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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Sekunden waren vergangen, seit der Gleiter sich in das Schneebrett eingegraben hatte. Julian öffnete die Magnetgurte, die ihn fest im Sessel des Copiloten gehalten hatte. Gleichzeitig gab etwas nach; ein deutlicher Ruck durchlief die Maschine. Tifflor hatte den Eindruck, dass sie seitlich abrutschte. Im nächsten Moment dröhnte das Kreischen von reißendem Metall durch die Passagierzelle. Tifflor hatte das Gefühl, dass sich etwas drehte. Danach war wieder Stille, abgesehen von seinen eigenen tiefen Atemzügen und dem Rauschen des Bluts in seinen Schläfen.
    »Wir sollten die Atemmasken anlegen«, hörte der Minister die Ara-Frau sagen. Die Atmosphäre von Oyloz war für Lemuroide, für Aras wie für Menschen, wegen der hohen Beimengungen von Kohlenstoffdioxid nicht atembar.
    Möglich, dass der leichte Schwindel, den er wahrzunehmen glaubte, schon von der planetaren Atmosphäre stammte. Risse in den Wänden mochten daran schuld sein, dass sich die Kabinenatmosphäre mit der Planetenluft vermischte. Abgesehen von der dünnen Höhenluft war der überhöhte Gehalt an Kohlenstoffdioxid keineswegs angenehm. Die sehr schnell daraus resultierenden Kopfschmerzen und das rasende Schwindelgefühl konnte dann auch der Zellaktivator nicht mehr kompensieren.
    Einen Moment lang spielte Julian mit dem Gedanken, einfach den Helm seines Schutzanzugs aus dem Nackenwulst hervorzuziehen und zu schließen. Aber das hätte die Hochleistungsbatterie des Lebenserhaltungssystems aktiviert und in der Ortung der gegnerischen Station wie ein Leuchtfeuer gewirkt. Wie groß mochte die Entfernung noch sein? Ein paar Hundert Meter, höchstens ein Kilome-ter?
    Tifflor griff nach der Atemmaske, die im Seitenfach des Sessels steckte. Gleichzeitig sah er Zhana sich ihm zuwenden. Sie hielt ihre Maske schon in der Hand und war im Begriff, sich das Ding aufzusetzen. Aber vorher wischte sie sich mit dem Handrücken das Blut von der Stirn. Tiff bemerkte die quer über ihrer rechten Augenbraue verlaufende Wunde. Irgendein loser Gegenstand, der zum Geschoss geworden war, schien sie beim Aufprall getroffen zu haben.
    Wieder ein spürbarer Ruck. Aber nicht der Gleiter bewegte sich, vielmehr prasselten Schnee und Geröll auf ihn herab. Risse entstanden in der molekular verdichteten Frontscheibe, doch das Panzer-troplon hielt stand.
    Die kleine Lawine fegte einen Teil des angehäuften Schnees beiseite. Julian konnte wieder den Himmel sehen, ein feuriges Rot in ungeahnten Schattierungen.
    Mühsam tastete er sich bis zu der Einstiegsluke vor. Sie war verklemmt, reagierte erst auf den mehrfach wiederholten Öffnungsversuch, und als sie aufglitt, quollen Schnee und Eis herein. Tifflor gelang es dennoch, sich ins Freie zu zwängen. Zhana folgte ihm dichtauf. Ein eisiger Wind blies ihnen entgegen, und die Kälte stach wie mit Nadeln durch die Schutzanzüge. Immerhin hatten sie beide die Helme nicht geschlossen.
    Tifflor sah sich um. Der Gleiter hatte eine deutliche Spur in dem Schneefeld hinterlassen und sich regelrecht in die schmutzige Schicht hineingewühlt. Das mäßige Gefälle des Hanges ließ die Maschine einigermaßen sicher liegen.
    Erst gut 300 Meter höher wuchs eine kahle Felswand nahezu senkrecht auf. Gut 50 Meter unterhalb des Gleiters brach der Sims aber schon wieder ab, und dort ging es ebenfalls steil in eine unergründliche Tiefe. Mit untrüglichem Gespür hatte Zhana die einzige geeignete Stelle für die Notlandung ausgemacht.
    Oder sie kannte die Umgebung des Stützpunkts, erkannte Julian bitter.
    »Genau da!« Zhana streckte einen Arm aus und deutete auf eine vorspringende Formation, die Tiff an die Faltungen einer Fächerkoralle erinnerte. Er schätzte, dass diese Felsen etwa 500 Meter entfernt waren.
    Zu sehen war von der gegnerischen Station allerdings nichts.
    Der Schnee war verharscht, hatte sich aber noch nicht verdichtet. Bis über die Knöchel sank Tifflor ein. Unwillig betrachtete er die Spur, die er hangaufwärts zog, als er sich ein Stück weit von dem Gleiter entfernte.
    Zhana und er waren hier, um zu sondieren und je nach den Gegebenheiten zu entscheiden, die sie vorfanden. Sofort mit einem Großaufgebot loszufliegen, hatte Perry nicht für sinnvoll gehalten.
    »Wie geht es nun weiter?«
    Zhana sah Julian irritiert an, als er die Frage stellte. Vielleicht hatte sie ihn nicht verstanden. Unter der Atemmaske musste seine Stimme ohnehin verzerrt klingen. Außerdem fror Zhana. Unentwegt schlug sie sich mit den Fingern auf die

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