Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
sich wieder auf den Flug. Vor dem Gleiter wuchsen mehrere Felsen in die Höhe, huschten vorbei, als Zhana die Maschine in die Schräglage brachte und zwischen den messerscharf wirkenden Graten hindurchjagte.
    Julian sah sie wieder im Profil. Ihre feinen Gesichtszüge, die gerade Nase, die sinnlich vollen Lippen. Um Zhanas Augenwinkel und die Mundpartie hatten sich unzählige feine Falten eingegraben. Sie machten aus ihr eine Frau mit Vergangenheit, eine Frau, die zu jeder Zeit genau wusste, was sie wollte, als hätte sie immer schon alles geplant und nichts dem Zufall überlassen. Und diese Falten erinnerten Tifflor an Schuppen, sobald Zhana die Mundwinkel verzog oder blinzelte.
    Stocksteif saß er jetzt im Sessel, hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen und dem Argwohn. Außerdem fragte er sich, wie lange er schon nicht mehr geschlafen hatte. Nicht einmal ein Aktivatorträger kam gänzlich ohne Schlaf aus.
    Später, wenn sie wieder an Bord waren.
    Wenn.
    Julian Tifflor ertappte sich dabei, dass er Zhana beobachtete. Dass er darauf wartete, sie würde sich wieder gedankenverloren mit der Zunge über die Lippen fahren.
    Der Gleiter jagte mit Höchstgeschwindigkeit über das im Dunst liegende Land hinweg. Der Sandsturm war zurückgeblieben, nur noch hier und da schienen sich winzige Wirbel zu erheben, Derwischen gleich. Doch ihnen fehlte die Kraft, mehr als schwache Staubfontänen auszubilden.
    Zhana legte das Bild der Bodentaster auf die Frontscheibe um. Der Effekt war der gleiche, als tauchte das Konchols-Gebirge vor dem Gleiter aus der Düsternis auf. Das westöstlich verlaufende Auffaltgebirge zeigte sich als schroffe Silhouette. Zwei Kontinentalplatten hatten hier vor geologisch langer Zeit den einstigen Meeresboden kilometerhoch in den Himmel emporgeschoben. Tief eingeschnittene Täler verliehen dem Gebirgsstock den Eindruck, er würde schichtweise auseinander brechen.
    »Die Koordinaten.?«
    »Wir liegen exakt auf Kurs!«
    Tifflor nickte. Plob Arnoyns Mörder war von Bord der APPEN in das Konchols-Gebirge geflohen. Doch hatte zu dem Zeitpunkt niemand die Verfolgung angetreten, weil sich die Ereignisse überschlagen hatten. Erst der stark gegliederte Hyperimpuls, jene Signalfolge, die den Moby auf den Planeten Oyloz aufmerksam gemacht und diese unglaubliche Kreatur zum Angriff veranlasst hatte. Dann der Gewaltstart des kleinen Kugelraumschiffs, das weder von der APPEN noch von der CONNOYT mit ausreichendem Wirkungsfeuer an der Flucht hatte gehindert werden können.
    Wer war tatsächlich an Bord gewesen?, fragte sich Julian Tifflor verbissen. Der Mörder des Konsortiumsleiters? Falls Plob Arnoyn wirklich einem Gestaltwandler zum Opfer gefallen war. Oder hatte es sich bei alldem um ein perfektes Ablenkungsmanöver gehandelt, und der Gesuchte saß ihm in Wahrheit zum Greifen nahe?
    In dem Moment wäre Tifflor einigermaßen erleichtert gewesen, hätte er über seinen Verdacht mit dem Residenten reden können. Er glaubte es nicht, wollte es einfach nicht glauben. Vor allem war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er in der Tat das gesehen hatte, was er gesehen zu haben glaubte.
    Wurde er beeinflusst?
    Die Frage war einfach da. Sie quälte ihn. Aber sie war keineswegs aus der Luft gegriffen. Von Anfang an waren er und Perry nichts anderes als Figuren in einem undurchschaubaren Spiel gewesen. Ein Unbekannter im Hintergrund bestimmte die Regeln und die Züge.
    Tifflor fragte sich, ob es derselbe war, der Perry und ihn entführt und in den Galaktischen Zoo auf Tolimon verschleppt hatte. Der ihnen Zhana als Beschützerin an die Seite gestellt hatte. Und natürlich war es kein Zufall, dass sie auf Tolimon mit Gerüchten über das Ara-Toxin konfrontiert worden waren. Die im Orbit des Planeten umgerüsteten Ara-Raumschiffe hatten in dem Zusammenhang zwangsläufig neue Fragen aufgeworfen.
    Umgerüstet zu Quarantäneraumschiffen, das wusste Julian heute.
    Aber es waren zu wenige Schiffe. Nicht einmal ausreichend, um die Bevölkerung einer einzigen verseuchten Welt zu dekontaminie-ren. Geschweige denn, um das Leben auf einigen Hundert dicht besiedelten Planeten zu retten.
    Diese Schiffe, sagte sich Tifflor in seiner Eigenschaft als Außenminister der Liga Freier Terraner, mussten umgehend nach Terra geleitet werden. Jedenfalls so schnell wie möglich. Dass dies andernorts entsetzliches Leid zur Folge haben musste, war ihm durchaus bewusst. Er wünschte, er würde diese Entscheidung nicht zu treffen brauchen, verdammt viel

Weitere Kostenlose Bücher