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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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startenden Gleiter verhängte sich der Himmel mit schnell wachsenden düsteren Wolkenbänken. Beinahe vom Boden aus wuchsen sie hoch in die Atmosphäre. Die Sonne hatte nicht mehr die Kraft, diesen Dunst zu durchbrechen. Für wenige Augenblicke hing sie noch wie ein düsteres, blutig verfärbtes Dämonenauge zwei Handbreit über dem verschwundenen Horizont, dann wurde sie von der Düsternis vollends verschluckt.
    Über den Raumhafen brach der Sandsturm mit voller Wucht herein. Die APPEN trotzte der Düsternis noch einige Sekunden lang, dann verschwand ihre Silhouette ebenso wie die der anderen Schiffe inmitten der wirbelnden Sandschleier.
    »Bei diesem Wetter jagt man nicht einmal einen Hund vor die Tür«, schimpfte Julian Tifflor. Sein Blick pendelte zwischen Zha-nauta Filgris und dem, was er außerhalb der Maschine so gerade noch erkennen konnte. Die Wetterkontrolle der Aras hatte nur von einem aufziehenden Sturm gesprochen, aber nicht von dieser Stärke. Seufzend wandte er sich schon nach wenigen Sekunden Zhana zu. Er tastete jeden Zentimeter ihres Körpers mit den Blicken ab.
    Verbissen flog die Frau den schweren Gleiter. Tifflors teils bewundernde, teils besitzergreifende Blicke ignorierte sie hartnäckig.
    »Er hat es wieder geschafft«, sagte Tiff in die entstandene beklemmende Stille hinein. »Er schafft es immer. Irgendwie jedenfalls.«
    Zhana schwieg. Sie ließ den Gleiter absinken, als ein unheimliches Geräusch lauter wurde. Es hörte sich an, als würde der Rumpf der Maschine mit einem Sandstrahlgebläse bearbeitet.
    Über die Ebene vor ihnen huschten kleine Wirbel. Zwischen den bizarren Gesteinsformationen - manche der weit verstreut aufragenden Monolithen erschienen wie psychedelische Skulpturen - fing sich der anschwellende Sturm und gebar für kurze Zeit Spukgestalten.
    »Wie Flaschengeister, die nach einer ewigen Zeit der Verbannung in die Freiheit drängen.«
    Fragend wandte Zhana nun den Blick, musterte ihren Begleiter aus zusammengekniffenen Augen. Tifflor mochte diese roten Pupillen. Sie erinnerten ihn an Magmaseen. Aber was konnte es Schöneres geben, als in dieser sengenden Hitze zu versinken?
    Nur flüchtig dachte er daran, dass ihre Begegnung keineswegs zufällig erfolgt war. Zhana hatte Perry und ihn nach Jaimbor bringen sollen. Unversehrt, wohlgemerkt. Die Zuneigung, die sie füreinander empfanden, war gesteuert, ihnen von Unbekannt aufgezwungen.
    Und wenn schon. Tiff entsann sich nicht, jemals eine Frau so begehrt und mit ihr so viel Spaß gehabt zu haben wie mit Zhana. Und sie ebenso mit ihm. Sie war nicht die Frau, die aus ihrem Herzen eine Mördergrube machte. Sie sagte, was sie wollte, und wenn sie genau das nicht schnell genug bekam, dann nahm sie es sich einfach. Mit allen Konsequenzen. Sie nahm. Sie tötete. Für sie war das Leben ein einziger Rausch der Gefühle. Aber sie war eine Sterbliche, erblüht in wenigen Tagen und ebenso schnell welk.
    Tifflor verwünschte seine Überlegungen. Das war nicht seine Art. Doch er hatte selbst Gefallen an diesem schnellen, alles verzehrenden Rausch gefunden. Vielleicht versank die Galaxis in wenigen Jahren im Chaos. Dann wollte er nicht von der Bühne abtreten, ohne sagen zu können, dass er gelebt hatte. Wirklich gelebt. Wild, leidenschaftlich und stürmisch. Dass er alles gegeben und alles bekommen hatte, was Menschen einander nur geben konnten.
    Zhana war eine Ara. Und wenn schon. Selbst wenn sie einem Volk von Giftschlangen entstammte, er hätte den Biss ihrer Zähne als die höchste Wonne überhaupt wahrgenommen, ein Paradies, in das er sich verströmen durfte, das.
    Er stutzte jäh, versteifte sich für einen Moment und blinzelte. Aber das Bild blieb, selbst als er sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand die Nasenwurzel massierte.
    Zhanas Kopf war nicht ganz so spitz ausgeprägt, wie es für Aras typisch war. Außerdem hatte sie einen unüblich starken Haarwuchs. Die hellblonde Mähne fiel ihr bis fast auf die Schultern. Mähne? Ein Ara mochte das so sehen, für Tifflor war ihr Haar eher schütter. Und jetzt, exakt in diesem Moment, in dem er sie von der Seite her anschaute, war das Haar kaum noch zu sehen.
    Julian blinzelte und beugte sich im Sitz des Copiloten ein wenig nach vorn. Er schaute wieder nach draußen. Der Gleiter flog in kaum noch 50 Metern Höhe. Manche der von Wind, Wetter und Feuer geformten Sandsteinskulpturen schienen sich ihnen schier entgegenzustrecken. Tifflor zweifelte nicht daran, dass sie ihr Aus-sehen

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