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PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke

Titel: PR Ara-Toxin 05 - Die Trümmerbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Schläfen. Dann schaute er ruckartig auf. Vor ihm dehnte sich der freie Weltraum. Die Sterne, hingestreut auf schwarzen Samt, scheinbar zur Reglosigkeit erstarrt, obwohl das Schiff mit hoher Geschwindigkeit dahinraste. Die nächste Linearetappe stand in einer Stunde bevor.
    Das Band der Milchstraße war nur vage zu erkennen. Nicht so schön, wie man es am Nachthimmel der Erde sehen konnte, weil eine nahe Dunkelwolke mit ihren Krakenfingern das Licht der fernen Sonnen absorbierte. Und so farbenprächtig faszinierend der nahe planetare Nebel auch erschien, er verdeckte ebenfalls einen Teil des gewohnten Anblicks.
    »Wenn ich geahnt hätte, wie sich das alles entwickelt.«
    »Was dann, Julian?«, fragte Zhana. »Hättest du darauf verzichtet, nach Tahun zu fliegen und das neue Gesundheitszentrum einzuweihen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, mein Lieber. Ich denke, nichts, wirklich gar nichts wäre anders verlaufen. Vor allem.«
    Sie schwieg plötzlich wieder, und gerade das weckte Tifflors Interesse. Für einen Moment hing sein Blick noch an der Bildwand, die den Sternenhintergrund wiedergab, wie er ebenfalls auf der Panoramagalerie der CONNOYT zu sehen war, dann wandte er sich Zhana zu. Sie war vor zehn Minuten, nach der letzten Überlichtetappe, zu ihm gekommen, und sah seitdem zu, wie er sich in Selbstvorwürfen erging.
    »Verstehst du, was du verpasst hättest?« Zhanas Stimme vibrierte leicht. Sie schwang sich aus dem Sessel, in dem sie mit übereinandergeschlagenen Beinen gesessen hatte. Eigentlich, erkannte Tifflor, hatte er ihre Nähe gar nicht richtig wahrgenommen.
    Sein Blick schweifte hinüber zur Zeitanzeige. Der Kabinenservo registrierte seine Blickrichtung und schaltete die Leuchtanzeige auf hell. Der 6. Juli war noch nicht einmal zweieinhalb Stunden alt. Aber schon konnte Tifflor sagen, dass er diesen Tag nicht mochte. Diesen und die nächsten vier wohl ebenso wenig. Und was danach kommen würde - er hatte keine andere Wahl mehr, als sich überraschen zu lassen. Weil Perry die Entscheidung für sie alle getroffen hatte.
    Eine rein demokratische Entscheidung, dachte Julian bitter. Trotz seines Ärgers lächelte er. Allerdings war es ein eher zynisches Lächeln, das sich um seine Mundwinkel eingrub.
    Er fuhr sich mit beiden Händen in den Nacken und massierte die Halswirbel.
    »Na also«, bemerkte Zhana. »Woran denkst du gerade?«
    Tifflor schaute sie an. Gedankenverloren. Sinnend. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Du hast Geheimnisse vor mir?«
    »Unsinn«, erwiderte Tifflor.
    »Trotzdem gäbe ich jetzt viel dafür, könnte ich deine Gedanken lesen«, beharrte die Ara-Frau.
    Julian seufzte. »Ich denke an Perry«, gestand er ein.
    Zhana zog die ohnehin hohe Stirn noch mehr in die Höhe. Brennende Neugierde drückte sich in dieser Geste aus.
    »Also gut«, sagte Tiff nach einer Weile. Seiner Stimme war anzumerken, dass er sich dazu durchringen musste. »Perry und ich kennen uns seit Jahrtausenden. Bis gestern dachte ich, jeder wüsste den anderen richtig einzuschätzen, im Voraus zu sagen, was der andere als Nächstes tun oder lassen würde. Wie ein altes Ehepaar, das sich vertraut ist und keiner Worte mehr bedarf.«
    Zhana lachte hell. »Aber dem ist nicht so? Und du bist deshalb enttäuscht, Julian? Fühlst du dich betrogen?«
    »Ich.«
    Zhana stand nun dicht vor ihm. Ihre roten Augen funkelten ihn an, glichen in gewisser Weise dem planetaren Nebel, der immer noch scheinbar unverrückbar die Bildwand beherrschte. »Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal die Seelenklempnerin für einen Terraner spielen würde. Aber vielleicht brauchst du auch nur etwas Abwechslung, Julian.« Ihre Hand legte sich auf seinen Brustkorb und glitt langsam zur Schulter hoch.
    »Ich verstehe Perry nicht mehr. Das ist alles.«
    »Altersstarrsinn.« Zhana sagte das so betont, dass Tiff sie entgeistert anstarrte und im nächsten Moment eine abwehrende Bewegung machte.
    »Du tust ihm unrecht. Perry hat immer alles für die Erde und seine Menschheit gegeben. Viele behaupten sogar, er sei die Menschheit. Aber diesmal.«
    Ihre Lippen erstickten seine Rechtfertigung. Er roch Zhanas Haar, ihren Körper, spürte ihr heißes Verlangen, dessen Beben auf ihn übersprang, und schon schlang sie ihre Arme um seinen Hals und wühlte mit beiden Händen durch seine Frisur.
    »Wir haben vier Tage Zeit, Julian! Vier Tage, bis wir unser Ziel erreichen, und es gibt an Bord bestimmt keinen Gestaltwandler mehr, keine anderen Mörder und kein

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