taschen wären mit einem Pelz besetzt, so viele flimmernde Härchen wurden sichtbar.
Dann wölbten sich die Wände vor, zogen sich wieder zusammen, vor und zurück in einem trägen, mächtigen Rhythmus. Es waren offenkundig Bursen, die zu atmen begannen.
Die Enden der dreigeteilten Arme härteten aus, verhornten, formten Widerhaken und Spitzen. Als wäre er eingeweiht in diesen Leib, wusste Trantipon, dass diese Klauen arkonitharte Werkzeuge waren.
Der Organsack hatte sich mit einer Glasur überzogen, mit einer dunkelblauen, wie Porzellan schimmernden Haut. Plötzlich leuchtete in der Glasur ein handtellergroßer Fleck auf, strahlte in allen denkbaren Farben wie eine Schale voller Edelsteine.
Langsam ruderten die fünf Arme, schlängelten sich, suchten.
Einer dieser Arme fuhr auf ihn zu, die drei bewehrten Lappen scherten auseinander. Zwischen den Lappen leuchtete ein Auge von einem überirdisch reinen Blau.
Es betrachtete Trantipon.
Dann öffneten sich die Kiefer mit einem schrillen, alle Wassermassen durchdringenden Schreien.
Oder Jauchzen.
Nur am Rande nahm Trantipon wahr, dass auch der Rekreations-prozess der anderen Gewebewolken abgeschlossen war. Es mussten Dutzende dieser riesenhaften, herrlich-monströsen Wesen sein, wenn nicht Hunderte. Der fünfarmige Gigant vor ihm schrie noch immer.
Plötzlich hörte Trantipon die Stimme seiner Positronik. »Ich bin der Eigentümer von allem, erstatte, was meines ist, zurück mit Buße.«
Trantipon brauchte einen Moment, bis er begriff, dass es nicht die Positronik war, die ihm etwas sagen wollte, sondern dass es der
Denkmaschine gelungen war, das Gekreisch der Kreatur zu übersetzen.
Der eine Arm, dessen Auge ihn beobachtete, zog sich zurück, hielt an und fügte die Hornlappen zu einer Speerspitze zusammen. Mühelos pflügte er durch das drückende Wasser, drang ein in Tranti-pons Brust, spreizte sich dort auf.
»Ich bin der Eigentümer von
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