PR Ara Toxin 6 Der Unlichtplanet
Gegner auszurechnen.
Er wusste nicht, was Zhana derzeit tat. Sie verzichteten auf Funk-und Bildkontakt. Die niedrigenergetisch arbeitenden Spionsonden hätten bestenfalls eine visuelle Übertragungsbrücke bilden können, doch die sollte nur im extremen Notfall zur Anwendung kommen.
Ein letzter Knick, dann 50 Meter geradeaus. Er näherte sich jenem Rondeau, in dem sich ein Ausleger des Bassins befand. In einem viel zu schmalen Hohlraum darunter hockten und schlotterten die Dar-bidinen vor Angst. Er eilte auf sie zu. Seine Beine waren schwer. Der Zellaktivator bekam in diesen Minuten ausreichend zu tun.
Ein rascher Blick auf ein miniaturisiertes Holobild, das seitlich rechts von seinem Gesicht mitschwebte, zeigte ihm, dass eine Gruppe von fünf Tefrodern in weniger als einer Minute freie Sicht auf die acht Flüchtlinge haben würde. Sie kamen von der linken Seite. Stumm, hoch konzentriert auf ihre Aufgabe.
»Folgt mir!«, flüsterte Julian Tifflor den Liebesdienerinnen zu, »ich bringe euch in Sicherheit.«
Die Darbidinen hielten sich an den Händen gefasst. Ihre schlangengleichen Körper wippten im gemeinsamen Rhythmus und verwirrten seine Sinne. Er sah weit ausladende Hüften, Brüste, schlanke und wohlgeformte Beine. Verlangende Körper, allemal eine Sünde wert. Selbst hier und jetzt, in dieser verzwickten Situation, täuschten die echsenähnlichen Wesen Lust und Verlangen vor. Instinktiv reagierten sie auf seinen Hormonhaushalt und signalisierten Paarungsbereitschaft.
»Hört gefälligst auf damit!«, herrschte Tifflor sie an. »Ich will euch helfen. In den nächsten Sekunden kommen ein paar ganz üble Burschen um die Ecke, die euch ans Leder beziehungsweise an die
Schuppenhaut wollen. Wir müssen flüchten.«
Drei der Darbidinen nickten in typisch menschlicher Manier. Die Lustdienerinnen vertrauten - wie sie es immer taten - ihrem stark ausgeprägten Instinkt. Sie vertrauten ihm.
Für einen Augenblick erspähte Tiff die wahren Gesichter hinter den vorgetäuschten Abbildern. Er sah schuppige, braune Gesichter, von stechend blauen Glubschaugen beherrscht. Der Moment verging. Brünette, blonde und rothaarige Schönheiten verdrängten den Blick auf die Wahrheit.
Wohin? Der Weg zurück war versperrt. Sie wären den Tefrodern in die Arme gelaufen.
Denk nach, Tiff, denk nach...
Die Konservierungsflüssigkeit! Sie würde mit etwas Glück die Infrarotspuren der Liebesdienerinnen überdecken. Er nestelte den Multitester aus dem schmalen Fach am rechten Oberarm. Der Beckenrand befand sich auf Kopfhöhe. Er tastete darüber hinweg und ließ das Gerät kurz in der dunklen Brühe versinken.
Die Analyse geschah innerhalb weniger Augenblicke. Die Flüssigkeit war seit langer Zeit nicht mehr zweckgemäß eingesetzt worden. Die chemisch beigemengten Konservierungsstoffe waren, wie in der Trümmerbrücke nicht anders zu erwarten, billig. Sie hatten sich aus der Verbindung gelöst und waren, da schwerer als Wasser, zu Boden gesunken. Nahe der Oberfläche erschien ein kurzes Bad ungefährlich.
»Da hinein, so rasch wie möglich!«, flüsterte er. »Wirbelt das Wasser ja nicht auf.«
Die Darbidinen gehorchten. Bislang hatte keine der Liebesdienerinnen ein Wort gesprochen. Nur selten hörte man von diesen seltsamen Lebewesen eine Silbe. Sie kommunizierten hauptsächlich mit der Sprache ihrer Körper - und das fast immer erfolgreich.
Sie stemmten sich hoch, eine nach der anderen. Schlangengleich glitten sie über den Rand hinweg, tauchten ein.
Tifflor wehrte sich mit geringem Erfolg gegen die Trugbilder. Sie gaukelten ihm prachtvoll geformte Hintern vor. Beine, so sanft und schön, dass er sie berühren und fest packen wollte.
Die letzte Darbidine war in Sicherheit. Hastig vernichtete er mit einem Spray, den ihm Zhana mit auf den Weg gegeben hatte, letzte Spuren der Liebesdienerinnen. Die »intelligente« Flüssigkeit überdeckte die Hitzeablagerungen. Dann wuchtete auch er sich hoch. Er hörte die Schritte der Tefroder, wollte sich nicht mehr umdrehen. Jede Zehntelsekunde vergeudeter Zeit mochte über Leben und Tod entscheiden. Einen Moment lang balancierte er über dem Rand des Beckens, ließ sich dann so sanft wie möglich ins Wasser gleiten. Der Schutzhelm klappte selbsttätig zu. Ihm konnte nichts passieren.
Wellen schwappten über ihm zusammen. Die Flüssigkeit war zäh und kam bald wieder zur Ruhe.
Tifflor schaltete den Anzug auf tot und stellte jegliche Bewegung ein. Der Auftrieb genügte, um ihn auf halber
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