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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Wangen.
    Niemand kam, um nach dem Gleiter zu sehen. Möglicherweise handelte es sich um eine rein positronisch gelenkte Station. Tifflors Blick schweifte über den Berghang hinweg, hinüber zu der eigenwilligen Formation und zurück. Das Schneebrett zog sich bis fast hinüber. Wenn es überall so stabil war, rechnete er sich eine gute Chance aus, die Strecke zu Fuß überwinden zu können. Die Waffensteuerung dort drüben mochte auf Gleiter und Raumfahrzeuge reagieren. Dass jemand zu Fuß kam, würde in ihren Schemata nicht unbedingt vorhanden sein. Schließlich konnte sie nicht auf jeden Einheimischen schießen, auf Tiere wie auf Borloomer.
    Die Kälte war beißend. Tifflor konnte sich ausrechnen, wann er nicht mehr umhin kommen würde, die Heizung seines Anzugs zu aktivieren. Dann würde ihn die Energieortung der Station erfassen.
    Mit einer knappen Geste gab er Zhana zu verstehen, was er vorhatte. Die Frau nickte.
    Sie hatten sich beide noch nicht weiter als 100 Meter von dem
    Gleiter entfernt, da war ein leises Rumoren zu vernehmen. Die Richtung, aus der das anschwellende Geräusch erklang, war nicht sofort erkennbar, doch als Tifflor sich umdrehte, sah er den Riss, der das Schneefeld spaltete.
    Der gesamte Bereich, in dem der Gleiter aufgesetzt hatte und zur Ruhe gekommen war, bis etwa 20 Meter oberhalb der deutlich erkennbaren Schleifspur, brach ab. Langsam erst, doch immer schneller werdend, lief der Riss dem Terraner und seiner Begleiterin entgegen. Sie sahen beide das Unheil auf sich zukommen, und in dem Moment blieb ihnen keine andere Wahl mehr, als die Anzugsysteme hochzufahren, wollten sie nicht von dem in die Tiefe donnernden Schneebrett mitgerissen werden.
    Nahezu rechtwinklig knickte der Riss vor ihnen ab. Schneller werdend, rutschte die gewaltige Lawine aus Schnee und Geröll der Abbruchkante entgegen und schoss in hohem Bogen darüber hinweg.
    Im gleichen Moment blitzte es bei dem vermuteten Standort der Station grell auf. Noch dicht über dem Felsabbruch schien eine neue Sonne aufzuflammen, ein lodernder Glutball, der durch Explosionen im aufbrechenden Rumpf des Gleiters weiter angefacht wurde. Tif-flor glaubte, die Hitzestrahlung noch zu spüren, aber schon verschwand die Lawine mit dem lodernden Wrack in der Tiefe.
    Tiff stieß eine Verwünschung aus und strecke Zhana die Rechte entgegen, weil er vor ihr ein schmales Felsband erreichte hatte, das sicheren Stand versprach. Sie ignorierte die Geste.
    »Schön«, klang es unter ihrer Atemmaske hervor. »Das hätten wir einfacher haben können. Aber der Resident wollte nicht gleich schweres Geschütz auffahren. Wie oft lasst ihr Terraner euch eigentlich ins Gesicht schlagen, bis ihr endlich begreift, dass ihr handeln müsst?«
    »Wir sind eben so«, erwiderte Tifflor tonlos. »Aber wenn wir erst einmal wütend werden, dann gleich richtig.«
    Er erwiderte Zhanas forschenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Du bist wütend?«, fragte sie lauernd.
    Julian schaute hinüber zu der Felsformation, in der sich die Station verbarg. Alles war wieder ruhig. Die Emissionen ihrer Anzüge schienen keine Abwehrreaktion hervorzurufen. Er riskierte es, sein Funkgerät einzuschalten, und gab eine kurze Meldung durch.
    Kein tödlicher Blitz zuckte zwischen den Felsfaltungen hervor.
    Medira tastete über das zerklüftete Gewirr, das einmal ein sperriges Aggregat gewesen sein musste. Einzelne Bereiche waren ausgeschlachtet worden, das hochkomplexe Innenleben akribisch präzise abgetrennt, andere Verbindungen hatte jemand mit brachialer Gewalt herausgerissen. Medira »sah« das an den glatten und unregelmäßigen Vertiefungen ebenso wie an den Fragmenten zerfetzter Verbindungen.
    Zögernd glitten ihre Finger weiter. Als sie mit der rechten Hand zupackte und an einem kolbenförmigen Element rüttelte, spreizte sie die Finger der Linken fächerförmig auf, um wenigstens noch etwas wahrnehmen zu können. Was sie sah, wirkte nun allerdings seltsam flach, beinahe schon zweidimensional. Dass sie die Finger krümmte, verzerrte die Wahrnehmung zudem.
    Medira hatte nicht die Kraft, den Kolben zu lösen. Mehrmals rutschte sie an dem glatten Material ab. Das Stück war nicht sonderlich dick, und seine gesamte Länge blieb ihr vorerst verborgen, aber es passte gut zu dem Menschen, den sie baute - einen künstlichen Menschen, der weder entsetzt auf ihren Anblick reagieren noch vor ihr fliehen würde.
    Medira war hartnäckig. Ohne diese Eigenschaft, die sie sich sehr schnell

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