PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke
Ara-Toxin, die uns diese Zeit verderben könnten.«
Nur allzu gern war Julian bereit, sich fallen zu lassen und an nichts anderes zu denken als an Zhanas berauschenden Körper, sich voll und ganz in sie zu versenken und die Wonnen ihres ungestörten Zusammenseins bis zur letzten Sekunde auszukosten. Nie hatte er eine Frau getroffen, die Zhana auch nur annähernd gleichkam. Sie war unersättlich und ausdauernd, eine Wildkatze, die es schaffte, auf einem verdammt schmalen Grat zu balancieren, ohne abzustürzen, ohne nur einen Moment lang zu zögern oder langsamer zu wer-den. Sie war wie die Redox-Androiden, die Liebesdiener, die seit geraumer Zeit zum geheimen Verkaufsschlager terranischer Firmen avanciert waren, von denen aber trotzdem kaum jemand offen sprach und die schon gar niemand für teueres Geld gekauft haben wollte. Doch irgendjemand, wusste Tifflor, kaufte diese Liebesan-droiden.
Die Wiedergabe der Bildwand wich dem wesenlosen Wogen des Zwischenraums. Für mehrere Stunden würde die CONNOYT mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit ihrem Ziel entgegenrasen.
Ein Stützpunkt der Springer - der Mehandor, wie sie sich selbst nannten, der Galaktischen Händler.
Vielleicht war das die richtige Spur. Tifflor bezweifelte es nicht. Er wusste jedoch, dass es so gut wie unmöglich sein würde, die Spur des Gestaltwandlers wiederzufinden.
Sich vorzustellen, was am Ende des Fluges wartete, fiel ihm nicht schwer. Die Trümmerbrücke war ein Ort, den man besser nicht betrat, wenn man um seine Gesundheit bangte. Abenteurer, Taugenichtse, Geschäftemacher, Drogenhändler, dazwischen knallharte Kaufleute, die nicht weniger halsabschneiderische Methoden entwickelt hatten als das Gesindel in ihrem Schlepptau. Ein Schmelztiegel, in dem Gut und Böse ihrer Unterscheidungsmerkmale beraubt wurden, in dem das Recht des Stärkeren galt oder, wenn man es vornehmer ausdrückte: das Recht des Reicheren, in dem Korruption die gleiche Lebensberechtigung hatte wie jede Art von Sucht und Erpressung. Ein Sumpf. Eine Spielhölle. Drogenparadies. Exterritoriales Gebiet, für das fremdes Recht nicht galt und das ein eigenes Rechts- und Wertesystem entwickelt hatte.
»Julian!«
Zhanas empörter Aufschrei holte den Außenminister der LFT aus seinen Gedanken in die Realität zurück.
Zhanauta hatte ihn rücklings auf das Antigravbett geworfen und kniete über ihm, sie hatte sich selbst die dünnen Fetzen ihrer Kleidung vom Leib gerissen und zerrte nun an seinen Magnetsäumen.
Zugleich kämpfte sie um ihr Gleichgewicht, als Tifflor versuchte, sich herumzuwälzen.
»Du bist nicht bei der Sache!«, fuhr sie ihn an. Obwohl das, was sie gleich darauf in der Hand hielt, ihre Worte der Lüge strafte.
Tifflor starrte sie an. Dieses edle Gesicht, die Augen - die sich jetzt veränderten und schmal wurden. Er sah starre Pupillen und Schuppenhaut, und mit einem Mal war es für ihn wieder wie in dem Gleiter. Zhanas untere Gesichtshälfte schien sich vorzustülpen, dabei schmaler zu werden, kantig. Kalte Reptilienaugen taxierten ihn.
Julian wich diesem Schädel aus, der gespaltenen Zunge, aber er konnte den Blick dennoch nicht von dem schlanken Körper wenden, der sich ebenfalls veränderte. Mit letzter Kraft warf er sich herum, stemmte die Arme in die Höhe, drückte Zhana von sich weg - den Gestaltwandler Zhana - und kam aus ihrem Griff frei.
Einen keuchenden Atemzug später war alles wieder normal.
Julian lag an der Kante des großen Antigravbetts, und Zhana kauerte eine Armlänge von ihm entfernt und blickte ihn ungläubig an. Ihr Gesicht war zur Maske erstarrt, aber es war wenigstens wieder ihr Gesicht, umrahmt von dem dünnen hellblonden Haar. Zhanas fein geschnittene Züge, die leicht hervortretenden Wangenknochen, die gerade Nase, die ihr dieses edle Profil verlieh, und die roten Augen. Der kräftige Lidschatten kaschierte, dass Zhana keine Brauen hatte.
»Was ist los mit dir, Julian?«, fauchte sie ihn an. »Du behandelst mich, als sei ich dieser Gestaltwandler.«
Tifflor schwieg.
»Nein. Sag, dass das nicht wahr ist. Du glaubst das wirklich?« Zhana schien nicht zu verstehen, dass er überhaupt auf einen solchen Gedanken kommen konnte. »Du glaubst wirklich, ich sei Plob Arnoyns Mörderin? Das kann nicht dein Ernst sein.«
Es war sein Ernst. Zhana spürte es. Weil Tiff nicht einmal versuchte, sie zurückzuhalten.
Sie raffte ihre Kleidungsstücke zusammen, streifte sich nur das
Nötigste über, dann ging sie. Sie ließ einen Julian
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